Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Arbeitskämpfe international auf dem Rückzug

(Köln) - Im Laufe der vergangenen 30 Jahre haben die Arbeitnehmer in den meisten Industrieländern immer weniger gestreikt. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Danach gingen im Schnitt der 22 analysierten OECD-Länder von 1970 bis 1979 jährlich 448 Arbeitstage je 1.000 Beschäftigte durch Arbeitskämpfe verloren, in den neunziger Jahren waren es nur noch 59 Tage. Einen kühleren Kopf bewahrten zuletzt vor allem die Japaner, wo statt an 124 Arbeitstagen nur noch an 3 Tagen im Jahr um höhere Löhne oder kürzere Arbeitszeiten gefochten wurde.

In Deutschland reduzierte sich die Zahl der Ausfalltage je 1.000 Beschäftigte immerhin von 52 auf 12. Im Falle des Falles halten die Mitarbeiter aber heute noch genau so lange durch wie vor 30 Jahren – durchschnittlich streikte jeder an einem Arbeitskampf Beteiligte in den OECD-Ländern zwischen 1970 und 1999 etwa 4 Arbeitstage. Dabei waren im vergangenen Jahrzehnt die Amerikaner am hartnäckigsten – jeder US-Worker blieb pro Streik beinahe 17 Tage seinem Job fern. In Europa war die Streikentschlossenheit deutlich geringer, die Deutschen verweigerten im Schnitt jeweils kaum 2 Tage lang die Arbeit.

Dass trotz der im Einzelfall nahezu unveränderten Streiklust das Arbeitskampfvolumen zurückgegangen ist, liegt unter anderem am Strukturwandel hin zum weniger streikanfälligen Dienstleistungssektor. Außerdem verlor mit den deutlich rückläufigen Teuerungsraten in den Industrieländern die Forderung der Gewerkschaften nach einem Inflationsausgleich an Gewicht. Schließlich sind in vielen Ländern immer weniger Beschäftigte gewerkschaftlich organisiert, was die Kampfkraft der Arbeitnehmervertretungen geschwächt hat.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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