Aktionsbündnis Schule: Riesenschlappe für Schulideologen in Hamburg / David siegt über Goliath
(Düsseldorf) - Der Volksentscheid in Hamburg erbrachte für die Initiatoren und Befürworter der Bewegung "Wir wollen lernen" ein überwältigendes Ergebnis. Die Grundschule bleibt vierjährig und eine Amputation des Gymnasiums auf sechs Jahre findet nicht statt!
Obgleich die Phalanx der Schulformgegner mit geballter Unterstützung alles daran gesetzt hatte, damit in Hamburg eine sechsjährige Primarschule eingeführt wird, hat sich die Bürgerschaft klarer als erwartet gegen diesen Plan ausgesprochen. Berücksichtigt man die von vier Parteien und den Unterstützern der Schulreform eingesetzten Mittel, dann hat sich am Ende David gegen Goliath durchgesetzt.
CDU, GAL, SPD und sogar Die Linke hatten sich zu einem Zweckbündnis zusammen gefunden, um mit versprochenen deutlich besseren Rahmenbedingungen die Primarschule gegenüber den anderen Schulformen zu begünstigen. Selbst die Besoldung der Schulleiterinnen und -leiter sollte sich an der Größe der Schule orientieren, was viele für die sechsjährige Primarschule einnehmen sollte. Keine Manipulationsmöglichkeit - bis hin zum Termin des Volksentscheids in den Ferien - wurde ausgelassen, um einen entscheidenden Schritt zur Vereinheitlichung des Schulwesens zu machen. "Für Nordrhein-Westfalen hat der Ausgang des Volksentscheids große Auswirkungen! Die Pläne von SPD und Grünen, die Zahl der Gymnasien mittelfristig zu reduzieren und langfristig diese durch Gemeinschaftsschulen zu ersetzen, haben einen unmissverständlichen Dämpfer erhalten. Wie alle - politisch nicht einseitig ausgerichteten - Umfragen auch in NRW ergaben, wollen Eltern, Schüler und Lehrkräfte, dass Schulvielfalt so erhalten bleibt, dass alle Schülerinnen und Schüler optimal gefördert werden können. Wir brauchen in NRW kleinere Klassen, nicht nur als Lockmittel für Gemeinschaftsschulen, sondern für alle Schulen, so Peter Silbernagel, Sprecher des Aktionsbündnisses Schule.
Im Übrigen heben die 17 schulischen und außerschulischen Verbände und Organisationen im Aktionsbündnis Schule hervor, dass es keine einzige Studie gibt, die einen Vorteil vom längeren gemeinsamen Lernen ausweist. Dies gelte sowohl für den sozialen Bereich wie auch für den Bereich der Leistung.
Die Hamburger Entscheidung dürfte die Begehrlichkeiten der Schulideologen in allen Bundesländern sehr bremsen. Ein Ende der schulstrukturellen Auseinandersetzungen aber wird kaum wahrscheinlich sein.
Im Vorfeld des Entscheids hatten zahlreiche Bildungsexperten gewarnt: Wer in Deutschland die Gymnasien zerschlagen wolle, werde scheitern.
"Der Ausgang des Volksentscheids ist auch der Sieg der Lebenserfahrung über schulideologische Wunschvorstellungen", so kommentiert Peter Silbernagel.
Quelle und Kontaktadresse:
Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen
Pressestelle
Graf-Adolf-Str. 84, 40210 Düsseldorf
Telefon: (0211) 177440, Telefax: (0211) 161973