Pressemitteilung | Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) - Hauptgeschäftsstelle

Aus Handlungsdruck wird Chancennutzung

(Bremen) - Am Vortag zur 13. Nationalen Maritimen Konferenz treffen sich die deutschen Akteure, die in einem Boot sitzen, wenn es um die Umsetzung der geplanten Offshore-Wind-Ausbauziele der Bundesregierung geht, im Bremer Büro des Übertragungsnetzbetreibers TenneT. Die Gruppe kam zusammen nachdem vor einem Jahr Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck einem Runden Tisch Werften für die Offshore-Windindustrie initiiert und die Industrie aufgefordert hatte, Vorschläge für erforderliche Maßnahmen vorzulegen. An der daraus entstandenen Arbeitsgruppe unter der Führung des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) beteiligen sich unterschiedliche Akteure aus der Schiffbau- und Offshore-Windindustrie, der Industrieverband für Wind und Wasserstoff WAB e.V. gemeinsam mit Mitgliedsunternehmen - mit fachlicher Unterstützung der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE. Im Dezember lieferten sie ihren Maßnahmenkatalog ab- Zeit für eine Zwischenbilanz.

Klar ist, die Energiewende auf See leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag für den dringend benötigten Klimaschutz. Er eröffnet auch enorme Chance für industrielle Wertschöpfung und stärkt die energiepolitische Souveränität Deutschlands. Allein im Schiffbau rechnet der Verband mit bis zu 9000 zusätzlichen Arbeitsplätzen für die Realisierung der Ausbauziele für die Windenergie auf See. Für die Offshore Industrie wird insgesamt von rund 30.000 Beschäftigte ausgegangen. Bis 2030 sollen 30 Gigawatt Offshore Windenergie, bestenfalls mehr als 40 Gigawatt bis 2035 und bisher 70 Gigawatt bis 2045 für die Stromerzeugung ausgebaut werden. Auch sollen bis zu zehn Gigawatt grünen Wasserstoff in Nord- und Ostsee produziert werden. Doch damit das gelingt, müssen in der gesamten Wertschöpfungskette zügig Investitionsentscheidungen getroffen werden können, um entsprechende Produktionsanlagen aber auch Ausbildungsstätten auf- bzw. auszubauen.

Deutschland darf dem leider auch hierzulande immer noch anzutreffenden Irrglauben, man könne alle erforderlichen Werkzeuge, Anlagen und Dienstleistungen einfach auf dem Weltmarkt beschaffen, nicht länger nachhängen. Ohne eigene Kapazitäten entstehen nicht nur neue Abhängigkeiten, sondern auch sicherheitsrelevante Risiken. Zudem zeichnen sich schon jetzt erhebliche Engpässe ab, die künftig noch weiter zunehmen werden. Die Lieferkettenstörungen der letzten Jahre haben bereits verdeutlicht, welche Folgen eingeschränkte Verfügbarkeiten nach sich ziehen.

In der maritimen Industrie ist in den zurückliegenden 12 Monaten viel Zuversicht gewachsen, dass die Ausbauziele auch tatsächlich realisiert werden und mit einem zielführenden regulatorischen Rahmen Grundlage für einen nachhaltigen Geschäftserfolg bedeuten können. Deutsche Werften spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Neben dem Bedarf an Plattformen wird es auch eine stark steigende Nachfrage an Schiffen geben, die für den Offshore-Wind Hochlauf unabdingbar sind. Viele Unternehmen haben ihre technischen Konzepte fertiggestellt und entsprechende Investitionspläne ausgearbeitet. Diese bauen entscheidend auf vorhandenes Know-how und industrielle Kapazitäten auf. Ein gesundes Kerngeschäft ist für die Werften Voraussetzung, um die Offshore Produktion erfolgreich zu entwickeln. Ohne die Mitwirkung des Schiffbaus sind die deutschen Ausbauziele für die Offshore Windenergie nicht zu erreichen. Beide Industriezweige gehören essenziell zusammen und müssen zusammen entwickelt werden.

Ein zentraler Baustein für den Startschuss der erforderlichen Investitionen sind insbesondere praxisgerechte, d.h. mittelstandsgerechte Finanzierungsinstrumente und ein sinnvolles, der lokalen Lieferkette dienliches Ausschreibungsdesign.

Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft: "Die deutsche maritime Industrie kann in den kommenden Jahren enorm von dem Offshore-Ausbau profitieren. Das ist ein globaler Wachstumsmarkt, deutsche Technologie und Know-how ist heute schon führend und weltweit nachgefragt. Unternehmen, die jetzt zügig in diesem Markt investieren, werden einen Wettbewerbsvorteil haben. Zudem ist es für die Energiewende unabdingbar, dass die maritime Industrie jetzt zügig die Produktionskapazitäten hochfährt. Allein Deutschland braucht ca. 35 Konverterplattformen in den kommenden Jahren, um Schritt-für-Schritt Offshore-Windparks an das Stromnetz anzuschließen. Von staatlicher Seite werden wir diesen Hochlauf tatkräftig unterstützen."

Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer VSM: "Der Offshore-Boom ist für die deutsche Schiffbauindustrie eine enorme Chance, ein zusätzliches Standbein zu entwickeln. Wir sind dabei durchaus selbstbewusst, weil wir die erforderlichen Lösungen anbieten können und wissen, dass wir gebraucht werden. Die konstruktive Arbeit mit allen Partnern insbesondere der WAB e.V. und ihren Mitgliedern sowie der Stiftung Offshore-Windenergie geht voran. Wir warten gespannt auf die frischen Impulse von der Nationalen Maritimen Konferenz."
"Neben einer engen Abstimmung zwischen Politik und Wertschöpfungsvertreter:innen, einer Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive, einem Ausschreibungsdesign mit nachhaltigen Qualitätskriterien wie dem CO²-Fußabdruck über die gesamte Wertschöpfungskette, geeignete Finanzierungsmodelle und Rahmenbedingungen zur Sicherung systemrelevanter Infrastruktur ist der Wille zur Zusammenarbeit der Unternehmen entscheidend. Nur so können die genannten Potenziale für mehr Klimaschutz, mehr Beschäftigung, wachsendes Auftragsvolumen und die schnellere Umsetzung der maritimen Energiewende realisiert werden. Unser Ziel ist die Realisierung des Wertschöpfungspotenzials der Energiewende wirtschaftlich zu ermöglichen, um die Ausbauziele erreichen zu können, sagt Heike Winkler, Geschäftsführerin WAB e.V.

Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE ergänzt: "Offshore Wind hängt in ganz besonderem Maße von der maritimen Wirtschaft ab. Es ist zudem ein Sektor mit hohen Markteintrittsbarrieren und enorm langen Vorlaufzeiten. Das bedeutet, dass die Weichen für die maritime Wirtschaft sprichwörtlich heute gestellt werden müssen, sonst steht der Erfolg der Ausbauziele Ende der 20er Jahre auf der Kippe."

Quelle und Kontaktadresse:
Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) - Hauptgeschäftsstelle Pressestelle Steinhöft 11, 20459 Hamburg Telefon: (040) 280152-0, Fax: (040) 280152-30

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