Pressemitteilung | k.A.

Aufbruchstimmung auf der IFA 2003

(Hannover) - Statement von Dr. Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) auf der gfu-Wirtschafts-Pressekonferenz am 26. August 2003.



Die Highlights der diesjährigen IFA lassen sich kurz in zwei Sätzen zusammenfassen. Erstens, die IFA bringt in Produktbereichen, die uns bis dato eher als technische Trends begleiteten, nun den Marktdurchbruch mit einer faszinierenden Vielfalt neuer Geräte. Und zweitens, für das Eintrittsticket wurde noch nie so viel geboten wie auf der IFA 2003.

Um zu erläutern, was dahinter steckt, sind allerdings mehr als zwei Sätze erforderlich: Zum Beispiel die allfälligen Erläuterungen zu Digitalisierung und Konvergenz. Seit Jahren wird an dieser Stelle eher akademisch gesprochen, über

- Digitalisierung, also die Umstellung von immer mehr Medien und Geräten auf die Digitaltechnik und über
- Konvergenz, also die daraus resultierende Verschmelzung von Technologien, Branchen, Medien und Vertriebsstrukturen.

Jetzt, im Jahr 2003, kann man erkennen, wie Digitalisierung und Konvergenz in wirtschaftliche Strategien, in kommerzielle Erfolge und in marktreife Produkte umgesetzt werden. Und wie die Kunden – Handel und Konsumenten – erfahren, was sie davon haben. Die IFA bietet dafür nicht nur den passenden Anlass, sondern auch reichlich Anschauungsmaterial.

Weg und Ziel zugleich: Branchenübergreifende Zusammenarbeit

So viel ist per heute klar: Wir denken nicht mehr in den Kategorien der klassischen Branchen, sondern in Wertschöpfungsketten. Die neuen Chancen lassen sich nur deshalb nutzen, weil viele, bald möglichst alle, die in den Konvergenzprozess einbezogen sind, gemeinsam handeln.

Das war in der Praxis nicht so einfach wie es klingt. Da mussten nämlich Menschen und Institutionen zusammen kommen, die zuvor wenig oder nichts miteinander zu tun hatten, vielleicht sogar nichts miteinander zu tun haben wollten. Umso wichtiger waren Vorarbeiten, wie sie in der vom Wirtschaftsministerium moderierten „Initiative Digitaler Rundfunk (kurz: IDR)“ geleistet wurden. Dort saßen erstmals alle Beteiligten, und damit auch kontroverse Meinungen, am runden Tisch. Das Ergebnis war ein Szenario für die mittel- und langfristige Einführung von digitalem Radio und Fernsehen. Auch die interdisziplinär aufgestellte „Deutsche TV-Plattform“ und das vom Senat für Wirtschaft initiierte „Projekt Zukunft – Berlin in der Informationsgesellschaft“ stellen längst wichtige neutrale Plattformen zur Verfügung.

Überhaupt sind hier in Berlin die Resultate der interdisziplinären Zusammenarbeit sehr vorzeigbar: Der erfolgreiche Umstieg auf das digitale Fernsehen via Antenne, DVB-T, ist der Tatsache zu danken, dass Rundfunkanstalten, Netzbetreiber, die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), die Geräteindustrie und der Fachhandel gemeinsames Handeln beschlossen und realisiert haben. Hätte nur einer aus dieser Wertschöpfungskette gefehlt, dann hätten die „terrestrischen“ Zuschauer noch immer keine störungsfreie digitale Bildqualität, und sie könnten nicht zwischen 27 statt vorher durchschnittlich sieben Programmen wählen.

Zum Thema „ branchenübergreifende Zusammenarbeit“ noch ein ganz anderes Beispiel – wenn Sie erlauben, aus meinem eigenen Haus. Da haben wir gemeinsam mit Gira und Miele ein Vernetzungsszenarium im Haushalt entwickelt: Eine Küche, von der aus nützliche Statusmeldungen wie "Gefrierschrank offen" oder "Backvorgang beendet" auf den Bildschirm des Fernsehers gesendet werden. Einbezogen sind auch Licht- und Jalousie-Steuerung mit der TV-Fernbedienung sowie ein Homeserver, über den beispielsweise Besucher an der Haustüre auf dem Fernsehbildschirm erscheinen und weitere Applikationen via Fernseher im vernetzten Haus möglich werden.

