Aufsichtsratsvergütung: transparent, erfolgsbezogen und anreizkompatibel / Towers Perrin und Deutsches Aktieninstitut entwickeln praxisorientiertes Modell zur erfolgsorientierten Vergütung von Aufsichtsräten
(Frankfurt am Main) - Das Deutsche Aktieninstitut e.V. und die Unternehmensberatung Towers Perrin haben gemeinsam ein Modell zur zeitgemäßen Vergütung von Aufsichtsräten börsennotierter Gesellschaften entwickelt. Das Modell greift die Bestimmungen des Deutschen Corporate Governance Kodexes auf und gibt erstmals konkrete Umsetzungsempfehlungen. Die Unternehmen können das flexible Modell abhängig von ihrer Größe und Branche spezifisch auf ihre Bedürfnisse bei der Vergütung von Aufsichtsratsmitgliedern zuschneiden.
Sowohl Towers Perrin als auch das Deutsche Aktieninstitut haben in früheren Studien festgestellt, dass die eher allgemein gehaltenen Vorgaben des Deutschen Corporate Governance Kodexes weiterer Konkretisierung bedürfen, erläutert Prof. Rüdiger von Rosen, Leiter des Deutschen Aktieninstituts, die Beweggründe für die Entwicklung des Modells. Michael Kramarsch, Managing Partner bei Towers Perrin, ergänzt: Gerade durch die in jüngster Zeit gestiegene Verantwortung und Belastung der Aufsichtsräte an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Eigentümern nimmt die Vergütung eine herausragende Stellung ein. Das Modell spiegelt diesen Bedeutungszuwachs wider und unterstützt Unternehmen mit konkreten Handlungsleitlinien.
Modell honoriert Mehraufwand
Ein zentraler Aspekt des Modellvorschlags ist die nach Aufwand differenzierte Vergütung für Ausschussmitgliedschaft, Ausschussvorsitz, stellvertretendem Aufsichtsratsvorsitz und Aufsichtsratsvorsitz. Um keine falschen Anreize zu setzen, kann die maximal mögliche Aufsichtsratsvergütung durch Funktionskumulation begrenzt werden.
Grundlegende Elemente des Modellvorschlags
Entsprechend des neuen Modellvorschlags sollte eine Vergütungsstruktur zur Hälfte aus fester Vergütung und zur Hälfte aus erfolgsorientierter variabler Vergütung bestehen. Die variable Vergütung sollte sich wiederum zur Hälfte aus jährlicher und langfristiger Vergütung zusammensetzen. Ein höherer variabler Teil würde unter Umständen ein zu hohes Gewicht auf den Unternehmenserfolg und zu wenig Gewicht auf die Kontrolltätigkeit legen. Das Gleichgewicht der kurz- oder langfristigen Vergütung innerhalb des variablen Anteils trägt der Doppelfunktion des Aufsichtsrates als Kontrolleur und Strategiebegleiter Rechnung.
Bei der Ausgestaltung der jährlichen Tantieme sind im Wesentlichen die Faktoren Performance-Standard, Bemessungsgrundlage und Auszahlungsfunktion zu beachten. Häufig basieren Tantiemesysteme für Führungskräfte und auch Vorstände auf dem Erreichen von Planwerten. Diese Bemessungsgrundlage ist für Aufsichtsratstantieme jedoch ungeeignet. Vielmehr sollten absolute Performance oder Peer-Group-Vergleiche als Parameter herangezogen werden. Bei der Auswahl der Bemessungsgrundlagen sollten Ergebnisgrößen der internationalen Rechnungslegung (EBIT, EBITDA etc.) zur Anwendung kommen. Die Auszahlungsfunktion sollte eine mindestens zu erreichende Performance als Voraussetzung für die Auszahlung der Tantieme festlegen. Die Formel muss verständlich und transparent sein und sollte die Entwicklung des Unternehmenserfolgs abbilden.
Für die langfristige erfolgsorientierte Vergütung schlagen Towers Perrin und Deutsches Aktieninstitut die Anlehnung an die Entwicklung des um Dividenden und Kapitalmaßnahmen bereinigten Aktienkurses vor. Damit wird der Funktion des Aufsichtsrates als Mittler zwischen Aktionären und Unternehmensführung Rechnung getragen.
Öffentliche Verfügbarkeit des Modells
Der Modellvorschlag ist Gegenstand des Hefts 23 der Schriftenreihe Studien des Deutschen Aktieninstituts, das im Internet unter www.dai.de verfügbar ist. Nach einer kurzen Einführung in die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die aktuelle Marktpraxis der Aufsichtratsvergütung wird das Modell dargestellt und erläutert. Beispielhafte Berechnungen zur Verdeutlichung des Einflusses bestimmter Faktoren auf die Vergütung runden die Ausgabe ab.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Aktieninstitut e.V. (DAI)
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