Anuga 2003: Exportpreise für Süßwaren unkalkulierbar
(Bonn) - Zu Beginn der weltgrößten Lebensmittelmesse ANUGA stehen die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie vor dem Problem, ihre Exportpreise nicht kalkulieren zu können. Wir stehen auf der ANUGA und haben bei den Exportgeschäften keine verlässliche Kalkulationsgrundlage für unsere Kundengespräche. Wir sind nicht mehr bereit zu akzeptieren, dass wir wegen der EU-Zuckermarktordnung für unsere Exportsüßwaren den Zucker zwei bis drei mal so teuer kaufen müssen wie unsere Konkurrenten auf dem Weltmarkt und die von der EU hierfür als Nachteilsausgleich vorgesehene Rückerstattung in einer Art Lotterieverfahren verteilt wird. Wir haben bereits Exportaufträge an Anbieter aus dem nicht-europäischen Ausland verloren. Was wir brauchen, sind zügige Reformen im Zuckersektor. Sonst werden wir dauerhaft im Export behindert", so Rolf Beth, Mitinhaber der Gebäckfirma Stieffenhofer GmbH am 8. Oktober.
Hintergrund dieses Dilemmas ist, dass die durch EU-Marktordnungen festgelegten Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe, vor allem für Zucker, ein mehrfaches über dem Weltmarktpreisniveau liegen und die Süßwarenindustrie gezwungen ist, diese hohen Preise zu bezahlen. Diese Preisdifferenz soll beim Export eigentlich durch Ausfuhrerstattungen ausgeglichen werden, um die Wettbewerbsfähigkeit mit Weltmarktkonkurrenten wiederherzustellen, Aus EU-Budgetgründen werden diese Ausfuhrerstattungen aber nur noch in stark gekürztem Umfang in einem unkalkulierbaren Verteilungsverfahren zugeteilt. Im Sommer erhielten die Unternehmen beispielsweise nur noch 4 Prozent der beantragten Ausfuhrerstattungssumme.
Es kann doch nicht sein, dass wir erst im Nachhinein wissen, ob wir an einem Exportgeschäft Geld verdient haben oder nicht, nur weil wir den Zucker so teuer bezahlen müssen", so Herbert Mederer, Inhaber der Firma Mederer Süßwarenvertriebs GmbH. Auch so genannte Veredelungsverkehre mit Drittlandszucker können das Problem nicht lösen und führen für mittelständische Unternehmen zu zusätzlichem Aufwand. Das ganze System ist extrem mittelstandsfeindlich, so Mederer.
Um diesen untragbaren Zustand zu lösen, fordert die Süßwarenindustrie, dass die Zuckermarktordnung, die als einzige EU-Agrarmarktordnung auch einen Industriezweig, nämlich die Zuckerindustrie schützt, grundlegend reformiert wird. Eine deutliche Zuckerpreissenkung und Senkung des Außenschutzes sowie die Aufgabe des Quotensystems sind dabei unumgänglich, um ein akzeptables Weltmarkt-Gleichgewicht herzustellen und die Wettbewerbsfähigkeit der Süßwarenindustrie im Export nachhaltig zu sichern, Die Reformoptionen der Europäischen Kommission sind ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Dabei spricht nichts dagegen, den Zuckerrübenbauern durch staatliche Unterstützung die Existenz zu sichern. Dies darf aber nicht über den Umweg des Preises gehen, da dieser Weg anderen Industrien, wie der Süßwarenindustrie, Schaden zufügt- Zudem zahlen die Europäischen Verbraucher nach Berechnungen des Europäischen Rechnungshofes jährlich 6,3 Mrd. Euro zuviel für Zucker.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI)
Schumannstr. 4-6, 53113 Bonn
Telefon: 0228/260070, Telefax: 0228/2600789
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