Abkühlung im norddeutschen Groß- und Außenhandel / AGA Unternehmensverband präsentiert aktuelle Konjunkturumfrage / AGA-Präsident Kruse: "Wir profitieren von der guten Lage, nicht von ungewissen Aussichten."
(Hamburg) - "Das Geschäftsklima bei den mehr als 19.000 Unternehmen des norddeutschen Groß- und Außenhandels ist grundsätzlich zwar immer noch positiv, kühlt sich vor dem Hintergrund der anhaltenden Euro-Staatskrise aber spürbar ab", fasst Dr. Hans Fabian Kruse, Präsident des AGA Unternehmensverbandes, die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage seines Verbandes zusammen.
Diese Entwicklung und die damit verbundene zunehmende Skepsis bei den Unternehmen lassen sich an einer Reihe von Indikatoren ablesen. So lagen die Umsätze im norddeutschen Groß- und Außenhandel im zweiten Quartal 2012 nominal nur noch um 0,4 Prozent über dem Vorjahresniveau, Ende des ersten Quartals 2012 waren es nominal noch + 2 Prozent gewesen. "Ebenso haben sich die Erträge im zweiten Quartal des laufenden Jahres weiter leicht nach unten bewegt", berichtet Dr. Kruse. 17 Prozent der Unternehmen bewerten ihre gegenwärtige Gewinnsituation als gut (Vorquartal: 22 Prozent) und 19 Prozent als schlecht (Vorquartal: 16 Prozent). Für die kommenden sechs Monate - also bis zur Jahreswende 2012/2013 - stellen sich jetzt noch 51 Prozent (Vorquartal: 53 Prozent) der Unternehmen auf gleichbleibende Gewinne ein, 20 Prozent (Vorquartal: 21 Prozent) erwarten höhere und 29 Prozent (Vorquartal: 26 Prozent) geringere Gewinne.
Kennzahlen sacken ab
Auch der AGA-Indikator, der die Einschätzungen der gegenwärtigen und der erwarteten Ertragslage in einem Wert zusammenfasst, ist im zweiten Quartal 2012 über alle vom AGA vertretenen Bereiche (Großhandel, Export, Import) erneut zurückgegangen (- 9,9 Punkte).
In der aktuellen Konjunkturumfrage liegt er bei 104 Punkten. Im Januar 2011 betrug sein Wert 149 und im Januar 2012 noch 133 Punkte.
Dieser Rückgang fällt allerdings unterschiedlich aus. Im Großhandel sowie im Import ist im zweiten Quartal 2012 ein Minus von jeweils 11 Punkten auf 109 beziehungsweise 98 Punkte zu verzeichnen. Der Export startete mit 104 Punkten bereits relativ niedrig und konnte mit einem geringeren Rückgang von - 5,4 auf 99 Punkte diese Negativentwicklung etwas auffangen.
Indikator-Werte über 100 spiegeln eine relativ gute, Werte unter 100 eine relativ schlechte Einschätzung der Geschäftslage wider.
"Die Ergebnisse unserer jüngsten Umfrage zeigen auch, wie sehr die Spekulationen über die Solvenz der krisengeplagten Volkswirtschaften in der Eurozone die norddeutschen Unternehmen irritieren", erklärte AGA-Präsident Dr. Kruse. "Eine immer wieder hitzige, kontroverse Diskussion über wirksame und nachhaltige Maßnahmen zur Stützung der Krisenstaaten kann so zum Hemmschuh für unsere wirtschaftliche Entwicklung werden. Die Regierungschefs Europas müssen den Euro nüchtern betrachten und nicht aus ideologischen Gründen Ängste schüren. Bangemachen hilft nicht. Realismus ist Pflicht, aber Optimismus bringt das Geschäft. Schließlich profitieren wir von der guten Lage, nicht von ungewissen Aussichten. Vom Zusammenhalt der Euro-Zone werden unsere Wirtschaftskraft und damit unsere Kinder nachhaltig profitieren."
Arbeitsplätze aktuell nicht betroffen
"Trotz der schwieriger werdenden Rahmenbedingungen sind wir uns derzeit aber sicher, dass es in den Betrieben des norddeutschen Groß- und Außenhandels keinen Stellenabbau gibt, der auf die allgemeine Krisenstimmung oder die erwartete konjunkturelle Eintrübung zurückzuführen ist", ergänzt Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des AGA Unternehmens-verbandes. "Ganz im Gegenteil, viele unserer Unternehmen suchen weiterhin nach Fach-kräften und bilden darüber hinaus auch auf einem ausgesprochen hohen Niveau aus."
Hintergrundinformationen
Der AGA Unternehmensverband befragt bereits seit 1971 einmal pro Quartal seine Mitgliedsbetriebe des Groß- und Außenhandels in den fünf Bundesländern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zur aktuellen wirtschaftlichen Lage sowie zu den Perspektiven für die kommenden sechs Monate. Insbesondere die aus den Ergebnissen dieser Umfragen berechneten Langzeitindikatoren haben sich als ein äußerst verlässliches Instrument zur Bewertung der Situation des gesamten norddeutschen Groß- und Außenhandels erwiesen.
Strukturdaten für den norddeutschen Groß- und Außenhandel:
Im norddeutschen Groß- und Außenhandel sind 19.100 Unternehmen tätig. Mit ihren 202.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwirtschaften sie einen Jahresumsatz von 211 Mrd. Euro. Damit haben 21 Prozent der Mitarbeitenden im bundesdeutschen Groß- und Außenhandel ihren Arbeitsplatz in Norddeutschland. Der Anteil Norddeutschlands am landesweiten Gesamtumsatz beträgt sogar 26 Prozent.
Beschäftigtenzahlen in den Regionen:
- Bremen: 11.300
- Hamburg: 47.500
- Mecklenburg-Vorpommern: 12.300
- Niedersachsen: 92.100
- Schleswig-Holstein: 39.100
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AGA Norddeutscher Unternehmensverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V.
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