Agrar/Zuckermarktreform / Umwelt- und Entwicklungsverbände fordern Reformbereitschaft von Zuckerbauern / Hohe Subventionen und Zuckerprotektionismus längst nicht mehr zeitgemäß
(Berlin) - Anlässlich der heutigen Veranstaltung von Zuckerrübenbauern in Berlin haben der Evangelische Entwicklungsdienst EED, das FoodFirst Informations- und Aktionsnetzwerk (FIAN) und der Naturschutzbund NABU eine grundlegende Reform der gegenwärtigen EU-Zuckermarktordnung gefordert. "Die bisherige Zuckermarktordnung der EU hat zu unfairen Privilegien für den Rübenanbau und die Zuckerherstellung in Europa geführt und durch eine gezielte Überproduktion die Preise am Weltmarkt ruiniert", sagte Rudolf Buntzel vom EED. Mit ihren aktuellen Forderungen verteidigten die Rübenerzeuger lediglich ihre Privilegien, anstatt ernst zu nehmende Perspektiven aufzuzeigen. Die Zuckerrübenbauern haben sich mit der Zuckerindustrie zur "Aktion Existenzfrage Zucker" zusammengeschlossen, um gegen die Reformpläne der EU-Kommission zur Zuckermarktordnung vorzugehen.
EED, FIAN und NABU betonen, dass eine vollständige Liberalisierung des Zuckermarktes keine Lösung sei. "Eine undifferenzierte Marktöffnung würde die Existenz der Rübenbauern in Europa gefährden, in Entwicklungsländern einseitig die Exportproduktion fördern und die Armut vergrößern", sagte Armin Paasch von FIAN Deutschland. Andererseits dürften in Europa nicht länger Überschüsse subventioniert werden, die den Produzenten im Süden ihre Existenzgrundlage raubten. Ein System von geschützten EU-Märkten, Handelsbeschränkungen für die meisten Entwicklungsländer und Überschussexporten zu Dumpingpreisen sei nicht zukunftsfähig. Dies gelte umso mehr, als die Rübenbauern gemäß der EU-Agrarreform ab dem nächsten Jahr in den Genuss von Flächenprämien kämen.
Die Umwelt- und Entwicklungsorganisationen setzen sich stattdessen dafür ein, die Produktionsmengen von Zucker auf 90 Prozent der Binnenmarkterzeugung zu reduzieren und die vorhandenen Importquoten an Umwelt- und Sozialstandards zu binden. Die ärmsten Entwicklungsländer sollten einen Marktzugang für eine bestimmte Menge Zucker erhalten, um damit einen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu leisten. Mit Mitteln der ländlichen Entwicklung seien zudem Alternativen zum Rübenanbau in den europäischen Gebieten entwickelt worden, die besonders vom Verlust an Quoten betroffen sind. "Eine Reform sollte sowohl den Interessen der ärmsten Entwicklungsländer gerecht werden, als auch den Zielen einer umweltgerechten Landwirtschaft und den Prinzipien der EU-Agrarreform entsprechen", so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Quelle und Kontaktadresse:
FIAN e.V. Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht sich zu ernähren
Overwegstr. 31, 44625 Herne
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