Afrika-Tag 2024: Neue Perspektiven für wirtschaftliche Zusammenarbeit
(Siegen) - Der afrikanische Kontinent bietet mit seiner jungen Bevölkerung und einem Wirtschaftspotential, das weltweit zunehmend Beachtung findet, Chancen auch für deutsche Unternehmen. Das wurde auch beim Afrika-Tag in der IHK Siegen deutlich.
Vertreter der Politik, Diplomaten und Unternehmer waren auf Einladung des heimischen Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein zusammengekommen, um über Anknüpfungspunkte für eine zukunftsorientierte Zusammenarbeit zu sprechen. Dr. Thilo Pahl betonte in seiner Eröffnungsrede die Stärken der Region. "Beauty and Power" - mit diesem Leitmotiv verwies der IHK-Hauptgeschäftsführer auf die regionaltypische Kombination der Schönheit des Naturraums und der besonderen Bedeutung des heimischen Wirtschaftsraumes als einer der führenden industriellen Standorte in Deutschland. Die Botschafter aus Kamerun, Senegal und Südafrika sowie die Botschafterin Kenias nutzten im Gegenzug die Gelegenheit, um die Perspektiven und Potentiale des afrikanischen Marktes aufzuzeigen. Der Austausch zeigte im Kern deutlich: Durch gezielte Investitionen auf dem afrikanischen Kontinent können "Win-Win-Situationen" entstehen.
Die Botschafter warben für einen neuen Blick auf Afrika als gleichberechtigten Partner. Eine wichtige Rolle spiele hierbei die junge Bevölkerung des Kontinents, die eine starke und dynamische Arbeiterschaft und zugleich wachsende Konsumentengruppe darstelle. Angesichts ihrer Altersstruktur könne die afrikanische Bevölkerung in mehrfacher Hinsicht einen wichtigen Beitrag für die globale Wirtschaft leisten.
Großes Potential, doch bislang geringe deutsche Investitionen
Große Ressourcen wichtiger Rohstoffe, Solar- und Windenergie waren nur einige der aufgeführten Potentiale. S.E. Victor Ndocki, Botschafter von Kamerun, merkte an, dass in Deutschland häufig nicht nachvollzogen werden könne, weshalb afrikanische Staaten auf umfassende Angebote und Leistungspakete etwa aus China, Indien und anderen Ländern eingingen. Dabei würde sich das Land über ein stärkeres Interesse deutscher Unternehmen sehr freuen. Sämtliche anwesende Botschafter machten deutlich, dass afrikanische Märkte durchaus bereit seien, deutsche Betriebe und ihre Technologie mit offenen Armen zu empfangen, sollten sich deutsche Unternehmen für nachhaltige und langfristige Kooperationen in Afrika entscheiden.
I.E. Stella Mokaya Orina, Botschafterin der Republik Kenia, erläuterte beispielhaft, dass Kenia aktiv daran arbeite, Investitionen für ausländische Unternehmen attraktiver zu machen. Sie hob hervor, dass Deutschland das erste Land weltweit gewesen sei, das Kenia nach Erlangung der Unabhängigkeit 1963 anerkannt habe. Dies sei bis heute nicht vergessen. Die kenianische Regierung versuche durch zahlreiche Gesetzesreformen Hindernisse für ausländische Investoren abzubauen und bürokratische Prozesse zu vereinfachen. So werde beispielsweise von der Kapitalmarktbehörde ein Ausgleichsfonds betrieben, um Investoren vor finanziellen Verlusten, die aus dem Fehler eines Maklers oder Händlers entstanden seien, zu schützen. Durch diese Maßnahmen wolle und werde Kenia Vertrauen schaffen und sicherstellen, dass sich Investitionen langfristig auszahlten. Diese Maßnahmen stehen demnach exemplarisch für das Bemühen vieler afrikanischer Regierungen, günstige Rahmenbedingungen für ausländische Investoren zu schaffen.
Dass sich die Anstrengungen auszahlen, unterstrich der senegalesische Botschafter S.E. Cheikh Tidiane Sall bezogen auf sein Land: Trotz aller Herausforderungen rechnet Senegals Wirtschaft mit 7 Prozent Realwachstum im laufenden Jahr, 2025 sogar mit mehr als 8 Prozent. S.E. Stone Sizani, Botschafter der Republik Südafrika, und damit des stärksten Handelspartners Deutschlands auf dem afrikanischen Kontinent, kündigte an, dass sein Land gerade im Infrastrukturbereich und unter verstärkter Einbindung des Privatsektors Reformen angehen werde. Er, der bereits wiederholt Gast auf den Siegener Afrika-Tagen war, werde immer wieder gerne nach Siegen kommen - im Gegenzug bat er die Anwesenden nachdrücklich in sein Land, und betonte, dass sich ein Engagement dort für beide Seiten lohne.
Afrika-Tag als Plattform für den Austausch
Die Veranstaltung in der IHK Siegen bot den anwesenden Unternehmen aus der Region Gelegenheit, mit den afrikanischen Botschaftern in persönliche Gespräche einzutreten und mögliche Kooperationen zu erörtern. In vielen Einzelgesprächen wurden Kontakte geknüpft und potenzielle Partnerschaften ausgelotet. Dabei zeigte sich eine große Aufgeschlossenheit, den Fokus auf neue Partnerschaften und nachhaltige Investitionen zu legen, die auf Vertrauen und gemeinsamen Zielen basieren.
Dr. Olaf Deutschbein, Leiter des Berliner Büros der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO-ITPO), merkte in einem abschließenden Vortrag an, dass trotz der zahlreichen wirtschaftlichen Möglichkeiten in Afrika bislang nur etwa 1 Prozent der deutschen Auslandsinvestitionen tatsächlich auf den afrikanischen Kontinent fließen. Der Afrika-Tag in Siegen zeigte indes, dass eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den Staaten Afrikas im beiderseitigen Interesse liegt.
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