Pressemitteilung | CARE Deutschland e.V.

Afghanistan: Abwurf von Nahrung hat nichts mit CARE-Paketen zu tun

(Bonn) - In den vergangenen Tagen benutzten Medien wiederholt den Begriff des CARE-Paketes, wenn sie über den Abwurf von Lebensmitteln über Afghanistan berichteten. Diese von den US-Streitkräften durchgeführte Aktion steht jedoch in keinem Zusammenhang mit der internationalen Hilfsorganisation CARE.

Willi Erl, Vorsitzender von CARE Deutschland: "Wie die meisten Hilfsorganisationen kritisieren auch wir diese Art der ‚Hilfe'. Sie ist uneffizient, setzt die Zivilbevölkerung neuen Gefahren aus und lenkt von dringend nötigen Maßnahmen zur Bewältigung der humanitären Katastrophe in Afghanistan ab."

Die abgeworfenen Tagesrationen für eine Person unterscheiden sich deutlich in Inhalt, Verbreitungsweg und Nutzen von den seit 1945 in der Nothilfe bewährten CARE-Paketen. Diese decken in der Regel den Grundnahrungsbedarf einer mehrköpfigen Familie über einen längeren Zeitraum, werden von CARE-Mitarbeitern gezielt und bedarfsgerecht an besonders schwache Bevölkerungsgruppen vor Ort verteilt. CARE lehnt die laufende Aktion aus praktischen wie grundsätzlichen Erwägungen ab:

"Airdrops", zurzeit vor allem aus großer Höhe, sind ungeeignet, die Zielgruppe der Schwächsten wie Frauen, Kinder, Alte und Kranke zu erreichen. Wahrscheinlicher ist, dass organisierte, mobile und bewaffnete Kräfte zuerst von Hilfsgütern profitieren.

Selbst das US-Verteidigungsministerium hat eingeräumt, dass - auch bei Intensivierung der Abwürfe - nur ein verschwindend geringer Anteil der rund 7,5 Millionen hungernden Afghanen sporadisch an Nahrung gelangt (derzeit weniger als ein Prozent).

Nach mehr als 20 Jahren Krieg sind rund zehn Millionen Landminen in Afghanistan vergraben. Abwürfe nach dem "Gießkannenprinzip" können Not Leidende unbeabsichtigt auf minenverseuchtes Gelände führen und sie weiterer tödlicher Gefahr aussetzen.

Der Abwurf von Hilfsgütern ist extrem teuer, der Nutzen der gelben Plastikpäckchen mehr als fraglich. Willi Erl: "Diese Menschen brauchen keine Süßigkeiten, Erdnussbutter, Fruchtkuchen oder Bohnensuppe, sondern Grundnahrungsmittel wie Mehl und Öl."

Darüber hinaus erweckt die "humanitäre" Aktion des US-Militärs in der Öffentlichkeit den Eindruck, es werde bereits genug getan, um die Hungerkrise in Afghanistan zu lösen. "Was wir sofort brauchen, sind humanitäre Korridore und monatlich mindestens 50.000 Tonnen Nahrung, um die Betroffenen direkt und regelmäßig zu versorgen", appelliert Willi Erl an die Verantwortlichen beider Seiten. "In wenigen Wochen wird der afghanische Winter viele Hungernde in den Bergen endgültig von jeder Hilfe abschneiden."

Die Verwicklung militärischer Kräfte in humanitäre Operationen birgt nicht zuletzt die Gefahr, dass Hilfsmaßnahmen von Konfliktparteien als Teil einer Militärstrategie wahrgenommen werden. Dies kann dazu führen, dass humanitäre Unterstützung grundsätzlich unterbunden, Helfer und Einrichtungen neutraler Organisationen attackiert werden. Dieses Risiko steigt erheblich, wenn Bomben und Lebensmittel praktisch gleichzeitig abgeworfen werden. CARE fordert deshalb, humanitäre Hilfe ausschließlich den erfahrenen, politisch und militärisch unabhängigen Organisationen zu überlassen.

CARE in Afghanistan:

CARE ist eine der größten internationalen Hilfsorganisationen mit langjähriger Erfahrung in der Flüchtlingshilfe. In Afghanistan führt CARE seit den frühen sechziger Jahren verschiedenste Projekte der Entwicklungszusammenarbeit durch und leistet immer wieder auch akute Nothilfe. Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage musste die Organisation ihre Hilfsprogramme in Afghanistan aussetzen. Gemeinsam mit dem Arbeiter-Samariter-Bund bereitet CARE Deutschland derzeit ein Hilfsprogramm vor, um Flüchtlinge im tadschikisch-afghanischen Grenzgebiet mit Nahrungsmitteln, Decken, Matratzen und winterfesten Notunterkünften zu versorgen.

Spendenkonto 44 040
Sparkasse Bonn (BLZ 380 500 00)
Stichwort "Afghanistan"

Online-Spenden: www.care.de

Quelle und Kontaktadresse:
CARE Deutschland e.V. Dreizehnmorgenweg 6 53175 Bonn Telefon: 0228/975630 Telefax: 0228/9756351

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