Die ganze IFA ist inzwischen ein Musterbeispiel für Konvergenz „zum Anfassen“. Die konzeptionelle Neuorientierung, vor vier Jahren eingeleitet, ist jetzt Realität: In diesem Jahr präsentieren sich unter dem Funkturm sechs Anbieter-Segmente – mit einer Fülle von Produkten, die auf vielseitige Nutzung oder Vernetzung in multimedialen Infrastrukturen zugeschnitten sind.

Konvergenz – eine Jobmaschine

Auch Hausgeräte – das reicht bis zu Klima- und Heizungsanlagen – nutzen digitale Technik. Sie sind daher ebenfalls in den Konvergenzprozess einbezogen. Ähnliches gilt für die Elektronik in Kraftfahrzeugen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. In Singapur wird DVB-T bereits dazu verwendet, Fahrgäste in den Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs zu informieren. In New York wird DVB-T für die Versorgung von Polizei und Feuerwehr mit im Notfall wichtigen Informationen (Gebäudeplänen, Ansichten etc.) genutzt. DVB-T stellt eine Basistechnik für Datenübertragungs-Anwendungen dar, die sich – weil digital – mit praktisch beliebigen anderen digitalen Anwendungen kombinieren lässt.

Auf der IFA kann jeder kennenlernen, wie diese Entwicklung weiter geht: Die neuen digitalen Rundfunktechnologien lassen sich – sind sie erst eingeführt – für neue Unterhaltungs-, Informations- und Kommunikationsdienste nutzen. Sie lassen sich regionalisieren, sogar personalisieren, individuellen Wünschen anpassen, und sie lassen sich optimal mit dem – ebenfalls digitalen – Mobilfunk kombinieren.

Die konvergente digitale Welt, um mal die Spannweite anzudeuten, reicht vom Fernseher bis zur Klimaanlage, vom Netzbetreiber bis zum Endgerätehersteller, von Nachrichtenagenturen bis zu öffentlichen Verkehrsträgern. Dafür werden Handwerker, Techniker, Journalisten, Experten aller Art gebraucht. Überall wird nach Jobmaschinen gerufen – in der Konvergenz steckt eine. Sie wird gerade angeworfen – vorausgesetzt, dass weiterhin und immer effizienter branchenübergreifend gedacht und gehandelt wird.

Dazu sind keine staatlichen Fördermittel erforderlich. Der Staat ist gefordert, indem Ministerien, Behörden und europäische Gremien an international anwendbaren offenen Standards mitwirken müssen. Das übrige kann die Wirtschaft leisten. Der ZVEI hat beispielsweise im Rahmen seines Fachverbandes Consumer Electronics eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Diese GoMobile! genannte Initiative bietet allen Beteiligten der Wertschöpfungskette eine gemeinsame Plattform für neuartige Anwendungen im Bereich mobiler digitaler Datendienste. Dabei geht es vor allem um die erweiterte Nutzung der für den digitalen Rundfunk und den Mobilfunk entwickelten Technologien.

Zielrichtung: Intelligentes Heim

Auf der IFA 2003 wird – auch das war vor vier Jahren noch nicht erkennbar – demonstriert, wie das häusliche Leben dank Heimnetz einfacher wird, wie es Ressourcen schont und ganz einfach mehr Spaß macht. Techniken, die sich in der Computerwelt längst bewährt haben – etwa Ethernet, Bluetooth oder Wireless Lan – integrieren jetzt Unterhaltungselektronik ins intelligente Haus. Schnittstellen zu solchen Netzwerken gibt es in Heimkino-Anlagen, in DVD-Playern, in Festplatten-Recordern, in Multimedia-Fernsehern und in speziellen Medien-Centern, die vieles, was im Netz an Bild und Ton angeboten wird, decodieren und an Fernseher und HiFi-Anlagen weiterleiten. Damit verschwinden die letzten Barrieren zwischen Unterhaltungselektronik, Kommunikations- und Informationstechnik, auch wenn es von der Anwenderseite her klare Differenzierungen gibt. Der nächste logische Entwicklungsschritt, auf den sich die Consumer Electronics zubewegen, ist das intelligente Heim.

Das intelligente Heim ist Konvergenz pur. Hier liegt der wohl wichtigste strategische Ansatz für die Umsetzung von Digitalisierung und Konvergenz in wirtschaftlichen Erfolg. Daher wurde zu diesem Thema auch eine spezielle Vortragsveranstaltung („e/home update“ am 02.09.) für die IFA 2003 organisiert.

