Aufforderung an Außenminister Fischer gegen Jungfrauentests in der Türkei zu protestieren
(Tübingen) - In der Türkei sollen Schülerinnen medizinischer Oberschulen wieder auf ihre Jungfräulichkeit hin untersucht werden können. Nach Berichten der Nachrichtenagentur AP vom 16. Juli erließ der türkische Gesundheitsminister Osman Dürmus eine entsprechende Anordnung.
Die Tübinger Menschenrechtsorganisation für Frauen TERRE DES FEMMES verurteilt diese Anordnung scharf und fordert Außenminister Joschka Fischer auf, dagegen beim zuständigen Minister in der Türkei zu protestieren.
Diese Anordnung verletzt die Rechte der Mädchen auf Freiheit und körperliche Unversehrtheit. Sie widerspricht der UN-Menschenrechts-Charta und den Normen und Werten der Europäischen Union, deren Mitglied die Türkei werden möchte, so Sabine Hensel, Referentin für islamische Gesellschaften bei TERRE DES FEMMES.
Zeitungsberichten zufolge betrifft die neue Regelung nur Frauen die an medizinischen Oberschulen zu Krankenschwestern oder medizinisch-technischen Assistentinnen ausgebildet werden. Mit dieser Einschränkung solle das seit zwei Jahren bestehende Verbot der Jungfrauentests umgangen werden. Dieses war erlassen worden, nachdem mehrere junge Frauen versucht hatten, sich das Leben zu nehmen, um der entwürdigenden Untersuchung und ihren Folgen zu entgehen.
Fehlt bei einem Test das Jungfernhäutchen (was auch naturbedingt sein kann), tragen die jungen Frauen schwere Konsequenzen bis hin zum Mord. Die Frauen werden in der Regel der Schule verwiesen und müssen ihre Ausbildung abbrechen. Dies treibt sie häufig in die Prostitution als einzige verbleibende Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Darüber hinaus ist ihr Leben bedroht. Viele Frauen, die sich in den Augen ihrer männlichen Familienmitglieder unehrenhaft verhalten haben, werden ermordet, um die Ehre der Familie wiederherzustellen, erklärt Hensel. Vor Gericht werden derartige Morde in der Türkei milde beurteilt, weil die Frauen durch ihr unehrenhaftes Verhalten ihren Mord selbst provoziert hätten.
TERRE DES FEMMES fordert Außenminister Fischer auf, gegenüber der Türkei klarzustellen, dass diese Anordnung mit den Werten der Europäischen Union unvereinbar und somit unverzüglich wieder zu annullieren ist.
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TERRE DES FEMMES e.V.
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