Altenpflege ist kein Verschiebebahnhof
(Köln) - Der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland verwahrt sich energisch gegen den Vorschlag von NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD), Verurteilte, die ihre Geldstrafen nicht zahlen können, in der Altenpflege einzusetzen, statt sie in Haft zu nehmen.
"Immer dann, wenn Menschen in unseren Sozialsystemen Kosten verursachen, ob als Arbeitslose oder als potenzielle Gefängnisinsassen, denken Politiker, man könne mit ihnen den Fachkräftemangel in den sozialen Berufen beheben", kritisiert ASB-Bundesgeschäftsführer Christian Reuter. "Altenpflege ist aber kein Verschiebebahnhof."
Für die Betreuung von pflegebedürftigen Menschen sind Beständigkeit, Professionalität und fachliche Kenntnisse unverzichtbar. Es ist Angehörigen und Pflegebedürftigen nicht vermittelbar, warum ausgerechnet in diesem Bereich ungelernte Menschen tageweise eingesetzt werden sollten. Ein Vergleich mit ehemaligen Zivildienstleistenden bzw.
Bundesfreiwilligen ist auch nicht passend, da diese sich bewusst für diesen Einsatz entscheiden, darauf intensiv vorbereitet werden und zumindest ein Jahr im Einsatz sind. Minister Kutschaty beachtet außerdem nicht, welch negatives Signal er an die potenziellen Berufsanfänger in der Altenpflege aussendet. "Altenpflege ist keine Aushilfstätigkeit, sondern ein verantwortungsvoller Beruf. Er bedarf einer fundierten Ausbildung und eines ausgeprägten Engagements für Menschen. Die Politik darf nicht immer wieder Vorschläge machen, die signalisieren, dass jeder diesen Beruf ausüben könnte", sagt Gabriele Osing, Leiterin Soziale Dienste im ASB. "Das wird den Fachkräften nicht gerecht und erzeugt auch kein großes Interesse, sich in diesem Bereich zu engagieren."
Der ASB-Bundesverband hatte zuletzt am 6. Juni 2012 die Geringschätzung der sozialen Berufe kritisiert. Anlass waren die Pläne der Bundesregierung, Arbeitslose zu Erziehern umzuschulen. Der neue Vorschlag aus NRW geht nach Meinung des ASB in dieselbe Richtung, ist genauso wenig hinnehmbar und sozialpolitisch gefährlich.
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