IFA als Trendsetter

Die Frage, was die Konsumenten – und der Fachhandel – von den neue Produkten und Dienstleistungen haben werden, stellt sich 2003 nicht mehr. Jetzt kann man wirklich mit dem Mobiltelefon fotografieren, die Bilder ins Internet stellen, am PC bearbeiten, in einer Settop-Box archivieren, auf eine DVD brennen und im Heimnetz drahtlos den Mitbewohnern auf dem Fernseher zugänglich machen.

Das Jahr 2003 bringt Vieles in Schwung. Auch die Einführung der Multimedia-Home-Platform (MHP) ist in vollem Gange. Die MHP erfüllt die Anforderungen der entsprechenden EG-Richtlinie an eine diskriminierungsfreie, offene Lösung, und die MHP schafft – die IFA dokumentiert das mit neuen Anwendungen und Geräten – eine einheitliche technische Basis zwischen der Welt des Rundfunks und der des Internets. MHP ist aus Konsumentensicht quasi die Sicherheit dafür, dass künftige Anwendungen, auch solche, die heute noch gar nicht erfunden sind, auf entsprechend ausgestatteten Empfangsgeräten nutzbar sind.

Die Entwicklung des Fernsehgerätes ist und bleibt für Konsumenten, erst Recht im Zeitalter des digitalen Fernsehens, besonders interessant. Dieses IFA-Jahr 2003 – da sind sich die Experten einig – wird als das Jahr des flachen Bildschirms in die Geschichte eingehen. Praktisch alle TV-Gerätehersteller werden neben Bildröhrengeräten auch LCD- und Plasma-Modelle oder Projektionsgeräte zeigen. Die traditionelle Bildröhre hat jedoch noch lange nicht ausgedient, bis heute bietet sie das beste Preis/Leistungsverhältnis, und es gibt sogar hoch innovative Systeme zur Bildverbesserung in Form der High-Definition-Bildröhre.

Das Heimkino – auch Home Cinema oder gar Home Theatre genannt – liegt voll im Trend. Das bedeutet: Breitbild-Fernsehgeräte, Bildprojektion, Surroundsound-Lautsprecheranlagen, Vernetzung und natürlich auch digitale Aufzeichnung.

DVD-Spieler sind inzwischen wahre Multimedia-Maschinen: Die meisten von ihnen können unterschiedliche optische Medien wiedergeben, sie bringen neben bewegten Bildern auch Fotos aus der Digitalkamera auf den Bildschirm. Einige besonders interessante DVD-Spieler nutzen den PC sogar für den Internet-Zugang, um auch von dort Bilder und Töne zu speichern und auf dem Fernseher oder der HiFi-Anlage wiederzugeben. Zu den besonders interessanten Exponaten dürften Multinorm-Geräte gehören, die neben Video-DVDs auch die neuen Tonträger-Formate, SACD und DVD-Audio, sowie verschiedenste CD-Formate abspielen.

In die Kategorie Videorecorder gehören inzwischen auch digitale DVD- und Festplatten-Recorder. Sie bieten Qualität und Komfort vom Feinsten. So werden sich viele Nutzer über die Möglichkeit freuen, die aktuell laufende Sendungen – noch während der Aufzeichnung –zeitversetzt ansehen zu können.

Größte HiFi-Messe der Welt

Auch wortwörtlich: In der IFA steckt diesmal Musik. Live-Konzerte im Sommergarten, TV-Konzert zur IFA Night, Topmanager der Musikindustrie auf der IFA. Eine umfassende Sonderschau zeigt darüber hinaus fast alles, was im internationalen HiFi-/High-End-Markt besonders gut und besonders edel ist – vom audiophilen Vinyl-Plattenspieler bis hin zu Mehrkanal-Anlagen. Die HiFi-/High-End-Show unter dem Funkturm ist nichts weniger als die größte HiFi-Messe der Welt.

Super-HiFi in digitaler Mehrkanal-Technik kann man mittlerweile sogar im Auto genießen. Auch beim mobilen Radiohören sorgt Digitaltechnik für mehr Genuss: DAB, das Digital Radio, steht für störungsfreien HiFi-Empfang, und seine zusätzlichen Datendienste bieten perfekten Komfort. So können die über DAB ausgestrahlten Verkehrsinformationen moderne Navigationssysteme unterstützen und ergänzen – auf der IFA wird gezeigt wie.

