Pressemitteilung | Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF)

Anklagen wichtiger Fortschritt im Mordfall Lyra McKee

(Berlin) - In Zusammenhang mit dem Tod der Journalistin Lyra McKee im April 2019 in Nordirland sind in den vergangenen Wochen zehn Männer festgenommen und acht von ihnen angeklagt worden, darunter drei wegen Mordes an der 29-Jährigen. Reporter ohne Grenzen begrüßt die Fortschritte in den Ermittlungen, fordert aber weiter eine umfassende Aufklärung des Falls und einen besseren Schutz für Journalistinnen und Journalisten in Nordirland.

"Die Festnahmen im Mordfall Lyra McKee waren längst überfällig. Dass erst nach zweieinhalb Jahren Bewegung in die Ermittlungen kommt, trägt nur weiter zu der Atmosphäre der Verunsicherung für Medienschaffende in Nordirland bei", sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. "Die Behörden müssen endlich wirksame Maßnahmen zum Schutz von Journalistinnen und Journalisten in Nordirland ergreifen."

Bereits am 15. September wurden vier Männer festgenommen, am 1., 4. und 5. Oktober dann insgesamt sechs weitere. Acht von ihnen sind inzwischen in Zusammenhang mit den Ereignissen um die Tötung von Lyra McKee angeklagt - drei wegen Mordes, fünf wegen Landfriedensbruchs und ähnlicher Vergehen. Bereits im Februar 2020 wurde ein Mann namens Paul McIntyre unter anderem wegen Mordes an Lyra McKee und Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation angeklagt. Er ist zurzeit auf Kaution frei und wartet auf seinen Prozessbeginn.
Erschossen, als sie Unruhen im nordirischen Derry beobachtete
Die freie Journalistin Lyra McKee beobachtete am 18. April 2019 gemeinsam mit anderen Personen in der Nähe eines Polizeiautos einen Aufstand im Wohngebiet Creggan in der nordirischen Stadt Derry. Nur Minuten nach ihrer Ankunft schoss ihr ein Maskierter unvermittelt in den Kopf. McKee starb im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Die Neue IRA (Irish Republican Army) bekannte sich kurz danach zu der Tat, die Polizei wertete sie als einen Terrorakt.

Im Vorfeld von McKees zweiten Todestag hatte ihre Familie im April 2021 eine Kampagne gestartet, um an neue Informationen zu den Todesumständen zu gelangen. Dafür schrieben die Angehörigen 8.000 Anwohnerinnen und Anwohner an und errichteten Plakatwände in Derry.

RSF macht immer wieder auf die besorgniserregenden Arbeitsbedingungen für Medienschaffende in Nordirland aufmerksam. Die Region ist für Journalistinnen und Journalisten die gefährlichste im Vereinigten Königreich - vor allem für diejenigen, die über paramilitärische Gruppierungen und organisierte Kriminalität berichten. Nach einem Besuch in Belfast und Derry im März 2020 veröffentlichte RSF einen Bericht zur Lage der Pressefreiheit in Nordirland, der auch Empfehlungen an die britische Regierung enthielt, wie diese die Sicherheitslage für Journalistinnen und Journalisten in Nordirland erhöhen kann. Seitdem setzt sich RSF für die Umsetzung dieser Maßnahmen ein.

Der Mord an Lyra McKee war der erste Mord an einem Journalisten oder einer Journalistin in Großbritannien und Nordirland, seit Martin O'Hagan im September 2001 in Belfast gezielt erschossen wurde. Der Mord wurde nie aufgeklärt.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Großbritannien auf Platz 33 von 180 Ländern. Mehr Informationen zur Lage der Pressefreiheit in Großbritannien finden Sie unter https://www.reporter-ohne-grenzen.de/grossbritannien.

Quelle und Kontaktadresse:
Reporter ohne Grenzen e.V. (ROG) Jennifer Braunschweig, Pressereferentin Friedrichstr. 231, 10969 Berlin Telefon: (030) 609 895 33 - 0, Fax: (030) 202 15 10 - 29

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