Altpapierrecyclingbranche durchlebt turbulente Zeiten
(Berlin) - Zur Eröffnung des 26. Internationalen Altpapiertages vor rund 500 Teilnehmern in Berlin erklärte bvse-Vizepräsident Werner Steingaß, dass die Altpapierrecyclingbranche in Deutschland seit den turbulenten Ereignissen der Pandemie und des Ukraine-Konflikts eine Achterbahnfahrt der Herausforderungen erlebe.
Das Herunterfahren verschiedener Wirtschaftsbereiche während der Pandemie führte zu einem Rückgang der Altpapiermengen in der Bundesrepublik, während gleichzeitig die Nachfrage im Verpackungsbereich anstieg. Dies resultierte in einem drastischen Preisanstieg, der bis Mitte 2022 anhielt und die Branche vor nie dagewesene Herausforderungen stellte.
Die Folgen des Ukraine-Konflikts verschärften die Situation zusätzlich: Extrem gestiegene Energiepreise erhöhten die Produktionskosten für energieintensive Papierfabriken, während ein plötzlicher Einbruch der Nachfrage im Verpackungsbereich aufgrund des Konsumentenrückgangs zu existenziellen Bedrohungen für die Industrie führte. Dies zwang Papierfabriken zu Abstellmaßnahmen und Preiskorrekturen.
Das Wirtschaftsjahr 2023 war laut Steingaß von einer schwachen Konjunktur geprägt, mit einem geschrumpften Bruttoinlandsprodukt und einer hohen Inflationsrate. Dies führte zu niedrigen Mengenentwicklungen und Erträgen im Altpapiersektor. Die Preise blieben historisch gesehen auf mittlerem bis niedrigem Niveau, während die gestiegenen Frachtpreise die Situation weiter verschärften.
Werner Steingaß, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Papierrecycling, kritisierte in seiner Eröffnungsrede insbesondere die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland. "Es fehlt der Fokus auf langfristiger Zukunftssicherung und wirtschaftspolitischen Entscheidungen. Investitionsentscheidungen großer Unternehmen tendieren in Folge dazu, Deutschland zu meiden, was langfristige Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird."
Nach den Worten von Steingaß zeigen internationale Trends eine Erholung des US-Papierverpackungssektors, während der Markt in China weiterhin schwach bleibt. Die enge Verbundenheit mit China beeinflusst auch die Märkte in Südostasien und Indien. In Europa gingen die Sammelmengen zurück, während Exporte und Importe schwankten.
Werner Steingaß: "Insgesamt stehen Deutschland und die Welt vor großen Herausforderungen, die von den Unternehmen der Altpapierrecyclingbranche eine sorgfältige und risikoarme Handlungsweise erfordern. Die Politik muss sich auf Frieden und ausreichenden Konsum konzentrieren, um die Branche und die Wirtschaft zu stabilisieren."
Trotz der vorherrschenden Unsicherheiten bestehe jedoch die Hoffnung, so Steingaß abschließend, dass die Altpapierrecyclingbranche ihre Resilienz unter Beweis stellen und sich langfristig erholen wird. Es sei jedoch unerlässlich, dass sowohl die Politik als auch die Industrie gemeinsam Lösungen finden, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.
Quelle und Kontaktadresse:
(bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.
Jörg Lacher, Leiter Politik und Kommunikation
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