Auch im Audio-Bereich spielt die DVD inzwischen eine Rolle. Es gibt bereits rund 700 DVD-Audio-Titel. Rechnet man das Angebot der Super-Audio-CD (SACD) hinzu, umfasst das Repertoire schon fast 3.000 Musikproduktionen in extrem hoher Qualität. Viele davon sind in Mehrkanal-Technik aufgenommen.

Mobile Unterhaltung und Information

Kommunikation ist längst ein wichtiger Ausstellungsschwerpunkt. Nicht nur die existierenden Mobilfunktechnologien, auch UMTS wird selbstverständlich unter dem Funkturm präsent sein – als eine der Infrastruktur-Komponenten für den drahtlosen Austausch von Sprache, Bildern und Informationen aller Art. Der Trend zur Konvergenz erfasst auch die drahtlosen Netze wie GSM, UMTS, Wireless LAN oder Bluetooth. Die modernen mobilen Endgeräte nutzen oft mehrere Übertragungssysteme. Jüngste Handys demonstrieren den Trend: Mit Farb-Display und eingebauter Kamera erobern sie die visuelle Kommunikation: Alles, was per Foto eingefangen wird, lässt sich mit Hilfe ganz unterschiedlicher Technologien ins Internet, an ein anderes Handy, an einen Computer oder zur Fernseh-Diashow an eine Settop-Box versenden.

Die „Persönlichen Digitalen Assistenten“, PDAs und Smart-Phones, werden immer vielseitiger. Alles, was ihr Besitzer unterwegs zum Arbeiten und Kommunizieren benötigt, bieten die kleinen Maschinchen: Ganz gleich, ob es sich dabei um das Empfangen von E-Mails, um Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder die Möglichkeit der Navigation handelt.

Die IFA, das gilt auch 2003, ist eine Messe für digitale Fotografie. Dabei warten die digitalen Kameras nicht nur mit neuen Pixel-Rekorden auf. Komfort ist angesagt, gerade auch im Hinblick auf das Bearbeiten, Weiterleiten, Drucken und Archivieren der Schnappschüsse. Die Zusammenarbeit von Kamera und Computer wird immer einfacher.

Winzige Chipkarten, als Bildspeicher in jeder Digitalkamera genutzt, können auch Daten ganz anderer Art speichern. Zum Beispiel digitale Musik. Die passenden Abspielgeräte sind längst ernst zu nehmende Alternativen zu den Playern für digitale Scheiben. Wer unterwegs den Inhalt seiner gesamten CD-Sammlung in der Jackentasche tragen möchte, greift zu einem der neuen Festplatten-Recorder. Die zierlichen Jukeboxen können bis zu 600 Stunden Musik speichern. Das reicht für einen Musikvorrat von 25 Tagen.

Nicht zu vergessen das attraktive Angebot der Camcorder, jener Multimedia-Winzlinge, die inzwischen nicht nur Ton und bewegte Bilder, sondern auch Fotos in hervorragender Qualität aufnehmen können. Hier erobern sich neue Technologien neue Anwendungsbereiche: Das Magnetband bekommt Konkurrenz durch Speichermedien wie die DVD, die Festplatte und sogar durch Speicher-Chipkarten.

Lust am Neuen

„IFA 2003 – Die Lust am Neuen“, so steht es inzwischen an den Plakatwänden und Litfasssäulen. Tatsächlich werden auf der IFA Produkte angeboten, die für Konsumenten noch nie so spannend und interessant waren. Die Lust am Neuen wird auch den Fachhandel in ihren Bann ziehen. Es gibt viel zu präsentieren, viele Gründe, die Konsumenten ins Fachgeschäft einzuladen: Beratung und Nutzenargumentation werden wieder groß geschrieben.

Die Lust am Neuen schließt neue Konzepte ein, neue Möglichkeiten und neue Perspektiven. Überall sind die Zeichen der Zeit erkannt. Unternehmen und Institutionen nutzen die angebotenen Plattformen für branchenübergreifende Kooperation. Die Konsumenten können das Neue endlich anfassen. Mit einem Satz: Die IFA kann ihre oft erprobte Funktion als Konjunkturlokomotive fortsetzen. Es herrscht Aufbruchstimmung.

Quelle und Kontaktadresse:
gfu / Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik e.V. Borcherstr. 6a, 30559 Hannover Telefon: 0511/529999, Telefax: 0511/512848

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