Pressemitteilung | Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC)

Ärztemangel und wachsender Versorgungsbedarf - wer behandelt künftig chirurgische Patienten?

(Nürnberg) - Immer mehr niedergelassene Chirurgen in Deutschland nähern sich dem Rentenalter, Kliniken klagen über unbesetzte Facharzt- und Assistenzarztstellen. Gleichzeitig werden die Menschen immer älter und benötigen intensivere ärztliche Versorgung. Dieser Spagat kann nur sektorenübergreifend und mit Unterstützung qualifizierter Assistenzberufe gelingen, so das Fazit der Chirurgen und ambulanten Operateure beim 13. BNC-Bundeskongress, dem 25. BDC-Chirurgentag und der BAO-Jahrestagung, die erstmals gemeinsam vom 4. bis 6. März 2011 in Nürnberg stattgefunden haben.

Bis zum Jahr 2020 werden etwa 55 Prozent der niedergelassenen Chirurgen und 32 Prozent der Krankenhauschirurgen in Deutschland in Rente gehen. Bereits heute verzeichnen 35 Prozent der Kliniken unbesetzte Facharztstellen, bei den Assistenzarztstellen ist sogar in jeder zweiten Klinik mindestens eine Stelle vakant. Gleichzeitig werden die Menschen immer älter und benötigen intensivere ärztliche Versorgung - und der medizinische Fortschritt ermöglicht Operationen und moderne Therapien bis ins hohe Lebensalter.

Qualifizierte Assistenzberufe können Chirurgen und Operateure entlasten

Der Münchener Gesundheitsökonom Prof. Günter Neubauer sieht eine Lösung für dieses Problem in der Delegation ärztlicher Leistungen: "Ärzte sollten sich auf das konzentrieren, was sie am besten können - und andere Leistungen qualifizierten Assistenzberufen überlassen", sagte Neubauer bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des gemeinsamen Bundeskongresses Chirurgie 2011. Auch die chirurgischen Referenten bezeichneten die vermehrte Delegation von Leistungen als alternativlos. So stellte der BDC-Geschäftsführer Dr. Jörg Ansorg fest: "Die Kliniken können in diesem Punkt viel von niedergelassenen Chirurgen und Belegpraxen lernen, wo qualifizierte Arzthelferinnen den Arzt längst von vielen Tätigkeiten entlasten." Ein wichtiger Schritt sei die Schaffung qualifizierter Berufsbilder, etwa des Chirurgisch-Technischen Assistenten (CTA) oder der Chirurgisch-Administrativen Assistentin (CAA), für die der BDC gerade ein modulares Weiterbildungskonzept entwickelt hat. Der Präsident der Landesärztekammer Westfalen-Lippe Dr. Theodor Windhorst betonte allerdings, dass letztlich immer der Arzt die ganzheitliche Verantwortung für den Patienten tragen müsse: "Delegieren heißt zwar übertragen, doch die Verantwortung für durchgeführte Tätigkeiten bleibt beim Arzt!" Der Vertreter des BNC, der Chirurg Dr. Stephan Dittrich aus Thüringen, forderte deshalb eine gezielte Versorgungsplanung: "Wir müssen klar definieren, wer wen wie wann und wo behandeln kann und darf."

Berufsverbände wollen die Trennung zwischen ambulantem und stationärem Sektor überwinden

Klar ist immerhin, dass die strikte Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung im deutschen Gesundheitssystem längst überholt ist. Die chirurgischen Berufsverbände engagieren sich seit vielen Jahren für neue Versorgungsmodelle, darunter die Integrierte Versorgung, Tageskliniken sowie das Beleg- und Honorararztwesen. Mit der gemeinsamen Ausrichtung ihrer jeweiligen Jahreskongresse präsentierten der Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC), der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) und der Bundesverband Ambulantes Operieren (BAO) dieses Engagement nun erstmals auch nach außen. Ihr gemeinsamer Kongress war mit über 1.000 Teilnehmern ein wichtiger Brückenschlag zwischen Klinik und Praxis sowie den beteiligten Fachgruppen. "Wir alle haben das Gefühl, dass hier etwas Besonderes passiert", lobte BAO-Präsident Dr. Axel Neumann den Schulterschluss der drei Berufsverbände.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC) Katrin Meier, Mitarbeiterin, Pressearbeit/Redaktion Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin Telefon: (030) 28004-100, Telefax: (030) 28004-109

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