Aktuelle ICILS-Studie: Rückläufige digitale Kompetenzen sind ein Ergebnis vernachlässigter IT-Infrastruktur an vielen Schulen
(Berlin) - Der Deutsche Philologenverband (DPhV) sieht sich in seiner Forderung nach kontinuierlichen Investitionen in die digitale Infrastruktur von Schulen durch die heute veröffentlichte ICILS-Studie bestätigt. Verbesserungen werden allerdings durch das erneute Aufschieben des Digitalpakts 2.0 infrage gestellt.
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Wir erwarten von der Bundespolitik und den Kultusministern und -ministerinnen die durch den Ampelbruch verschärfte Hängepartie um den Digitalpakt 2.0 schnell zu beenden. Wir brauchen vorausschauendes Handeln und eine pragmatische Zwischenlösung für die baldige Finanzierung des neuen Pakts für die Schulen und die Schülerinnen und Schüler, die eben jetzt (!) und nicht irgendwann später zur Schule gehen.“
Die Ergebnisse der aktuellen ICILS-Studie zeigten nämlich schon jetzt einen signifikanten Rückgang der mittleren computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in den vergangenen fünf Jahren. Die gymnasialen Schülerinnen und Schüler konnten ihr hohes Niveau bestätigen. (ICILS-Studie, S. 18)
Susanne Lin-Klitzing ergänzt: „Die guten Ergebnisse an den Gymnasien knüpfen an die positiven Ergebnisse aller entsprechenden Studien aus der Corona-Zeit an, in denen für die gymnasialen Lehrkräfte jeweils die höchsten Werte für die unterrichtliche Nutzung von digitalen Materialien und Wegen vorliegen. Im Interesse unserer Schülerinnen und Schüler wollen wir diesen Weg gerne reflektiert mit ihnen weitergehen. Dies geht aber nur dann, wenn die Schulträger weiter in alle Schularten investieren, die Dienstherren die nötigen Rahmenbedingungen schaffen und für den Schutz der Persönlichkeitsrechte der Lehrkräfte und ihrer Schülerinnen und Schüler im digitalen Raum sorgen.“
Weitere bedeutsame ICILS-Ergebnisse sind:
- Die Bildungssprache Deutsch ist in Deutschland auch für computer- und informationsbezogene Kompetenzen entscheidend. (S. 25)
- Die große Mehrheit (86,6 Prozent) der Schülerinnen und Schüler gibt an, dass die Menschen viel zu viel Zeit mit der Nutzung digitaler Medien verbringen. 73,6 Prozent sehen sie sogar als gefährlich für die Gesundheit der Menschen an. (S. 35)
- Ein Drittel der Lehrkräfte beklagt eine unzureichende IT-Ausstattung. Fast die Hälfte gibt an, dass die IT nicht funktionsfähig ist, wenn die Lehrkräfte sie nutzen möchten. (S. 53)
Das grundsätzlich Wichtigste für alle Schülerinnen und Schüler an allen Schularten sei jedoch auch klar, so Lin-Klitzing: „Ohne das Beherrschen der deutschen Sprache nützen die besten Geräte nichts. Wir brauchen in jedem Bundesland eine diagnoseindizierte, verbindliche, vorschulische Sprachförderung. Die Stärkung der Bildungssprache Deutsch endet nicht mit der Grundschule, Deutsch muss auch in Sekundarstufe I vierstündig unterrichtet werden und eine differenzierte Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Schwierigkeiten beim souveränen Umgang mit der deutschen Sprache muss zusätzlich zum Regelunterricht in den Ländern erfolgen.“
Fast ein Viertel der Schülerinnen und Schüler nimmt zudem mangelnde IT-Kenntnisse der Lehrkräfte als Hemmnis wahr. Das führt aus Sicht des DPhV zu zwei Schlussfolgerungen:
1. Lehrkräfte benötigen mehr Zeitressourcen, um sich fortbilden zu können.
2. Die Lehrkräfte sind nicht zuständig für administrative IT-Aufgaben.
Die professionelle IT-Unterstützung fehlt nach wie vor an viel zu vielen Schulen und hemmt eine unterrichtstaugliche unkomplizierte Nutzung. Die Kultusminister und -ministerinnen müssen dort in den Dialog mit den Schulträgern eintreten, wo die professionelle IT-Wartung noch nicht gewährleistet ist, damit sie auch dort endlich eingesetzt wird – zum professionellen Nutzen aller.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Philologenverband e.V. (DPhV), Friedrich Pohl, Pressesprecher(in), Friedrichstr. 169-170, 10117 Berlin, Telefon: 030 40816781, Fax: 030 40816788
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