Antwort auf die Kritik deutscher Hochschulprofessoren an der Sprachkompetenz der Studenten: Lehrerverband fordert seit Jahren eine Offensive für den Deutschunterricht / "Die Schulpolitik hat es zu verantworten, dass die sprachliche Bildung vernachlässigt wird"
(Berlin) - Der Deutsche Lehrerverband (DL) weist im Zusammenhang mit der Kritik, die deutsche Hochschulprofessoren in der Untersuchung von Professor Wolf aus Bayreuth an den mangelnden Grammatik- und Sprachkenntnissen zahlreicher Studenten üben, darauf hin, dass der DL die Vernachlässigung sprachlicher Bildung seit Jahren beklagt und eine Stärkung des Deutschunterrichts fordert.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, erklärt dazu:
"Das Fach Deutsch hat in der jüngeren Schulgeschichte am meisten unter schulpolitischen Vorgaben gelitten. Es hat viele Stunden und einen verbindlichen Lektürekanon verloren, Deutschlehrer sind gehalten, mit Texthäppchen statt mit Ganzschriften zu arbeiten, der vorgegebene Grundwortschatz von Zehnjährigen wurde auf lächerliche 700 Wörter reduziert. Dazu kommt, dass in allen Fächern weniger das Schreiben von längeren Texten verlangt wird, stattdessen wird Schulstoff bei den Schülern in PISA-Manier mehr und mehr nur noch durch das Ankreuzen von Multiple-Choice-Tests und das Vervollständigen von Lückentexten abgefragt. Auch die Rechtschreibreform hat nicht gerade zu mehr Schreibsicherheit beigetragen, und einzelne deutsche Ländern sind dabei, die bewährte Ausgangsschrift abzuschaffen.
Während in den meisten Ländern der Welt die Landessprache als Unterrichtsfach rund ein Viertel des Gesamtunterrichts ausmacht, ist es in Deutschland nur rund ein Sechstel. Selbst an Gymnasien, die nach ihrem Selbstverständnis eigentlich Schulen der Sprachen sind, haben Schüler in manchen Klassen der Mittelstufe nur noch drei Stunden pro Woche Deutschunterricht, also weniger als ein Zehntel ihres Gesamtunterrichts.
Die Leidtragenden sind die jungen Leute, denen die Sprachkompetenz nicht nur durch ihre verstärkte Mediennutzung, sondern auch durch diese schulpolitischen Entscheidungen vorenthalten wird. Deshalb sollten die 16 deutschen Schulminister dem Schulfach Deutsch endlich wieder mehr Bedeutung, mehr Unterrichtsstunden und verbindliche Inhalte zugestehen."
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