Aktiv Zukunft gestalten / Landjugend(t)räume, Junglandwirte 4.0 und ein grillender Minister
(Berlin) - Einen Minister, der mit und für die Landjugend grillt, trifft man nicht alle Tage. Erst recht nicht einen, der sie in sein Haus bittet, um in der gemeinsamen Auseinandersetzung für die Zukunft der ländlichen Räume zu arbeiten. Doch genau das hat Christian Schmidt getan. Der Bundeslandwirtschaftsminister hatte am 6. und 7. Juli Aktive aus den drei deutschen Landjugendverbänden zur gemeinsamen Veranstaltung "Landjugend(t)räume - die Zukunft im Blick" in seinen Berliner Dienstsitz eingeladen, "um wichtige Anregungen zu gewinnen, wie unsere ländlichen Regionen für die Jugend attraktiv zu gestalten sind".
"Uns ist klar: Zukunft passiert nicht einfach. Sie muss gestaltet werden. Durch uns", so Nina Sehnke, die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) e.V. Die junge Ehrenamtliche hat einen der drei Workshops rund ums Land geleitet. Zusammen mit dem Berufsnachwuchs aus Evangelischer Jugend im ländlichen Raum (ejl), Katholischer Landjugendbewegung Deutschland e.V. (KLJB) und dem BDL ging es beim Stichwort "Junglandwirte 4.0" um eine wertgeschätzte und gesellschaftlich akzeptierte Landwirtschaft. Denn genau das ist es, was sie wollen: in ihrer Arbeit anerkannt werden und von ihr leben können.
In konstruktiven, selbstkritischen und offenen Debatten haben sie die Herausforderungen der Gegenwart thematisiert, um ihre Visionen für den Junglandwirt 4.0 zu entwickeln. Die zwei kurzen fachlichen Inputs unterstützten sie dabei: Patrik Simon, Geschäftsführer der information.medien.agrar e.V., analysierte mit ihnen, wie Landwirtschaft kommuniziert. Dr.-Ing. Martin Walgenbach von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung rückte den Wert von innovativer Nahrungsmittelerzeugung in den Fokus.
Als einige intensive Arbeitsstunden später der Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt dazu kam, hatte dieser Workshop seine ersten Visionen bereits im Kopf, so dass die Junglandwirte sie ihm persönlich vorstellen konnten. "Dazu gehört auf lange Sicht weniger Produktions- und mehr Absatzförderung. Da brauchen wir politische Unterstützung, um uns auf die eigentliche Landwirtschaft konzentrieren zu können. Denn wir wissen, was wir können", so die BDL-Bundesvorsitzende Nina Sehnke.
Dazu gehöre aber auch, mutiger und selbstbewusster mit schwarzen Schafen im Berufsstand umzugehen, fasst die Agrarstudentin eine spannende Diskussion der Junglandwirte zusammen. Und auch darin stimmten die jungen Fachleute überein: "Wir brauchen Landwirtschaft als Schulfach." Das Wissen über die Landwirtschaft komme nicht von allein und sei elementar, um Zusammenhänge zu verstehen, begründet Nina Sehnke.
Besonders interessierte sich der Minister für die These "Akzeptanz durch Innovation". Der Einsatz moderner Technik spart Arbeitszeit und Ressourcen, kommt also dem Junglandwirt 4.0, aber auch Natur und Umwelt zugute. Das zahlt sich langfristig für die Gesellschaft aus, auch wenn sie kurzfristig sehr kostenintensiv ist. "So kostenintensiv, dass es eine gezielte Junglandwirteförderung braucht", sagt die BDL-Bundesvorsitzende im Gespräch mit dem Minister.
Bei der Abschlusspräsentation der Landjugend(t)räume kommt aus dem Junglandwirte-Workshop eine weitere Vision für die Zukunft: eine Expertenkommunikation, in der alle Gruppen mitreden können - Landwirte und Umweltschützer, Wissenschaftler und Wirtschaft, Handel und Verbraucher, die Gesellschaft also. Nur so lasse sich eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe führen, bei der nicht übereinander geredet wird, sondern miteinander, sind sich die Agrarier der Landjugend einig.
Die beiden anderen Workshops der gemeinsamen "Landjugend(t)räume"-Veranstaltung der Landjugendverbände und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beschäftigten sich mit "Jugendbeteiligung in ländlichen Räumen" und unter dem Titel "Jobgipfel fürs Land" mit den Bildungs-, Ausbildungs-, Arbeits- und Lebensperspektiven für junge Menschen in ländlichen Räumen. Sie arbeiteten unter Leitung von KLJB bzw. ejl und formulierten ihre Vorstellungen von einer lebendigen Zukunft in den Dörfern und Gemeinden der Bundesrepublik.
Ralf Wolkenhauer, BMEL-Abteilungsleiter für ländliche Räume, hat die zwei Tage vollständig begleitet. Er lobte die Ergebnisse der drei Workshops: "Die Debatten in den Gruppen waren emotionaler und kreativer, als wir erwartet haben. Wir haben an beiden Tagen genau zugehört, wie die drei Landjugendverbände Zukunft auf dem Land sehen und sie gestalten wollen. Eins kann ich versprechen: Wir waren nicht nur mit offenen Ohren dabei und haben die Diskussionen verfolgt, wir werden die Ergebnisse der Workshops auch im Kopf behalten."
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