Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Atempause nach einem glanzvollen Jahr

(München/Frankfurt) – „Wir haben eine atemberaubende Zeit hinter uns und schnaufen jetzt erst einmal durch.“ Mit diesem Satz untermauerte Dietmar Harting, Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e. V. und zugleich Vorsitzer des Fachverbandes Bauelemente der Elektronik im ZVEI, die Marktentwicklung bei den elektronischen Bauelementen im letzten Jahr: Der deutsche Bauelementemarkt kam 2000 auf ein Volumen von 19,3 Mrd. € und lag damit um knapp 35 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres. Eine derartige Marktausweitung habe man in Deutschland bei den Bauelementen noch nie beobachtet.

Die Aktiven Bauelemente (Halbleiter und Bildröhren) die fast zwei Drittel des gesamten Marktvolumens an elektronischen Bauelementen in Deutschland abdecken, stiegen den ZVEI-Angaben zufolge um mehr als 47 Prozent auf knapp 12,5 Mrd. €. Die Halbleiter stellten davon mehr als 98 Prozent. Pro Kopf der Bevölkerung wurden in Deutschland Halbleiter im Wert von mehr als 150 € verkauft. Die ZVEI-Experten gehen davon aus, dass im Jahr 2000 in Deutschland die Mikroelektronik ein Absatzvolumen von rund 500 Milliarden € direkt oder indirekt beeinflusst hat. Weitere 250 Mrd. € wurden auf diese Weise im Ausland erzielt. Insgesamt dürften heute etwa 4,5 Mio. Arbeitsplätze im Inland mehr oder weniger von Mikroelektronik abhängig sein.

Innerhalb der Halbleiter stellen die Integrierten Schaltungen („Chips“) den Löwenanteil: Ihr Marktvolumen wuchs auf 10,3 Mrd. €. Mit 51 Prozent Zuwachs waren sie die „Zugpferde" auf dem deutschen Bauelementemarkt. Ein paar Abnehmerbranchen bei den Chips fallen besonders auf: Die Datentechnik fragte um 60 Prozent mehr nach als 1999, die Telekommunikation um 66 Prozent und die Konsumgüter sogar um 76 Prozent. Die Ausgangsbasis bei den Konsumgütern 1999 war allerdings entsprechend gering.

Die Passiven Bauelemente (Kondensatoren, Induktivitäten, Widerstände und spezielle Hochfrequenz-Bauelemente) legten im Inlandsmarkt um satte 41 Prozent zu. Ihr Marktvolumen überschritt zum ersten Mal die Zwei-Mrd.-€-Marke. Die Elektromechanischen Bauelemente kamen auf ein Plus von knapp sieben Prozent bzw. einem Marktvolumen von 2,7 Mrd. €. Der Leiterplattenmarkt wuchs um zehn Prozent auf 1,75 Mrd. €. Lediglich die Integrierten Schichtschaltungen waren mit minus vier Prozent auf 373 Mio. € rückläufig. Die Elektronischen Baugruppen legten um gut 30 Prozent auf 24,8 Mrd. € zu.


Telekommunikation, Datentechnik, Kfz.-Elektronik und Industrieelektronik sorgen für Wachstum
Größter Nachfrager im deutschen Bauelementemarkt ist die Telekommunikation mit einem Marktanteil von 27 Prozent. Sie legte im letzten Jahr ein rasantes Wachstum von 49 Prozent vor, getragen vom Handyboom. Auf Platz Zwei befindet sich die Datentechnik mit einem Marktanteil von 25 Prozent, deren Bauelementebedarf um fast 50 Prozent stieg. Sie lag schon im Jahr 1999 an der Spitze des Wachstums auf dem deutschen Bauelementemarkt. Die Kfz-Elektronik wurde trotz des Wachstums von fast 20 Prozent von ihrer Führungsposition verdrängt und nimmt im Jahr 2000 den dritten Rang ein. Ihr Marktanteil beträgt jetzt gut 23 Prozent. Ihr folgt als viertgrößter Nachfrager die Industrieelektronik, die einen für ihre Verhältnisse ungewöhnlichen Nachfrageanstieg mit 24 Prozent verzeichnete. Auf dem deutschen Inlandsmarkt fiel ihr Anteil allerdings auf 18 Prozent zurück, weil die drei anderen Abnehmersegmente noch höhere Wachstumsraten an den Tag legten.


