Atomtransporte rollen trotz enormer Risiken
(Hamburg) - Unmittelbar vor der Abfahrt eines Atomtransportes aus dem Atomkraftwerk Brunsbüttel (Niedersachsen) in die französische Wiederaufarbeitungsanlage La Hague hat Greenpeace am 10. Oktober auf den Gleisanlagen rund 800 Meter vor dem Werkstor protestiert. Zwei Aktivisten hatten sich mit Seilen und Klettergurten unter einer Rohrleitungs-Brücke abgeseilt und hingen über den Gleisen, die zu dem Kraftwerk führen. 20 weitere Aktivsten setzten sich auf die Schienen.
"Keine Atomtransporte" stand auf einem Transparent. Die Aktion wurde von der Polizei nach eineinhalb Stunden beendet. "Atomtransporte waren schon immer eine Gefahr für die Bevölkerung," erklärt Veit Bürger, Energieexperte bei Greenpeace. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage ist es aber ein doppeltes Risiko, einen Konvoi mit voll beladenen Atommüll-Behältern quasi als rollende Zielscheibe quer durch das Land zu schicken."
Atomtransporte halten den Weiterbetrieb der Kraftwerke aufrecht, denn ohne die Verschiebung des Atommülls müsste das Kraftwerk vom Netz gehen. "Jede Stunde, die das Kraftwerk nicht läuft, bedeutet weniger finanziellen Gewinn für den Betreiber. Deshalb nehmen sie lieber die Gefährdung der Bevölkerung in Kauf", sagt Bürger.
Gestern Nacht gegen 23.30 Uhr rollten aus dem Kraftwerk Brunsbüttel insgesamt zwei Atommüll-Behälter. Heute Abend sollen sie zusammen mit weiteren Behältern aus Stade (Niedersachsen) Mühlheim-Kärlich (Rheinland Pfalz) von Wörth an der Grenze zu Frankreich in die sogenannte Wiederaufarbeitungsanlage La Hague abfahren. Der Atommüll enthält vergleichbar viel Radioaktivität wie 1986 bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (Ukraine) freigesetzt wurde.
Atombehälter sind völlig unzureichend gegen mögliche Unfälle und Anschläge gesichert. So müssen sie zum Beispiel bei einem Feuertest eine halbe Stunde lang einen 800 Grad heißen Brand unversehrt überstehen. In Folge eines Unfalls oder durch einen Anschlag kann es jedoch zu deutlich längeren Bränden mit höheren Temperaturen kommen.
Der geplante Atomtransport ist innerhalb weniger Tage der zweite Beleg für die verantwortungslose Geschäftspolitik der deutschen Stromkonzerne. Erst am letzten Samstag war bekannt geworden, dass der süddeutsche Stromversorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) tagelang wissentlich das AKW Philippsburg ohne ein funktionierendes Not-Kühlsystem betrieben hat.
Angesichts der angespannten Sicherheitslage fordert Greenpeace von den Stromkonzernen, alle Reaktoren sofort abzuschalten und die Atomtransporte sofort zu stoppen. Außerdem müssen die Atomkraftwerksbetreiber offenlegen, welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen sie an ihren Reaktoren, Zwischenlagern und sonstigen Atomanlagen ergreifen werden, um die Anlagen vor Terroranschlägen zu schützen.
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