Auch Männer können an Brustkrebs erkranken / Wissenschaftler untersuchen die Bedürfnisse Betroffener
(Bonn) - Die Diagnose Brustkrebs können auch Männer erhalten, wenngleich deutlich seltener als Frauen. Die Situation ist für betroffene Männer oft besonders schwierig. Welche speziellen medizinischen und psychosozialen Bedürfnisse männliche Brustkrebspatienten haben, wollen Wissenschaftler aus Bonn nun untersuchen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt das Projekt mit rund 155.000 Euro.
Brustkrebs ist mit etwa 65.500 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Weitaus weniger bekannt ist: Auch Männer können betroffen sein. Nach Hochrechnungen des Robert Koch-Instituts Berlin erhalten rund 700 Männer jedes Jahr die Diagnose Brustkrebs.
Für die Betroffenen ist dies oft besonders belastend. Denn sie müssen die Krebsdiagnose verarbeiten und sehen sich zusätzlich mit dem Gefühl konfrontiert, an einer potenziellen "Frauenkrankheit" zu leiden. In der Bevölkerung ist zudem wenig bekannt, dass auch Männer an Brustkrebs erkranken können, was zu einem Gefühl der Stigmatisierung und Ausgrenzung führen kann. Nicht nur für die Patienten, auch für die behandelnden Ärzte und Pflegekräfte ist die Situation oft sehr schwierig und ungewohnt.
Medizinische und psychosoziale Bedürfnisse im Blick
Welche speziellen Bedürfnisse haben männliche Brustkrebspatienten? Ist die medizinische Versorgung, die für Frauen stetig verbessert wurde, auch für Männer die bestmögliche? Diese und weitere Fragen wollen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Bonn nun beantworten. Gemeinsam mit der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Köln, dem Brustzentrum des Klinikums der Universität München, der Deutschen Krebsgesellschaft und dem Netzwerk Männer mit Brustkrebs e.V. erfassen sie die medizinischen und psychosozialen Bedürfnisse von männlichen Brustkrebspatienten und werten diese aus.
N-MALE, so lautet der Name des Projekts, bei dem betroffene Männer, Ärzte und Pflegekräfte systematisch nach ihren Erfahrungen gefragt werden. "Wir beleuchten die Situation aus beiden Perspektiven - der des Patienten und der des Behandlers", erklärt die Projektleiterin, Professor Dr. Nicole Ernstmann von der Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. "Dies macht es uns möglich, die Versorgungssituation von männlichen Brustkrebspatienten in Deutschland erstmals genau zu beschreiben." Ziel sei es, Maßnahmen aufzuzeigen, mit denen die Versorgung von Betroffenen langfristig verbessert werden kann.
"Männliche Brustkrebspatienten leiden an einer der häufigsten Tumorarten. Dennoch ist Brustkrebs bei Männern eine Seltenheit", beschreibt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, die Situation. "Um die optimale Versorgung Betroffener besteht derzeit eine große Wissenslücke, die es zu schließen gilt."
Hintergrundinformation: Brustkrebs bei Männern
Jedes Jahr erkranken rund 700 Männer neu an Brustkrebs (Robert Koch-Institut Berlin 2014). Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 71 Jahren.
Zu den Risikofaktoren gehören ein höheres Lebensalter, das Vorkommen von Brustkrebserkrankungen in der Familie, Hoden- und Nebenhodenentzündungen, hormonelle Veränderungen durch Lebererkrankungen und andere hormonelle Einflüsse sowie Strahlenbelastungen des Brustgewebes. Auch die Lebensweise spielt eine Rolle: Übergewicht und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko für Männer, an Brustkrebs zu erkranken.
Familiärer Brustkrebs
Familiäre Brustkrebserkrankungen können auf Veränderungen in den Genen zurückgeführt werden. Betroffene, auf die das zutrifft, sind jünger, wenn die Krankheit ausbricht, und / oder es sind mehrere Familienmitglieder betroffen.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Krebshilfe
Pressestelle
Buschstr. 32, 53113 Bonn
Telefon: (0228) 72990-0, Fax: (0228) 72990-11