Auch in Zukunft sichere Versorgung - Apotheken sammeln Unterschriften
(Offenbach am Main) - In diesen Tagen starten die hessischen Apotheken eine Unterschriftenaktion. Für den Erhalt der wohnortnahen Arzneimittelversorgung, für mehr Arzneimittelsicherheit. Die ist durch ausländische Arzneimittelversender gefährdet, so die Überzeugung der Apothekerinnen und Apotheker. Diese Versender werden meist von internationalen Finanzkonglomeraten getragen. Der europäische Gerichtshof hatte ihnen in einer aktuellen Entscheidung Wettbewerbsvorteile eingeräumt, die den deutschen Apotheken vor Ort verwehrt sind.
"Wir befürchten", so Dr. Detlef Weidemann, Vorsitzender des Hessischen Apotheker-Verbandes (HAV), "dass interessierte Kreise unsere Patienten bald im großen Stil auffordern, ihre Arzneimittel im ausländischen Versand zu bestellen." Gerade wohnortnahe Apotheken mit hohem Anteil an Kassenpatienten arbeiten heute schon teilweise am Rande der Rentabilität. Besonders betroffen sind Betriebe in ländlichen Gebieten und sozialen Brennpunkten. "Brechen diesen Apotheken dann noch Umsätze weg, hat das schlimme Folgen für die Patienten und ihre Apotheken. Das wäre vielfach das Ende der Arzneimittelversorgung vor Ort", erklärt der Apotheker.
Das Kind hat 40 Grad Fieber, die Eltern aber kein Auto. Hier hilft kurzfristig kein ausländischer Versender. Das macht stattdessen der Apotheker vor Ort, der seinen Patienten im Notfall das benötigte Arzneimittel nach Hause bringt. Im Alltag nimmt er dort auch Maß für Kompressionsstrümpfe, befestigt Sitzerhöhungen oder erklärt die Anwendung des dringend benötigten Asthmasprays, bei Bedarf auch zum dritten Mal. "Wir kennen unsere Patienten und sind für viele auch soziale Anlaufstelle", so Weidemann.
Ein weiterer Umstand bereitet Weidemann Sorge: "Bereits im letzten Jahr ist die Zahl der nach Deutschland eingeströmten Arzneifälschungen explosionsartig gestiegen. Allein am Frankfurter Flughafen hat sich in nur 12 Monaten die Aufgriffsrate um 400 Prozent erhöht. Wird der Arzneimittelbezug aus dem Ausland erst zur Regel, setzt das eine Flut in Gang, bei der niemand mehr Gutes vom Schlechten wird unterscheiden können."
Die Patienten haben erkannt, was sie an ihren Apotheken haben. Der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln hat in den letzten 12 Jahren nicht einmal ein Prozent des Umsatzes der Apotheken vor Ort erreicht. Dass deswegen nun ein gut funktionierendes Versorgungssystem gefährdet wird, wollen die hessischen Apotheker nicht akzeptieren und werben bei ihren Patienten um deren Unterstützung für die Aktion.
Quelle und Kontaktadresse:
Hessischer Apothekerverband e.V.
Katja Förster, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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