Aufschwung in Deutschland intakt / steigende EZB-Leitzinsen absehbar
(Berlin) - Die höhere Volatilität an den Finanzmärkten stellt nach Ansicht der Chefvolkswirte der VÖB-Mitgliedsbanken keine Bedrohung für die Weltwirtschaft dar. In Deutschland sei der Aufschwung intakt, in den Vereinigten Staaten werde sich das Wachstum 2007 und 2008 zwischen 2 und 3 Prozent bewegen. Damit bleibe die gegenwärtige Phase hohen weltwirtschaftlichen Wachstums bestehen, die nicht zuletzt durch die stärkere Integration großer Schwellenländer in die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung beeinflusst ist und die der Weltwirtschaft die höchsten Wachstumsraten seit 40 Jahren beschert.
Die Finanzmärkte erlebten gegenwärtig das Durchwirken einer gestrafften Geldpolitik der Notenbanken. Weltweit hätten die Zentralbanken in den vergangenen Jahren die Notenbankzinsen angehoben, da die starke Konjunktur zu Risiken für die Geldwertstabilität führe. An den Kapitalmärkten werde diese Normalisierung der Geldpolitik dazu führen, dass die fundamentalen Bestimmungsfaktoren der Kursbildung wieder stärker in den Vordergrund treten. Dass auf diese Weise Bewertungsübertreibungen in einigen Segmenten abgebaut und die mit der Finanzanlage verbundenen Risiken wieder angemessen gewichtet würden, sei ein heilsamer Effekt. Ein Beispiel hierfür sei die Neubewertung der Risiken des so genannten Sub-prime-Segmentes des US-amerikanischen Hypothekenmarktes. Umgekehrt gebe es aber auch Segmente wie etwa die Aktienmärkte, in denen die gegenwärtige Bewertung durch die Fundamentaldaten besser untermauert sei.
Nach Ansicht der VÖB-Chefvolkswirte steht insbesondere der deutschen Volkswirtschaft ein anhaltender Aufschwung bevor. 2007 werde sich das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte erstmals seit 2001 wieder um gut 2 Prozent erhöhen, in erster Linie infolge steigender Beschäftigung aber auch höherer Lohnabschlüsse. Die Chefvolkswirte erwarten für 2007 einen weiteren Stellenaufbau um etwa 360.000 bei einer zum Jahresende auf 9,6 Prozent gesunkenen Arbeitslosenquote. Damit stünden die Bedingungen für den privaten Konsum so günstig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Zwar werde im Durchschnitt des laufenden Jahres der private Konsum real nur geringfügig zunehmen. Angesichts der Mehrwertsteuerbelastungen zu Jahresbeginn seien dies jedoch ein Erfolg und eine gute Basis für einen deutlichen Konsumzuwachs 2008. Insgesamt sei im Jahr 2007 mit einem Zuwachs des realen Bruttoinlandsproduktes von gut 2 Prozent zu rechnen. Die Kehrseite des Aufschwungs bestehe in einem früh einsetzenden verstärkten Kosten- und Preisauftrieb und damit einer erhöhten Wachsamkeit der Europäischen Zentralbank. Vor diesem Hintergrund rechnen die Ökonomen mit einem EZB-Leitzins von 4 bis 4,5 Prozent auf Sicht von zwölf Monaten.
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