Auch Vermietung will gelernt sein / Stellungnahme des Kieler Mietervereins zum Artikel Leerstand ist billiger als Vermietung in den Kieler Nachrichten vom 23. April 2008
(Kiel) - Die Schlussfolgerung, Wohnungen lieber leer stehen zu lassen als zu vermieten, wie sie in diesem Artikel als logische Konsequenz der Probleme in Mettenhof dargestellt wird, kann nicht unwidersprochen bleiben. Vorweg: Mieter, die ihre Wohnung so verwüsten wie in dem Bild dargestellt, brauchen intensive soziale Betreuung, die am Ende alle Male preiswerter ist, als zuzulassen, dass sie in der nächsten Wohnung das gleiche Chaos anrichten. Hier sind die städtischen Dienste gefordert. Ein Vermieter jedoch, der es zulässt, dass Mietschulden auflaufen, die sich auf Tausende summieren, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Jobcenter und Sozialamt zahlen sehr wohl unmittelbar an den Vermieter, wenn dieser glaubhaft darlegen kann, dass die an den Mieter unmittelbar ausgezahlten Beträge für die Miete anderweitig verwendet werden.
Briefkästen, die so aussehen wie in diesem Artikel abgebildet, sehen nicht erst seit gestern so aus. Wer über einen längeren Zeitraum zulässt, dass die Verwahrlosung der Liegenschaft einen förmlich an jeder Ecke anspringt, kann nicht erwarten, dass seine Wohnung dadurch marktgängiger wird.
Der Mieterverein widerspricht auch der These von Herrn Hillebrecht, dass die von ihm geschilderten Probleme Mettenhof-typisch wären. Wohnungsbestände der 70er Jahre ähnlich denen, die Herr Hillebrecht betreut, gibt es an verschiedenen Standorten in Mettenhof und dennoch bauen sich die Leerstände eher ab, als dass sie zunähmen. Das eigentliche Problem der von Herrn Hillebrecht betreuten Wohnanlage liegt nach Auffassung des Mietervereins eher in der Tatsache, dass die Liegenschaft erst einmal gründlich heruntergewirtschaftet worden ist, bevor erste Anstrengungen unternommen worden sind, sie wieder aufzuwerten. Der Weg abwärts ist jedoch ungleich schneller als der Weg aufwärts, der - zugegeben - ein sehr mühsamer Weg ist. Der Trugschluss von Herrn Hillebrecht das Problem über höhere Mieten zu lösen, ist im Übrigen schnell auf den Punkt gebracht: Wenn schon zu den jetzigen Mieten niemand dort einziehen will, wieviel geringer sollte das Interesse sein, wenn ausgerechnet die am wenigsten nachgefragten Wohnungen noch teurer würden.
Eines aber ist Herrn Hillebrecht zuzugeben: Es gibt eine nennenswerte Anzahl von Mieterhaushalten, die intensiver sozialer Betreuung bedürfen. Dies ist Aufgabe der Stadt und nicht der Vermieter. Diese Probleme über Miethöhe oder Mietobergrenzen regeln zu wollen ist ein Irrweg.
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