Arbeitende Rentner haben überdurchschnittlich viel Geld
(Köln) - Rentner arbeiten, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. So zumindest lautet eine vielgeglaubte These der Öffentlichkeit. Doch eine neue Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Erwerbstätige Rentner sind häufig hochqualifiziert und erhalten durchschnittliche Renten.
Immer mehr Rentner sind erwerbstätig: Während 2005 noch 3,3 Prozent der über 64-Jährigen arbeiteten, waren es 2019 bereits 7,8 Prozent. Doch liegt das am fehlenden Geld? So zumindest lautet eine häufig vorgebrachte These, die bei genauer Betrachtung zu kurz greift. Eine IW-Auswertung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) beleuchtet nun, inwiefern finanzielle Nöte Rentner zurück in Arbeit treiben.
Mittleres Einkommen bei 2.000 Euro
43 Prozent der erwerbstätigen Rentner sind zwischen 63 und 68 Jahre alt, über die Hälfte von ihnen lebt in einem Paarhaushalt. Sie sind überwiegend männlich. 37 Prozent von ihnen sind hochqualifiziert, haben also einen Fachschul-, Meister- oder akademischen Abschluss. Bei den Nichterwerbstätigen liegt dieser Anteil nur bei 27 Prozent. Das mittlere monatliche Nettoäquivalenzeinkommen, also das nach einzelnen Haushaltsmitgliedern gewichtete Pro-Kopf-Einkommen, eines arbeitenden Rentners beträgt 2.000 Euro. Das eines Rentners ohne Arbeit liegt bei rund 1.670 Euro. Jeder zweite erwerbstätige Rentner verdient 450 Euro brutto oder weniger, der Durchschnitt liegt bei rund 1.600 Euro.
Erwerbstätige Rentner haben keine niedrigere Rente
Würde die These stimmen, dass Rentner arbeiten gehen, um ihre existenziellen Nöte zu überwinden, müsste ihre Rente besonders niedrigsein. Die Auswertung der Daten zeigt allerdings, dass es keinen Unterschied in der Rentenhöhe zwischen arbeitenden und nicht arbeitenden Rentnern gibt. Andere Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass finanzielle Motive eher eine untergeordnete Rolle spielen: "In Befragungen konnte man bereits feststellen, dass der Spaß an Arbeit und der Kontakt zu anderen Menschen wichtiger sind als zusätzliches Geld", sagt IW-Studienautor Holger Schäfer. "Das Bild des armen Rentners, der aus Not in die Arbeit getrieben wird, kann jedenfalls nicht bestätigt werden."
Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
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