Pressemitteilung | Deutscher Caritasverband e.V.

Auch Männer müssen reden!

(Freiburg/Berlin) - "In unserer leistungsbezogenen Gesellschaft haben Männer meist nicht gelernt, sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen. Sie empfinden Scham und sehen sich schnell als Verlierer - besonders, wenn sie von ihren Frauen psychisch erniedrigt werden oder sogar körperliche Gewalt erfahren", erklärt Sozialpädagoge und Männerberater Michael Zeihen vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Köln, einem Fachverband der Caritas. Zeihen und seine Kollegen beraten in Köln Männer, die unter anderem psychische und physische Gewalt erlebt haben oder erleben. Köln ist einer der 18 bundesweiten Standorte des Beratungsangebots "Echte Männer reden" des SKM Bundesverbands.

"Männer haben oft kein privates Netz, holen sich weniger Hilfe oder greifen häufiger zu Alkohol und Drogen", berichtet Männerberater Zeihen. Umso wichtiger sei es, Männer - gleich ob sie Gewalt erfahren oder auch Gewalt angewendet haben - über ihre Krisen in der Beziehung, bei der Arbeit oder in der Vaterschaft zum Reden zu bringen und deutlich zu machen, dass sie nicht allein sind. "Erst im Gespräch mit uns können Männer lernen, die Hintergründe ihrer Krise zu verstehen und ihr Verhalten zu verändern", erklärt Zeihen.

Zuhören und Beratung gibt Betroffenen Mut

Lars E.* hat Rat bei "Echte Männer reden" gesucht - und gefunden. "Sie hat mich beschimpft, erniedrigt, bedroht, mehrmals mit dem Messer angegriffen und mir meinen Sohn entzogen": Der 48-jährige Kölner ist immer noch geschockt, wenn er von seinen Erfahrungen mit seiner Ex-Partnerin berichtet. Er war das eigentliche Opfer häuslicher Gewalt, wurde aber von seiner Frau als gewalttätig aus der Wohnung verwiesen. Daraufhin wurde er schwer depressiv, lebte zurückgezogen. In dieser Zeit wandte er sich an die Kölner Beratungsstelle des SKM. Der SKM Köln unterhält vier Schutzplätze für Männer, in einen davon zog Lars. "Mir haben das Zuhören, die Unterstützung der Berater sowie die Vermittlung zum Jugendamt und zu Anwälten viel Mut gemacht und mich psychisch stabilisiert. Nur so hatte ich die Kraft und die Ausdauer, mich weiter für das Umgangsrecht für meinen Sohn einzusetzen", erklärt er. Nachdem seine Ex-Partnerin psychisch erkrankt war, zog sein Sohn zu ihm in die Schutzwohnung. Seit kurzer Zeit leben beide in einer eigenen Wohnung.

Der Kontakt zum Vater darf nicht abbrechen

"Väter halten es oft sehr lange in der gewalttätigen Beziehung aus, denn ihnen wird häufig Kindesentzug angedroht," erklärt Männerberater Zeihen. Ihm sei es besonders wichtig, dass diese Männer nach einer Trennung den Kampf um ihre Kinder nicht aufgeben - sei es beim Jugendamt oder auch vor Gericht. "90 Prozent der Kinder bleiben bei den Müttern. Den Männern wird häufig von ihren Ex-Partnerinnen Gewalttätigkeit vorgeworfen, dabei haben unsere Klienten meist selbst über Jahre Gewalt in der Partnerschaft erfahren", so Zeihen. Er fordert von Jungendämtern und Familiengerichten, dass sie sich noch stärker für das Kindeswohl einsetzen, d.h. den Kontakt zwischen beiden Elternteilen und den Kindern sowie für das gemeinsame Sorgerecht noch mehr anzustreben.

Das Beratungsangebot "Echte Männer reden" existiert bundesweit an 18 Standorten - von Osnabrück bis Emmendingen, von Mönchengladbach bis Herford. Seit 2021 können Jungen und Männer mit ihren Anliegen die Männerberatung online nutzen. Weitere Informationen unter www.echte-maenner-reden.de

Hauptvertretung Berlin
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Telefon: (030) 284447-42, Fax: (030) 284447-55

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Caritasverband e.V. Mathilde Langendorf, Pressesprecherin Karlstr. 40, 79104 Freiburg Telefon: (0761) 2000, Fax: (0761) 200541

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