2000 ein Boomjahr für Bauelemente
Da der € gegenüber dem US$ über das ganze Jahr hinweg stark schwankte, weichen im internationalen Vergleich die Wachstumsstatistiken in € und US$ deutlich voneinander ab. Weltweit werden Bauelemente in US$ gehandelt. Ein Vergleich mit Inlandszahlen ist hingegen auf €-Basis leichter möglich. Das Jahr 2000 war dem ZVEI zufolge für elektronische Bauelemente weltweit ein Boomjahr. Der Weltmarkt legte um 25 Prozent auf 336 Mrd. US$ zu (in € um fast 44 Prozent auf 361 Mrd. €). Das Wachstum in Europa konnte mit seinen knapp 41 Prozent auf €-Basis allerdings mit dem in den anderen großen Regionen USA (+42 Prozent), Japan (+46 Prozent) und Südostasien (+47 Prozent) nicht ganz mithalten.

Die Aktiven Bauelemente überschritten erstmals weltweit (sowohl in Dollar $ als auch in Euro €) die 200-Milliarden-Grenze. Der Weltmarkt für Bauelemente wuchs um 33 Prozent auf 224 Mrd. $, in € hingegen ergab sich ein Plus von 53 Prozent auf 240 Mrd. €. Ähnlich dramatische Entwicklungen gab es weltweit bei den Passiven Bauelementen, die in $ um 27 Prozent zulegten, in € aber um 46 Prozent. Bei den Passiven, die normalerweise ein einstelliges jährliches Wachstum zeigt, fallen beide Zahlen erheblich nach oben aus dem Rahmen. Das Bild wiederholt sich bei den Mechanischen Bauelementen und ist hier noch viel augenfälliger, da das $-Wachstum weltweit mit rund fünf Prozent nur im einstelligen Bereich liegt, während es in € auf über 20 Prozent kommt. Leiterplatten legten weltweit auf $-Basis um neun Prozent bzw. um 26 Prozent in € zu.

Abschwächung des Wachstums erwartet

Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten aus allen Teilen der Welt deuten auf eine weltweite Wachstumsabschwächung bei den Bauelementen hin. Weder die einschlägige amerikanische noch die japanische Wirtschaft lieferten aber derzeit Daten, die eine stabile Trendaussage für das Jahr 2001 schon heute möglich machen.

Für den deutschen Inlandsmarkt erwartet man eine Verschnaufpause mit Nullwachstum, die nach den gewaltigen Anstrengungen des vergangenen Jahres ein Atemholen und Neufokussieren möglich macht. Über den Zwei-Jahres-Zeitraum 2000/2001 wird sich somit ein Wachstums-Mittelwert ergeben, der pro Jahr vielleicht gerade noch zweistellig ist. Der deutsche Bauelementemarkt sei wegen der Ausgeglichenheit der Abnehmerstrukturen deutlich robuster als die Märkte in anderen Ländern.

Ein Grund zu übermäßiger Besorgnis sollte sich schon deshalb nicht ergeben, weil - im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsregionen - die Automobilindustrie ein gutes Wachstum zeigt. In dieser Branche wird ein weiterhin zweistelliger Marktzuwachs bei den für den Gesamtmarkt maßgeblichen Halbleiterbauelementen erwartet. Auch die Industrieelektronik sollte weiterhin mit einem Plus aufwarten, das noch immer zwei bis drei Mal so hoch wie das gesamte Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik Deutschland liegt. Die gegenwärtige Zurückhaltung in den anderen Branchen könnte im 4. Quartal 2001 einer erneuten Belebung Platz machen.

„Und ab dem Jahr 2002 wird sich die Bauelementebranche mit neuen Konzepten und Produkten nach dieser Atempause zurückmelden", prognostiziert ZVEI-Präsident Harting. Zweistelliges Wachstum dürfte dann wieder angesagt sein. Als Treiber könnten die Vorbereitungen für das künftige UMTS-Netz wirken sowie neue mobile Internet-Anwendungen wie „WebPads“, „PocketMail“ und „Wearable Electronics“.

Aber auch die Automobilindustrie wird ihre neuen Modelle mit mehr Elektronik für Komfort und Sicherheit ausrüsten. Hier werden Techniken in Mittelklassewagen serienmäßig einziehen, die bisher bestimmten Modellen oder höheren Preisklassen vorbehalten waren, wie zum Beispiel im Bereich Fahrwerkelektronik.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. Stresemannallee 19 60596 Frankfurt Telefon: 069/63020 Telefax: 069/6302317

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