Ärzte gegen Tierversuche retten Tiere vor REACH-Chemikalientests
(Braunschweig) - Dem bundesweiten Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) und seinen europäischen Partnern ist es gelungen, fünf Tierversuchsreihen, die für vier Chemikalien gemacht werden sollten, zu verhindern. Etwa 7.000 Tiere konnten so vor einem qualvollen Gifttod bewahrt werden.
Im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH müssen Chemie-Firmen die Substanzen, die sie herstellen, auf Giftigkeit testen lassen. Experten des Vereins Ärzte gegen Tierversuche und dessen Dachverband, die Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), kommentieren seit über zwei Jahren die Tierversuchsanträge der Industrie, die bei der Chemikalienbehörde ECHA eingereicht werden. Die Toxikologie-Experten versuchen herauszufinden, ob die geforderten Daten bereits vorhanden sind, so dass keine Tierversuche durchgeführt werden müssen.
In zwei der vier Fälle akzeptierte die ECHA die Einwände der Tierversuchsgegner und wies die Tierversuchsanträge der Industrie zurück. In den zwei anderen Fällen zogen die Chemie-Konzerne ihre Anträge selbst zurück. Bei einer der Substanzen handelte es sich um einen Kosmetik-Inhaltsstoff. Die anderen waren Industrie-Chemikalien, die in der Produktion von Gummi und Klebstoffen verwendet werden.
Drei der vier Chemikalien hätten in der sogenannten Zwei-Generationen-Studie an jeweils rund 2.000 Ratten getestet werden sollen. Dabei wird die Substanz weiblichen Ratten während der Schwangerschaft täglich mit einer Schlundsonde in den Magen eingegeben. Ihren Jungen wird der Stoff verabreicht, bis diese selbst Nachkommen haben, die die Substanz mit der Muttermilch aufnehmen. Schließlich werden alle Ratten getötet. Für die vierte Chemikalie waren zwei Tierversuchsreihen beantragt worden. Beim Test zur Entwicklungsgiftigkeit wird die Substanz schwangeren Rattenweibchen täglich per Schlundsonde verabreicht. Am Tag vor der Niederkunft werden die Tiere getötet, um die Embryos zu untersuchen. Etwa 1.000 Tiere müssen für diesen Test sterben. Bei der 90-Tage-Studie wird 120 Ratten die Substanz 90 Tage lang per Schlundsonde in den Magen eingegeben, bevor sie getötet werden.
Die ECEAE in Zusammenarbeit mit den Ärzten gegen Tierversuche ist weltweit die einzige Organisation, die aktiv zur Verhinderung von REACH-Tierversuchen beiträgt. Ihre Toxikologie-Experten suchen nach Daten über Chemikalien, für die Tierversuche vorgesehen sind. Bislang wurden Hunderte Tierversuchsanträge daraufhin überprüft, ob die geforderten Daten schon vorhanden sind, oder ob es andere gesetzlich festgelegte Gründe gibt, auf die Tierversuche zu verzichten. Da die Entscheidungen der ECHA, ob die Einwände akzeptiert werden oder nicht, mehrere Jahre dauern können, zeigen sich nun erste Erfolge der langwierigen und hochkomplexen Arbeit der Tierversuchsgegner.
Die ECEAE und ÄgT unterstützen auch Firmen, die REACH-Tierversuche nicht durchführen wollen. Erst im Juni 2012 konnte einem deutschen Chemie-Unternehmen erfolgreich geholfen werden, auf zwei Tierversuchsreihen zu verzichten. Der ÄgT-Toxikologe Dr. Wolfgang Stengel hatte Tierversuchs-Studien aus dem Jahr 1961 mit einer sehr ähnlichen Substanz gefunden, so dass diese Tierversuche nicht noch einmal durchgeführt werden mussten. Über 1.100 Ratten konnten so gerettet werden.
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