Pressemitteilung | Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e.V. (bad) - Bundesgeschäftsstelle

ARD behauptet: „Plünderungen der Krankenkassen“ durch Pflegedienste / bad e.V. wehrt sich gegen Verunglimpfung der Pflegenden!

(Essen) - In dem ARD Politikmagazin Report Mainz wurde am 14. August 2006 ein Bericht mit dem Titel „Betrogene Pflegekassen – Die Tricks der mobilen Pflegedienste“ ausgestrahlt, dessen Berichterstattung bundesweit für Empörung sorgte.

Anlass zur Empörung bot nicht nur der Tenor der Berichterstatter, die den Pflegediensten „Plünderungen der Krankenkassen“ unterstellen. Empörend ist insbesondere auch die Darstellung der AOK Hessen, die durch ihren Pressesprecher Andreas Bonn behaupten ließ:
„Unsere Qualitätsprüfungen bei den ambulanten Pflegediensten ... hat eindeutig gezeigt, dass jeder zweite Pflegedienst – hier: 50,81 Prozent - falsch abrechnet. ... Wir schätzen derzeit, dass es Schäden im Rahmen von zweistelligen Millionenbeträgen sind. Allerdings kommt da noch eine Dunkelziffer hinzu, und die können wir überhaupt nicht absehen. ... Derzeit können die Krankenkassen relativ wenig gegen kriminelle Pflegedienste machen... .“

„Die polemischer Art und Weise der Darstellung stellt alle Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste unter den Generalverdacht krimineller Machenschaften.“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e.V. Ulrich Kochanek. „Insbesondere die in dem Bericht suggerierte Verallgemeinerung stellt eine ungeheuerliche Verunglimpfung aller Pflegenden dar, die wir hiermit aufs Schärfste zurückweisen. Aus dem gesamten Bundesgebiet erreichen uns empörte Reaktionen von Pflegekräften, die sich sowohl durch die ARD, als auch durch die AOK Hessen zutiefst beleidigt fühlen.“

Der Moderator Fritz Frey, dem die einseitige Berichterstattung selbst peinlich zu sein schien, versuchte zwar den Gesamttenor des Berichts zu relativieren, in dem er – entgegen der zuvor implizierten Darstellung – einen Generalverdacht gegen ambulante Pflegedienste verneinte. Es ist jedoch bezeichnend, dass die AOK Hessen diese Einschränkung nicht gemacht hat, sondern durch den Verweis auf eine zusätzlich zu berücksichtigende Dunkelziffer weit mehr als die Hälfte der Pflegedienste in den Fokus ihrer Vorwürfe nahm.

„Hier wird ein vollkommen falsches Bild von der Realität gezeichnet!“, meint auch der Geschäftsführer Süd des bad e.V., Axel Merschky. „Der Bericht erweckt den Eindruck, mehr als die Hälfte der hessischen ambulanten Pflegeeinrichtungen würden mit Vorsatz falsch abrechen, was nicht der Fall ist! Vielmehr werden hier die Ausnahmefälle schwarzer Schafe zu angeblichen Regelfällen hochstilisiert. Weder ist jede zunächst bemängelte Rechnung auch tatsächlich falsch, noch steckt hinter jeder falschen Rechnung ein Betrugsversuch. Die von der AOK Hessen angeführte Statistik ist hier nicht aussagekräftig, denn bei im Einzelfall falschen Abrechnungen stellt sich z.B. nicht selten heraus, dass die Abrechnung zu Gunsten des Pflegebedürftigen falsch war; u.a. deshalb muss auch die „mutige“ Schätzung der Schäden der AOK Hessen angezweifelt werden.“

„Um dies ganz deutlich zu sagen: die bestehende Rechtslage bietet alle Möglichkeiten, um effektive Abrechnungskontrollen zu gewährleisten, sowie um vereinzelte schwarze Schafe strafrechtlich zu belangen und ggf. vom Markt zu nehmen.“, kommentiert Michael Jakubiak, Bundesvorsitzender des bad e.V. die Forderung des Report – Berichts nach einem effektiven Kontrollsystem. „Wenn es im Regelfall weder zu Rückforderungsansprüchen, noch zu Strafverfahren kommt, so liegt dies daran, dass diese nicht gerechtfertigt wären.“

Michael Jakubiak fordert die Kranken- und Pflegekassen zur Rückkehr zum partnerschaftlichen Umgang und zu mehr Sachlichkeit auf: „Ambulante Pflegeeinrichtungen leisten sehr wertvolle Arbeit für unsere Gesellschaft, was nahezu jeder Patient bestätigen kann, der die Dienste in Anspruch nimmt. Tatsächlich werden nach unseren Erfahrungen von ambulanten Pflegeeinrichtungen, aufgrund der vorherrschenden Einstellung der Pflegenden und den wirtschaftlichen Nöten der Patienten, häufig viel mehr Leistungen erbracht, als später in Rechnung gestellt werden. Mit dem demographischen Wandel der Gesellschaft wird die Aufgabe der ambulanten Pflege zukünftig noch drastisch an Bedeutung gewinnen, so dass wir verstärkt auf Menschen angewiesen sein werden, die sich dieser Aufgabe mit Hingabe stellen. Schon heute ist es jedoch ein ernstes Problem, dass die Attraktivität des Alten- und Krankenpflegeberufs aufgrund der öffentlichen Darstellung bei jungen Leuten gering ist, so dass wir um den Nachwuchs der Branche bangen müssen. Insofern müssen wir uns alle fragen lassen, inwiefern die Bemühungen, dem entgegen zu wirken, erfolgreich sein können, wenn diese ehrenwerten Berufszweige in der Öffentlichkeit zu Unrecht kriminalisiert bzw. regelmäßig nur in anrüchigen Zusammenhängen dargestellt werden?“

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e.V. (bad) Pressestelle Krablerstr. 136, 45326 Essen Telefon: (0201) 354001, Telefax: (0201) 357980

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