Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

Aktion: Mit 120.000 Unterschriften für Notprogramm

(Bonn) - Die deutschen Landwirte fordern von Bundesministerin Renate Künast endlich eine "aktive Politik zur Beendigung der Misere auf dem Rindfleischmarkt". Es sei nicht mehr nachzuvollziehen, dass die Bundesregierung bisher den durch die BSE-Krise in erhebliche Not geratenen deutschen Rinderhaltern ein ähnliches Hilfs- und Liquiditätsprogramm verweigert, das EU-Länder wie Frankreich und Irland zur Existenzsicherung aufgelegt haben. Dies betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, bei der Übergabe eines offenen Briefes mit 120.000 Unterschriften an Bundesministerin Renate Künast in Berlin, in dem Bullen- und Rindermäster, Kalbfleischerzeuger und Mutterkuhhalter auf ihre bedrohliche Situation aufmerksam machen. Das monatliche Bruttoeinkommen eines spezialisierten Rinderhalters liegt durch die BSE-Krise nur noch bei 1.130 D-Mark. An einem kostendeckenden Erlös fehlen dem Rinderhalter pro Schlachtrind 350 bis 450 D-Mark.

Hinter jeder Unterschrift der bundesweiten Aktion ständen ganz persönliche Schicksale, Betriebsleiter, Mitarbeiter und Familienangehörige bangten um ihre Zukunft. "Die spezialisierten Rindfleischerzeuger sind die eigentlichen Verlierer der BSE-Krise", erklärte Sonnleitner. Sie hätten wie der gesamte Berufsstand die Maßnahmen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wie BSE-Tests, Herausnahme des Risikomaterials und das totale Tiermehlverbot voll mitgetragen. Trotzdem seien die Erzeugererlöse "im Keller geblieben". Es sei einfach nicht hinnehmbar, so Sonnleitner, dass die Bullenmäster und Kalbfleischerzeuger alle Wünsche der Verbraucher nach entsprechenden Qualitäten erfüllen und jetzt vor dem wirtschaftlichen Aus stehen.

Sonnleitner forderte Ministerin Künast auf, sich endlich mit den Bundesländern auf eine dauerhafte Finanzregelung für ein totales Tiermehlverbot zu verständigen. Auch sei unzumutbar, dass die Rindfleischerzeuger die BSE-Test-Kosten alleine finanzieren müssten. Ministerin Künast müsse alle Möglichkeiten zur direkten Entlastung der Rindfleischerzeuger über Prämienzahlungen, steuerliche Entlastungen oder eine entsprechende Gestaltung der Modulation nutzen. Es sei kontraproduktiv, ausgerechnet in der jetzigen Zeit die Rinderprämie auch noch mit einer 90-Tier-Grenze kürzen zu wollen.

In einer Solidariätsadresse erklärte die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Erika Lenz, dass die Rindfleischerzeuger in Deutschland die BSE-Krise zu Unrecht bezahlen würden. Die Familien fürchteten um ihre Existenz. Die Landfrauenpräsidentin forderte die Ministerin auf, die Rindfleischerzeuger und -mäster "in der gegenwärtigen Durststrecke zu unterstützen". Sie erwarte, dass Ministern Künast auf nationaler Ebene ein Notprogramm durchsetzen werde. Rinderhaltende Betriebe benötigten endlich wieder eine Perspektive.

Landwirt Heinrich von Bassewitz, Mitglied der Öko-Rindfleischerzeuger aus Biopark, Mecklenburg-Vorpommern, betonte, dass sowohl die ökologisch wie konventionell wirtschaftenden Bauern von der Rindfleischmisere betroffen seien. Der Kälberverkauf sei um 40 Prozent bei männlichen und um 80 Prozent bei den weiblichen Kälbern zurückgegangen. Die Preise seien um 30 Prozent gefallen. Die Preise für Ochsen und Färsen aus der Weidemast, die über 24 Monate alt seien, seien um 20 Prozent gefallen und wurden durch Entsorgungs- und BSE-Kosten zusätzlich belastet werden.

Da Rindfleisch fast nicht mehr verarbeitet werde, muss das Verarbeitungsfleisch (incl. Kuhfleisch) zu Schleuderpreisen verkauft werden, was zusammen mit dem BSE-Test und den Entsorgungskosten dazu führt, dass Fleisch im Laden relativ teuer sei und beim Produzenten unterhalb der Gestehungskosten gekauft wird. Wenn nicht geholfen werde, würden die Rinder von Deutschlands Weiden verschwinden, erklärte von Bassewitz.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Telefon: 0228/81980 Telefax: 0228/8198205

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