Pressemitteilung | Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V. - Bundesverband

Ärztemangel in Krankenhäusern: Arbeitgeber tragen Mitverantwortung

(Berlin) – Zur Pressekonferenz ostdeutscher Krankenhausgesellschaften und Verbände leitender Krankenhausärzte erklärt der Vorsitzende des Klinikärzteverbandes Marburger Bund, Dr. Frank Ulrich Montgomery:

Die Erklärungsversuche der Klinikträger und leitenden Krankenhausärzte zum Ärztemangel sind ein Dokument des eigenen Versagens. Es reicht nicht aus, die Politik für die zunehmend dramatische Situation verantwortlich zu machen, denn auch die Klinikträger tragen im erheblichen Maß zum Ärztemangel bei. Anachronistische Dienstpläne, ultrakurze Arbeitsverträge, massenhaft angeordnete Überstunden und immer mehr Verwaltungsarbeit liegen überwiegend in der Verantwortung der Arbeitgeber.

Solange Ärzte im Praktikum weniger verdienen als die Putzfrau im Krankenhaus, solange Ärzte 50 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Papierkram verschwenden und solange Ärzte rund 50 Millionen überwiegend unvergütete Überstunden pro Jahr leisten, müssen sich die Schuldigen dieser Entwicklung nicht über mangelhafte Motivation und fehlenden Nachwuchs wundern. Wir fordern die Arbeitgeber bereits seit Jahren auf, sich in den laufenden Tarifverhandlungen nicht länger sozialverträglichen und humanen Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern zu verschließen.

Hauptursache dieser Misere ist jedoch das von der Politik viel zu eng geschnürte Klinikbudget. Während in den letzten zehn Jahren sieben Prozent der Kliniken geschlossen wurden, 16 Prozent der Betten abgebaut wurden und die Verweildauer um 18 Prozent reduziert wurde, stieg gleichzeitig die Zahl der Patienten um 18 Prozent bei faktisch gleich bleibendem Finanzvolumen. Um dem Ärztemangel in Kliniken zu entgegnen, muss die Politik umgehend – wie von Europäischen Gerichtshof bereits im Jahr 2000 gefordert - den Bereitschaftsdienst als Arbeitszeit werten und das Klinikbudget um eine Milliarde Euro erhöhen. Damit kann man rund 15.000 zusätzliche Ärzte einstellen, die zur Entlastung notwendig sind.

Quelle und Kontaktadresse:
Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V. - Bundesverband Riehler Str. 6 50668 Köln Telefon: 0221/9731680 Telefax: 0221/9731678

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