ADEXA-Mitgliederbefragung 2005 / Übertarifliche Bezahlung stark gesunken
(Berlin) - Immer weniger Apothekenangestellte werden über Tarif bezahlt. Dafür ist der Anteil untertariflicher Gehälter und Sonderzahlungen erheblich gestiegen. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen Umfrage von ADEXA zu den Arbeitsbedingungen in deutschen Apotheken.
Besonders beim 13. Monatsgehalt haben die Apothekenleiter drastisch gekürzt: Während im Jahr 2000 noch 64 Prozent der Angestellten eine übertarifliche Sonderzahlung erhielten, waren es 2004 nur noch 41 Prozent, ein Rückgang um 23 Prozent.
Jede/r dritte Angestellte bekam im letzten Jahr als Sonderzahlung weniger als ein Monatsgehalt, d.h. nicht einmal die tariflich vereinbarte Mindesthöhe. Dabei war zu diesem Zeitpunkt die Regelung, in begründeten wirtschaftlichen Notfällen die Sonderzahlung bis zu 50 Prozent zu kürzen, im Bundesrahmentarifvertrag noch gar nicht in Kraft. In Ostdeutschland waren sogar 47 Prozent von der untertariflichen Sonderzahlung betroffen, im Westen 28 Prozent.
Beim regulären Monatsgehalt werden bundesweit 16 Prozent der Angestellten unter Tarif bezahlt. Hier sind die Unterschiede zwischen Ost und West ebenfalls groß: im Osten sind es 31 Prozent, im Westen 11 Prozent, die ein untertarifliches Gehalt bekommen.
Dazu Jutta Nörenberg, die für die Umfrage verantwortliche Tarifexpertin bei ADEXA: Dieser starke Rückgang bei den Gehältern und der Sonderzahlung gegenüber der letzten Umfrage ist aus unserer Sicht wirtschaftlich nicht nachvollziehbar. Die Gewinnzahlen für 2004 waren gut und auch die Prognose für 2005 ist kein Grund für Streichungen. Es ist nicht verwunderlich, dass die Apothekenleiter über Mitarbeitermangel klagen, wenn sie ihre Angestellten ohne Not so dürftig bezahlen.
Hier weitere Ergebnisse der Umfrage in der Übersicht:
- Nur 71 Prozent haben in diesem Jahr die tarifliche Gehaltserhöhung von 4,9 Prozent bekommen.
- Im Bundesdurchschnitt liegt die Bezahlung bei 7 Prozent über Tarif, rund 1 Prozent weniger als bei der letzten Umfrage 2003.
- Im Westen sank die durchschnittliche Bezahlung von 11,5 Prozent über Tarif auf 9,7 Prozent, im Osten von 0,5 Prozent über Tarif auf -0,4 Prozent unter Tarif.
- Das schlechte Abschneiden in Ostdeutschland geht allem zu Lasten von Sachsen: Dort wird als einziges Bundesland im Schnitt unter Tarif bezahlt (-2,7 Prozent), während die übrigen östlichen Länder gerade eben auf Tarifniveau oder knapp darüber liegen.
- Zusatzleistungen (z.B. Fahrgeldzuschuss, vermögenswirksame Leitungen) erhalten 42 Prozent der Angestellten. 2003 waren es nur 33 Prozent.
- 68 Prozent aller Befragten machen Überstunden. Diese werden überwiegend in Form von Freizeit abgegolten.
- Der Anteil derer, die Vollzeit (39,5 Stunden) arbeiten, beträgt 13 Prozent. 2003 waren es noch 20 Prozent - allerdings bei einer tariflichen Wochenarbeitzeit von 38,5 Stunden. Die zusätzliche Stunde ist offensichtlich nicht auf alle bisherigen Vollzeitstellen ausgedehnt worden.
Quelle und Kontaktadresse:
ADEXA - Die Apothekengewerkschaft
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