Ärzte in Deutschland haben nur 7,6 Minuten Zeit für ihre Patienten / Torsten: Vergütungssystem muss sich stärker an Versorgungsnotwendigkeiten orientieren
(Berlin) - "Ärzte müssen die Zeit, die sie sich für ihre Patienten nehmen, angemessen vergütet bekommen." Das sagte der Vorsitzende des Hartmannbund-Landesverbandes Berlin, Priv.-Doz. Dr. Uwe Torsten, am 10. November anlässlich einer aktuell veröffentlichten Vergleichsstudie zu Behandlungszeiten von Patienten. Trotz methodischer Einschränkungen der Metaanalyse zeigt sie, dass Ärzte in Deutschland je Patient pro Kontakt durchschnittlich nur 7,6 Minuten Zeit für die Behandlung haben. Im europaweiten Vergleich liegen nur noch Serbien, Ungarn, Slowenien, die Slowakei und Österreich unter diesem Wert. In Großbritannien sind es hingegen 9,2 Minuten, in Frankreich 16 Minuten und in Schweden sogar 22,5 Minuten.
"Es liegt auf der Hand, dass das derzeitige System der gesetzlich geregelten, budgetierten vertragsärztlichen Vergütung weder ärzte- noch patientenfreundlich ist", so Torsten. Im Mittelpunkt stehe vielmehr die gesetzliche Vorgabe der Kostendämpfung. Es sei zwar richtig, dass die Morbidität inzwischen bei der Ermittlung der Gesamtvergütung berücksichtigt werde, jedoch handele es sich dabei lediglich um die Veränderungsrate, nie um die tatsächliche Morbidität, der sich die Ärzte tatsächlich annehmen müssten. "Wir brauchen endlich eine vernünftige und an die Versorgungssituation angepasste Vergütungsregelung und einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Ressourcen - auch mit der Ressource Arzt", betonte der Berliner Landesvorsitzende seine Forderung. Erst recht gelte dies in einem solidarisch finanzierten System.
Weniger Zeit bedeute zudem auch immer die Gefahr, dass ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis einer Fließband-Medizin geopfert werde, so Torsten. Man müsse sich auf jeden Patienten individuell einstellen, nicht zuletzt in der Ansprache, denn der Patient müsse die Diagnose für sich annehmen und die Therapie maßgeblich mittragen, kurz: die Notwendigkeit der Maßnahmen nachvollziehen können. Stattdessen sähen sich Ärzte nach wie vor mit der irrigen Vorstellung konfrontiert, Krankheit sei lediglich eine rasch reparable Verschleißerscheinung. "Es ist daher eminent wichtig, Ärzten die Möglichkeit zu geben, sich die notwendige Zeit für ihre Patienten nehmen zu können und dies dann auch vergütet zu bekommen", so Torsten.
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