Pressemitteilung | Kassenärztliche Bundesvereinigung KdÖR (KBV)

Arzneimittel: „Solidarischer Festzuschuss“ spart Ausgaben / Behandlungsqualität nicht gefährdet

(Berlin) - „Rund drei Milliarden Euro zusätzlich brauchen wir, um den existierenden Mehrbedarf in der Arzneimittelversorgung zu decken.“ Dies gab am 7. Oktober Dr. Leonhard Hansen, der Zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in Berlin bekannt.

Zwei der drei Milliarden Euro lassen sich laut KBV mit dem solidarischen Festzuschussmodell der Kassenärzteorganisation beschaffen. „Bei diesem Konzept werden Einsparungen erzielt, ohne dass die Versorgungsqualität leidet“, unterstrich Hansen. Dieses Modell komme zudem dem Wettbewerbsgedanken der Krankenkassen entgegen. Sie könnten als Satzungsleistung verankern, dass sie den Differenzbetrag übernehmen, wenn ein Patient ein Präparat oberhalb des untersten Preisdrittels haben will. „Geschieht dies nicht, müsste der Patient die Differenz selber tragen. Ausgenommen davon sollen aber grundsätzlich chronisch kranke Menschen sein“, so Hansen.

Der KBV-Vize betonte, die KBV stünde dem Versandhandel mit Arzneimitteln prinzipiell aufgeschlossen gegenüber. Würden Internetapotheken in Deutschland legalisiert, ließen sich dreistellige Millionenbeträge sparen.

Zum Thema Mehrbedarf führte er aus: „Schon allein für die Therapie von Schmerzpatienten sind 1,2 Milliarden Euro nötig. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln kann derzeit nur jedem Vierten, der wegen Schmerzen ein Opioid benötige, geholfen werden. Solch eine Rationierung ist unmenschlich.“ Zur Behandlung chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen bräuchten die Kassenärzte rund 940, für Alzheimerpatienten zwischen 214 bis 320 Millionen Euro. Weitere Posten seien Hepatitis C, Depressionen, Impfungen und Magengeschwüre.

„Diese Nachricht ist für Politiker und Krankenkassenfunktionäre nicht gerade bequem. Die haben bislang die Parole ausgegeben, die Ärzte verschrieben zu viele Medikamente und seien deswegen Schuld an der Finanzmisere der gesetzlichen Krankenversicherung. Mit solchen Märchen muss angesichts erdrückender Patientenschicksale jetzt Schluss sein“, erklärte Dr. Werner Baumgärtner, zusammen mit Hansen im KBV-Vorstand für Arzneimittelfragen zuständig.

Beide wiesen in der Hauptstadt auch darauf hin, dass die Kassenärzte die Arzneimittel-Zielvereinbarungen 2001 zu 80 Prozent erreicht haben. 410 Millionen Mark haben die Kassenärzte eingespart, 503 Millionen Mark waren zwischen den Krankenkassen und den Kassenärztlichen Vereinigungen vereinbart worden.

Wie erfolgreich die Kassenärzte 2002 sein werden, kann bislang noch nicht solide geschätzt werden. „Die Pharmaindustrie mit ihrer Preisgestaltung macht es uns unmöglich, unsere Ziele zu erreichen. Insbesondere die Kosten für Re-Importe sind drastisch in die Höhe geschnellt“, so Baumgärtner. Bislang sind Kassenärzte dazu angehalten worden, verstärkt Medikamente zu verordnen, die in Deutschland für den ausländischen Markt hergestellt werden. Diese enthalten denselben Wirkstoff, sind aber in der Vergangenheit oft sehr viel preisgünstiger gewesen als deutsche Präparate für den einheimischen Markt.

Quelle und Kontaktadresse:
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Herbert-Lewin-Str. 3 50931 Köln Telefon: 0221/40050 Telefax: 0221/408039

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