Ab 1. Juli weitere Hürden für Patienten auf dem Weg zur Therapie / Neben Praxisgebühren und Zuzahlungen erschweren neue Heilmittel-Richtlinien Zugang zur Behandlung
(Bielefeld) - Der Berufsverband der LogopädInnen warnt vor steigenden Hürden, die den Zugang der Patienten mit Sprachstörungen zu notwendigen Behandlungen und Therapien immer mehr erschweren. Im Vorfeld des diesjährigen Fachkongresses des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (dbl) wies dbl-Geschäftsführer Lucas Rosenthal darauf hin, dass hiervon insbesondere diejenigen betroffen sind, die Hilfe und Unterstützung am dringendsten benötigen. "Die Verschärfungen, die ab dem 1. Juli diesen Jahres bei der Verordnung von Heilmitteln zum Tragen kommen werden, betreffen vor allem Patienten mit schweren oder chronischen Sprachstörungen wie Aphasiker, Stotterer und Kinder mit erheblichen Sprachentwicklungsstörungen", so Rosenthal. Diese müssen demnächst in kurzen Abständen zahlreiche obligatorische Arztbesuche absolvieren, um die notwendigen Therapieverordnungen zu erhalten. Die bisher in solchen Fällen übliche Langfristverordnung entfällt. Eine längerfristige Therapie ist dann nur noch auf besonderen Antrag und mit Genehmigung der Krankenkasse möglich. "Wer nicht sprechen kann und unter erheblichen Bewegungseinschränkungen leidet, wie dies beispielsweise bei Schlaganfallpatienten mit einer Aphasie häufig der Fall ist, ist mit dieser Situation völlig überfordert", so Rosenthal. Auch die Angehörigen oder Eltern schwer sprachgestörter Kinder würden hierdurch zusätzlich belastet.
Sorgen bereiten den Logopäden auch die sogenannten Richtgrößen, die das Verordnungsverhalten der Ärzte steuern sollen. Bedenklich sei insbesondere, dass seit Anfang diesen Jahres denjenigen Ärzten, die die Richtgrößen überschreiten, nicht nur der persönliche Regress, sondern auch eine verschärfte Wirtschaftlichkeitsüberprüfung droht. Gleichzeitig würden diejenigen, die das künstlich definierte Verordnungsvolumen unterschreiten, durch Bonusregelungen belohnt werden, so Rosenthal. Es dürfe nicht sein, dass die Ärzte systematisch in Entscheidungskonflikte gebracht werden, sich entweder ökonomisch oder medizinisch- ethisch richtig zu verhalten. "Mit solchen Maßnahmen wird ein Klima verbreitet, in dem nur noch diejenigen Patienten eine optimale Behandlung erhalten, die sich gegenüber Kassen und Ärzten am besten durchsetzen können", so der dbl-Geschäftsführer. Insbesondere Patienten mit schweren Sprachstörungen würden hierbei das Nachsehen haben, warnt Rosenthal.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (DBL)
Augustinusstr. 11 a, 50226 Frechen
Telefon: 02234/691153, Telefax: 02234/965110