Agrarministerkonferenz in Hannover / "Unseligen Wettlauf zwischen Bundesländern beenden": Geflügelwirtschaft dringt auf Nationale Nutztierstrategie
(Berlin/Hannover) - Die heute in Hannover beginnende Amtschef- und Agrarministerkonferenz nimmt der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG) zum Anlass, die Dringlichkeit einer Nationalen Nutztierstrategie mit bundesweit einheitlichen Regelungen für die Tierhaltung zu betonen. "Den unseligen Wettlauf zwischen den einzelnen Bundesländern wollen wir schnellstmöglich beendet sehen", appelliert ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke an die Minister von Bund und Ländern, sich zum Wohl von Tieren und Tierhaltern auf eine abgestimmte, schrittweise Vorgehensweise zu einigen. Ein gegenseitiger Überbietungswettbewerb mit einer Flut an Auflagen für die Betriebe sei kontraproduktiv, betont Ripke: "Natürlich wollen unsere Betriebe in moderne Tierhaltung und Tierwohl investieren! Aber unternehmerische Entscheidungen brauchen Planungssicherheit für einen Zeitkorridor von mindestens zehn Jahren. Das Investieren in ein Mehr an Tierwohl muss sich nachhaltig lohnen - dieses konstruktive, zukunftsgewandte Signal erhoffen wir uns von der Agrarministerkonferenz in Hannover." Generell müsse sich Deutschland als moderner und innovativer Tierhaltungsstandort stärker auf eine bundesweite Harmonisierung der Regelungen besinnen, um im EU-Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben: Als "lange überfällig" bewertet Ripke in diesem Kontext auch eine in der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft abgestimmte gemeinsame Vorgehensweise beim Thema Schlechtwetter-Auslaufregelung für Freilandhennen.
Vogelgrippe: Geflügelwirtschaft fordert intensivierte Ursachenforschung
Weiteres zentrales Thema der Agrarminister-Zusammenkunft wird die noch anhaltende Vogelgrippe-Welle mit ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft sein. Hierzu richtet die Geflügelwirtschaft konkrete Forderungen an die Ministerrunde: Zum einen müsse die Ursachenforschung zu den Übertragungswegen des Virus weiter intensiviert werden. "Wir müssen die Eintragswege klären und dabei alle Eventualitäten bedenken, auch eine Übertragung durch den Wind", sagt ZDG-Präsident Ripke und wendet sich erneut gegen die seitens des niedersächsischen Agrarministers Christian Meyer publik gewordenen Vorwürfe, "Schlamperei" der Halter habe die gehäuften Ausbrüche in der Region Cloppenburg zu verantworten. "Unsere Halter tun mit den nochmals intensivierten, wissenschaftlich fundierten Biosicherheitsmaßnahmen ihr Bestmögliches, Schaden von ihren Tieren und der gesamten Branche abzuwenden", betont Ripke.
EU- Regelungen für Export aus Restriktionsgebieten und Vermarktung von Freilandeiern
Umso wichtiger sei der Einsatz der Politik für Betriebe, die durch den Vogelgrippe-Ausbruch unverschuldet in teils existenzielle Not gekommen seien. So appelliert der ZDG an die Agrarminister, sich auf EU-Ebene für eine Überarbeitung der Mindestanforderungen an Produktionssysteme für Eier aus Freilandhaltung stark zu machen, um bei eventuellen künftigen Vogelgrippe-Wellen eine längerfristige Vermarktung von Freilandeiern zu ermöglichen. "Auch für den Export von Bruteiern und Eintagsküken aus Restriktionsgebieten sowie für die Verarbeitung von Fleisch von gesunden Tieren aus Sperrgebieten brauchen wir eine tragfähige EU-weite Lösung", fordert Ripke. Mit Blick auf einen möglichen künftigen Vogelgrippe-Ausbruch sei zudem eine differenzierte und risikoorientierte Betrachtung der Stallpflicht für die Gans als Freilandtier erforderlich. Und für Betriebe, die durch das aktuelle Vogelgrippe-Geschehen in ihrer Existenz bedroht seien, müsse eine Entschädigungszahlung über den Bund abgestimmt werden, verlangt Ripke: "Das muss pragmatisch im Sinne der ohne eigenes Verschulden geschädigten Betriebe geschehen, ohne hohen Verwaltungsaufwand."
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