7081 Notrufe an Weihnachten, aber nur 361 Notfälle / Viele Senioren lösen Alarm bei Einsamkeit aus
(Köln) - An Heiligabend beginnt für viele allein stehende Senioren die Zeit großer Melancholie. Die Kinder sind übers Fest und Silvester nach Mallorca geflogen. Der Nachbar feiert bei den Enkeln im Sauerland. Draußen holt man sich eine Lungenentzündung und droht auf nassem Laub zu stürzen. Im Fernsehen läuft wie jedes Jahr dasselbe langweilige Zeug. Wenn man doch nur mal ein paar Worte mit jemandem reden könnte! Von Weihnachten und bis Neujahr gehen beim Malteser Hausnotruf viele soziale Notrufe ein, bei denen kein medizinischer Notfall vorliegt - Signal der Einsamkeit alter Menschen.
Über 100.000 Senioren sind Kunden des Malteser Hausnotrufs. Eigentlich sollten sie nur Alarm auslösen, wenn ihnen etwas passiert ist. Rund 900.000 Alarme gibt es pro Jahr. "Nur bei jedem zwanzigsten liegt ein medizinischer Notfall vor, bei dem wir dann schnell den Rettungswagen losschicken", sagt Sonja Lebensky, Chefin der Malteser Hausnotrufzentrale. In zwei von zehn Fällen fahre ein Malteser zur Wohnung, kümmere sich vor Ort, z. B. nach Stürzen. Oder die Malteser riefen einen Nachbarn an.
Lebensky: "Aber sehr viele Alarm-Auslösungen sind soziale Rufe oder Fehlalarme, bei denen sich dann im Gespräch mit unseren Mitarbeitern herausstellt, dass die Senioren eigentlich nur mal mit jemanden sprechen wollen. Sie begründen dann irgendwie, warum sie den roten Knopf gedrückt haben." Das sei etwa bei jedem fünften Alarm so. An Weihnachten und um den Jahreswechsel geschehe das besonders häufig. "Die Senioren sagen dann z.B. `Ich bin versehentlich an den roten Knopf gekommen. Ich bin heute so durcheinander. Heute Morgen ist meine Katze gestorben`", berichtet Sonja Lebensky.
Heiligabend gab es beim Malteser Hausnotruf 2628 Mal Alarm. Am 1. Weihnachtstag leuchtete die rote Lampe 2250 Mal und am 2. Weihnachtstag 2203 Mal. Der Rettungswagen rückte aber insgesamt nur 361 Mal aus. In 852 Fällen kümmerte sich ein Malteser vom Hintergrunddienst um den älteren Menschen. Unter den verbleibenden 5868 Auslösungen waren dieses Jahr besonders viele soziale Hilferufe.
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