Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Abwartende Haltung der EZB wahrscheinlich

(Berlin) - Nach der Senkung der Leitzinsen in den USA zum Jahresbeginn sind inzwischen auch im Euro-Raum Spekulationen über eine baldige Reduktion der Notenbankzinsen aufgekommen. Die deutlich über der Toleranzgrenze der Europäischen Zentralbank liegende Inflationsrate spricht zurzeit jedoch gegen eine rasche Leitzinssenkung, zumal die Geldmengenentwicklung keinen Zinssenkungsdruck erkennen lässt. Doch auch unter konjunkturellen Gesichtspunkten besteht gegenwärtig kein akuter Handlungsbedarf für eine geldpolitische Lockerung. Anders als die amerikanische Geldpolitik, die trotz der Zinssenkung von Anfang Januar noch deutlich restriktiv wirkt, ist die europäische Geldpolitik gegenwärtig als konjunkturneutral einzustufen.

Hinzu kommt, dass sich das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum – ebenfalls im Unterschied zu den USA – nur moderat abschwächt. Angesichts der zum Jahresbeginn in vielen Euro-Staaten in Kraft getretenen steuerlichen Entlastungen sollte die europäische Konjunktur spätestens in der zweiten Jahreshälfte sogar wieder an Schwung gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist es sehr wahrscheinlich, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen in den nächsten Wochen unverändert lässt. Mit dieser Strategie könnte sie nicht nur weitere Informationen über die Preisentwicklung, den Kurs der Lohnpolitik sowie den Gang der Konjunktur abwarten, sondern letztlich sogar die gegenwärtig übertrieben nervöse Stimmung an den Finanzmärkten wieder etwas beruhigen.

Die deutsche Wirtschaft konnte im vergangenen Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 3,1 % den stärksten Wachstumsschub seit dem Wiedervereinigungsboom im Jahre 1991 verzeichnen. Die Dynamik des Wirtschaftswachstums hat in der zweiten Jahreshälfte allerdings schon wieder erkennbar nachgelassen. Dieser Trend wird sich auch zum Jahresbeginn 2001 noch fortsetzen. Ab dem zweiten Quartal sollten sich allerdings die positiven Impulse durch die Steuerentlastung sowie den jüngsten Rückgang der Ölpreise bemerkbar machen. Für das gesamte Jahr 2001 ist daher in Deutschland weiterhin mit einem realen Wirtschaftswachstum von 2 ½ bis 2 ¾ % zu rechnen.

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im vergangenen Jahr um rund 200.000 Personen gesunken. Die Besserung am Arbeitsmarkt ist allerdings ausschließlich dem kräftigen Wirtschaftswachstum zu verdanken. Für die dringend erforderlichen Arbeitsmarktreformen war das Jahr 2000 hingegen ein verlorenes Jahr. Mehr noch: In den letzten Monaten sind sogar klare Ansätze für eine zusätzliche Regulierung des Arbeitsmarktes zu erkennen.

Quelle und Kontaktadresse:
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