Pressemitteilung | Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)

Augen prophezeien frühzeitig Schlaganfall und Herzinfarkt

(Düsseldorf) - 250.000 Männer und Frauen in Deutschland erleiden nach Schätzung der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe jährlich einen Schlaganfall. Oft sind schon junge Menschen betroffen. Obwohl bekannt ist, dass davon rund 100.000 Schlaganfälle durch eine rechtzeitige Behandlung vermieden werden können, bleiben die meisten Vorsorgemöglichkeiten ungenutzt. Schnell durchführbare, moderne Diagnosemethoden erlauben jetzt endlich die Kontrolle der Gehirndurchblutung ohne langwierige und komplizierte Untersuchungsprozeduren. Augenärzte können mit einem geschulten Blick durch die Pupille auf die Netzhaut blicken und anhand der Blutgefäße im Auge Rückschlüsse ziehen auf das gesamte Gefäßsystem des Körpers. Die Gefäße auf der Netzhaut werden ebenso wie das Gehirn über die Halsschlagadern versorgt. Über diesen Zusammenhang lässt sich eine Schädigung der Gehirnarterien jetzt problemlos an der Augennetzhaut ablesen. Prof. Bernd Bertram, zweiter Vorsitzender des Berufsverbands der Augenärzte (BVA), betont die Notwendigkeit einer regelmäßigen, vorsorglichen Augenuntersuchung: "Augenärzte sind nicht nur für die Erkennung und Behandlung von Augenkrankheiten zuständig, sondern sie sind auch in der Lage, Hinweise auf schwerwiegende Erkrankungen des Gesamtorganismus zu erkennen. So kann die Behandlung von Durchblutungsstörungen rechtzeitig erfolgen und den Patienten vor einem möglichen Schlaganfall oder Herzinfarkt bewahren".

Auge in Auge mit dem Herzinfarkt

Hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck oder Diabetes sind Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen und Indizien für einen gefährlichen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Aber keine Blutuntersuchung und keine Blutdruckmessung gibt so eindeutig Auskunft über bedrohliche Arterienverengungen wie ein Blick ins Auge. Erhöhter Blutdruck kann z.B. auch ein Zeichen kurzfristiger Aufregung oder Anstrengung sein. "Ein solcher stressbedingter Bluthochdruck würde nicht zu einer sichtbaren Veränderung der Blutgefäße im Auge führen", weiß Prof. Bertram. "Finden sich jedoch auf der Netzhaut des Patienten verengte Arterien, ist dies ein Zeichen für eine verschlechterte Blutversorgung des Körpers". Die Netzhautbeobachtung gibt mit einfacher Methode zuverlässig Auskunft über den Zustand der Blutgefäße. Die Untersuchung der Augen an einem Mikroskop mit einer Lupe gehört zu den üblichen Vorsorgemaßnahmen bei einem Augenarztbesuch. Eine solche Untersuchung der Augennetzhaut ist im Gegensatz zu einer Röntgendarstellung der Gefäße mit der Injektion eines Kontrastmittels schnell durchgeführt und liefert sofort Gewissheit über den Zustand der Augengefäße, die wiederum unverzüglich Rückschlüsse auf die Gesundheit der anderen Gefäße z.B. am Herzen oder im Gehirn erlaubt.

Im Screening Projekt "T@lking Eyes" kooperieren die Partner Univ.-Augenklinik Erlangen-Nürnberg, Public Health Unit der Univ. Erlangen-Nürnberg, Siemens, eEyeCare, Siemens Betriebskrankenkasse und das Bayerische Gesundheitsministerium. In diesem Projekt wird eine umfangreiche Studie zur Vorsorge von Schlaganfall durchgeführt. Der Patient blickt in die Kamera, es blitzt, fertig. Mit einer speziellen Non-Mydriatik-Kamera für Netzhautfotografie kann der Augenarzt in Sekundenschnelle eine Aufnahme machen. Per digitaler Datenübertragung wird das Bild direkt im Anschluss an den Computer im Zentrum für Präventive Augendiagnostik in Erlangen weitergeleitet, auf dem Bildschirm betrachtet und mit einem Computerprogramm ausgewertet. Prof. Michelson von der Universitätsaugenklinik Erlangen-Nürnberg ist von der neuen Untersuchungsmethode überzeugt: "Das Gefäßsystem der Augennetzhaut, das mit dieser Methode sichtbar gemacht werden kann, gibt nicht nur Auskunft über die Durchblutung des Auges und den Augeninnendruck. Vielmehr lässt der Zustand der Netzhautgefäße tief blicken - so können wir damit das Risiko einer gestörten Blutversorgung von Herz und Gehirn ermitteln". Zeigt das Fundusfoto z.B. schmale Äderchen mit schwachen Scheidewänden ist dies ein Anzeichen dafür, dass bereits erste Gefäßveränderungen durch einen lange bestehenden und schlecht eingestellten Blutdruck aufgetreten sind. Da die Netzhautgefäße sich ähnlich verhalten wie Gehirngefäße, ist davon auszugehen, dass die Hirngefäße in diesem Fall ebenso durchlässig sind für Blut und Fette wie die schmalen Äderchen des Auges. Nach einer solchen Diagnose schlägt der Augenarzt Alarm. Der Patient sollte dringend sein Gefäßsystem überprüfen lassen und für eine verbesserte Blutdruckeinstellung sorgen, um einem Schlaganfall vorzubeugen. So kann er eine Schädigung des Gehirns rechtzeitig verhindern - und das alles mit Hilfe eines einzigen Netzhautfotos. Die Uniklinik Erlangen überprüft derzeit die Machbarkeit eines nationalen Vorsorgeprojektes gegen Schlaganfall. In dem derzeit laufenden Präventions-Projekt gegen Schlaganfall "T@lking Eyes" wurden bisher die Augen von über 4.000 Versuchspersonen untersucht, weitere 6.000 sind geplant. Anhand der Ergebnisse dieser Studie können bevölkerungsübergreifende Aussagen gemacht und eine überregionale Ausdehnung dieser Untersuchungsmethode geplant werden. Nach ersten gesicherten Erkenntnissen werden Augenkontrollen jetzt immer wichtiger als Vorsorgeuntersuchung für verschiedenste Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall etc. ...

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) Postfach 30 01 55 40401 Düsseldorf Telefon: 0211/4303700 Telefax: 0211/4303720

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