Ältere Arbeitnehmer: Ungenutztes Wachstumspotenzial
(Köln) - In kaum einem anderen Industrieland verabschieden sich ältere Arbeitnehmer so früh in das Rentnerdasein wie in Deutschland. Nur rund 38 Prozent der Bundesbürger zwischen 55 und 64 Jahren waren im Jahr 2002 erwerbstätig. Die Schweiz verzeichnete dagegen in dieser Altersgruppe einen Erwerbstätigenanteil von knapp 65 Prozent, die USA von fast 60 Prozent. Selbst wenn die Bundesrepublik nur den OECD-Durchschnitt von 50 Prozent erreichen würde, gäbe es 1,2 Millionen mehr Beschäftigte.
Das vorzeitige Ausscheiden aus dem Erwerbsleben kostet den Staat und damit die Steuer- und Beitragszahler viel Geld: So gab die gesetzliche Rentenversicherung 2001für die Ruheständler unter 65 Jahren 26,5 Milliarden Euro aus knapp 20 Prozent aller Ausgaben für Altersrenten. Und die Bundesanstalt für Arbeit zahlte den 55- bis 64-Jährigen insgesamt etwa 11 Milliarden Euro, unter anderem in Form von Arbeitslosengeld und -hilfe. Zugleich wird durch die mangelnde Erwerbsbeteiligung der Älteren ein großes Wertschöpfungspotenzial verschenkt: Wenn nur ein Viertel der über 55-jährigen Erwerbslosen im Jahr 2001 im Job gestanden hätte, wäre das deutsche Bruttoinlandsprodukt um rund 23 Milliarden Euro höher ausgefallen.
Um die jungen Alten wieder zurück in den Arbeitsmarkt zu holen, gilt es unter anderem die Rentenauszahlungen im Sinne einer Kapitaldeckung stärker an die Einzahlungen zu koppeln, Vorruhestand und Altersteilzeit zur Ausnahme werden zu lassen oder abzuschaffen sowie den Kündigungsschutz für Ältere zu lockern. Die Unternehmen sind gemeinsam mit den Betriebsräten und Gewerkschaften gefragt, Weiterbildungsmaßnahmen für die lang gedienten Mitarbeiter in den Betriebsalltag zu integrieren.
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Gemeinschaft an der Universität Trier (IAAEG):
Beschäftigungschancen für ältere Arbeitnehmer Internationaler Vergleich und Handlungsempfehlungen, Gutachten im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2003, 227 Seiten, ISBN 3-89204-740-5
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