Aktuelle Analyse: Handel ist die Branche mit dem größten Personalbedarf
(Berlin) - Unterbrochene Lieferketten, explodierende Energiepreise und die enorme Inflation stellen die Wirtschaft vor gewaltige Herausforderungen. Die meisten Unternehmen blicken dennoch vorsichtig optimistisch in die Zukunft und stellen weiterhin neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. In welchen Branchen der Arbeitskräftebedarf im November 2022 am größten war, hat die neue Ausgabe des BAP Job-Navigators untersucht. In den zehn Branchen mit den meisten Stellenanzeigen wurden insgesamt 1.126.664 Angebote von 193.357 Firmen auf Unternehmenswebsites, Online-Jobbörsen, dem Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit und in Printmedien ausgeschrieben.
Handel ist derzeit Branche mit größtem Personalbedarf
Beim Weihnachtsbummel ist es vielerorts nicht zu übersehen: An den Schaufenstern zahlreicher Geschäfte hängen Schilder mit der Aufschrift "Verkäufer (m/w/d) gesucht". Kein Wunder, schließlich suchen Bäckereien, Supermärkte, Bekleidungsgeschäfte und andere Einzelhändler besonders händeringend Personal. Das zeigt die aktuelle Stellenmarkt-Analyse ganz deutlich. Denn mit 215.915 Positionen wurden im November dieses Jahres in keiner anderen Branche so viele Stellen ausgeschrieben wie im Handel. Im Vorjahresmonat lag die Anzahl der ausgeschriebenen Positionen noch bei 189.645 Stellen. Das entspricht einem Plus von fast 14 Prozent.
Auch Industrie sucht händeringend Fachkräfte
Der Fachkräftemangel macht sich aber auch in der Industrie, dem wirtschaftlichen Rückgrat Deutschlands, immer deutlicher bemerkbar. Während das verarbeitende Gewerbe im November 2021 noch 157.689 Stellen ausschrieb, schalteten Industrieunternehmen im November dieses Jahres bundesweit 194.321 Positionen - ein Anstieg um über 23 Prozent.
Schulen und Kitas fehlen Pädagogen
Prozentual gesehen nahm das Stellenangebot im Erziehungs- und Bildungswesen am stärksten zu. So konnten sich Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher im November 2022 auf fast 32 Prozent mehr Stellen bewerben als im selben Kalendermonat des Vorjahres. In absoluten Zahlen stieg die Anzahl der öffentlich ausgeschriebenen Positionen für Pädagogen von 40.933 auf 54.087 Stellen an.
Öffentliche Verwaltung und Gesundheitswesen brauchen mehr Personal
Den drittgrößten prozentualen Anstieg des Jobangebots - nach dem Erziehungs- und Bildungswesen und der Industrie - gab es im November mit fast 23 Prozent in der öffentlichen Verwaltung. Hier waren 9.282 Stellen mehr als im Vorjahresmonat zu besetzen. Vielen Behörden und Ämter fällt die Mitarbeitersuche dabei besonders schwer, weil sie häufig niedrigere Gehälter als privatwirtschaftliche Firmen bezahlen und das Bewerbungsprozedere oftmals lange dauert.
Doch auch im Gesundheits- und Sozialwesen spitzt sich der Fachkräftemangel massiv zu. In diesem Bereich stieg das Jobangebot um 13,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an. Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit fortsetzen. Schließlich leiden Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen aufgrund der schwierigen Arbeitsbedingungen unter einer besonders starken Personalfluktuation.
Baubranche mit rückläufigen Zahlen bei den Stellenangeboten
Doch nicht in allen Branchen stehen die Zeichen momentan auf Wachstum. So veröffentlichte das Baugewerbe im November 2022 lediglich 69.400 Stellen - und damit 5,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Denn derzeit rekrutieren viele Unternehmen im Hoch- und Tiefbau aufgrund der aktuellen Materialengpässe oftmals nur auf Sparflamme. Da ein Ende des Baubooms aber nicht in Sicht ist, werden auch Baufirmen mittel- und langfristig wieder verstärkt Personal einstellen müssen.
Klassische Fachkräfte stehen hoch im Kurs
Ein Blick auf die geforderten Hierarchiestufen bei den Stellenanzeigen zeigt eine besonders starke Nachfrage nach Fachkräften mit abgeschlossener Ausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung. Im November dieses Jahres schrieben mehr als 115.000 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen in Deutschland über 524.010 Positionen für diese Profile aus. Im Vorjahresmonat waren es lediglich 430.758 Stellen. Am zweithäufigsten war die Nachfrage nach gewerblichen Fachkräften (497.541 Stellen, ca. 15 Prozent), gefolgt von Fachkräften mit akademischer Bildung (262.943 Stellen, ca. 20 Prozent) und Auszubildenden (118.772 Stellen, 26 Prozent).
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e.V. (BAP)
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