63. Pfälzische Weinbautage 2010 am 12. und 13. Januar im Saalbau Neustadt
(Mainz) - Unter dem Motto "Die Pfalz stellt sich neuen Herausforderungen" finden am 12. und 13. Januar 2010 die 63. Pfälzischen Weinbautage im Saalbau in Neustadt statt, die gemeinsam vom DLR Rheinpfalz, der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und dem Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. veranstaltet werden.
Die Fachveranstaltungen beginnen bereits am Dienstag, dem 12. Januar 2010, um 9:00 Uhr mit der Begrüßung durch den Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. und der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler, MdB, und Themen rund um den Pflanzenschutz. Rebschutzexperten des DLR Rheinpfalz stellen unter der Diskussionsleitung von Dr. Friedrich Louis neue Ansätze zur Lösung von aktuellen Krankheits-, Schädlings- und Umweltproblemen vor.
Dr. Andreas Kortekamp nimmt den Esca-Befall im Rebstock unter die Lupe. Die Esca-Krankheit wird durch einen Komplex von Pilzen verursacht, die sich im Rebstamm ansiedeln und häufig den Stock zum Absterben bringen. Die Krankheit hat seit einigen Jahren auch in den pfälzischen Weinbergen stark zugenommen. Ein Zusammenhang mit der globalen Klimaerwärmung wird vermutet, da die Krankheit früher hauptsächlich in den warmen Mittelmeerregionen aufgetreten ist. Arno Becker zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, wie von der Esca-Krankheit befallene Rebstöcke saniert werden können und welche Kosten für den Winzer entstehen.
Dr. Ulrike Ipach stellt die neuesten Erkenntnisse zur Bekämpfung der Schwarzholzkrankheit vor. Die Schwarzholzkrankheit wird durch Bakterien ausgelöst und hat sich seit 2005 in der Pfalz stark ausgebreitet. Sie führt anfangs zum Ertragsausfall, später meist zum Absterben der Rebstöcke. Die Krankheitserreger werden durch Windenglasflügel-Zikaden von Ackerwinden und Brennnesseln auf die Reben übertragen. Dr. Bernd Altmayer geht im Anschluss daran auf die EU-Wasserrahmenrichtlinie und deren Konsequenzen für Pflanzenschutzmaßnahmen im Weinbau ein.
Dr. Karl-Josef Schirra stellt unter dem Thema "Aktuelles über Rebschädlinge" umweltfreundliche Bekämpfungsmöglichkeiten der wichtigsten Schädlinge vor. Neben der in der Pfalz fast flächendeckend angewendeten Pheromon-Verwirrungsmethode gegen den Traubenwickler, konnte kürzlich belegt werden, dass auch schädliche Thripse durch Raubmilben auf biologische Weise effektiv kontrolliert werden können.
Zum Abschluss am Dienstagvormittag stellt Claudia Huth die wichtigsten Ergebnisse ihrer Doktorarbeit zu den Ursachen der Schäden, die in jüngster Zeit von Ohrwürmern an Weintrauben verursacht werden, vor. Die Ohrwürmer nisten sich in manchen Weinbergen in großen Mengen in dicht gepackten Trauben ein und können frühzeitig Fäulnis auslösen. Hintergründe zum Befallsaufbau und Bekämpfungsmöglichkeiten werden aufgezeigt.
Bereits am Dienstagnachmittag beginnt um 14:00 Uhr der Große Pfälzer Weinbautag 2010 des Weinbauverbandes Pfalz mit einem aktuellen Bericht des Weinbaupräsident Edwin Schrank. Zentrales Thema wird die gemeinschaftliche Weinwerbung und deren Herausforderungen sein. Das Podium zur Erörterung der zukünftigen Ausrichtung einer gemeinsamen Strategie ist mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Julia Klöckner, MdB, dem Staatsminister Hendrik Hering, der Landrätin Theresia Riedmaier - als Vorsitzende der Pfalzwein e.V. - und dem Präsidenten des Deutschen Weinbauverbandes Norbert Weber hochkarätig besetzt.
Nach der Eröffnung durch DLR-Direktor Dr. Hans-Peter Lorenz zeigt der Mittwoch ab 09:00 Uhr auf, wie die Pfälzer Winzer die Herausforderungen in Weinbau und Oenologie erfolgreich meistern können. Gerd Götz erläutert, wie das volle Qualitätspotenzial des Dornfelders im Weinberg abgerufen werden kann. Diese weinbauliche Vorlage aufnehmend, berichtet Dr. Georg Binder aus mehrjährigen Forschungsarbeiten, wie der Einsatz von Eichenholzchips gerade während der Maischegärung mehr Substanz und Struktur in den Rotwein bringen kann.
Noch vor zehn Jahren stellte bereits die Installation einer Gärkühlung einen deutlichen Qualitätsfortschritt für die Weine dar. Bernhard Schandelmaier wird jedoch ausführen, dass dies heute nicht mehr ausreicht und stellt neue und intelligentere Gärsteuerungen, ihre technische Umsetzung und ihre Praxistauglichkeit vor.
Basierend auf langjährigen Testreihen zur Eiweißstabilität geht Stephan Sommer der spannenden Frage nach, ob der von Jahr zu Jahr variierende Bedarf an Bentonit mit Witterungsereignissen oder Besonderheiten des Reifeverlaufes in Verbindung steht. Daran anknüpfend wird Pascal Herr über das Potenzial verschiedener Bentonitpräparate berichten, um die gesundheitlich belastenden biogenen Amine aus den Weinen zu entfernen. Diese Frage ist aktueller denn je, da reifere und säureärmere Trauben, Moste und Weine stärker von Mikroorganismen befallen werden, die zur Bildung biogener Amine befähigt sind.
Nicht minder aktuelle Themen greifen Dr. Jürgen Oberhofer und Stefan Hilz, Leiter des Weinbauamtes Neustadt, auf. Während Dr. Oberhofer die Kosten des Weinversandes auf den Prüfstand stellt und die traditionelle Ich-AG des Weingutes mit der Dienstleistung professioneller Logistikanbieter vergleicht, wird Hilz die bisherige Nutzung geografischer Bezeichnungen auf dem Etikett kritisch beleuchten. Angesichts der stärkeren Betonung der geografischen Herkunft in der neuen EU-Weinmarktordnung lohnt es sich, Stärken und Schwächen der bisherigen Praxis zu erörtern.
Das Nachmittagsprogramm am Mittwoch widmet sich ab 14:00 Uhr der gesellschaftlichen Herausforderung an die Weinwirtschaft, ihren Beitrag zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol zu leisten und zu kommunizieren.
Dr. Matthias Petgen wird weinbauliche Strategien vorstellen, wie bereits im Weinberg der Zuckerertrag reguliert werden kann und damit der spätere Alkoholgehalt der Weine. Prof. Dr. Ulrich Fischer geht auf kellerwirtschaftliche Ansätze ein, die Alkoholausbeute bei der Gärung zu begrenzen oder aktiv durch moderne Technik zu reduzieren. Anschließend wird Frau Dr. Claudia Stein-Hammer von der Deutschen Weinakademie die freiwillige Aktion "WINEinMODERATION" der europäischen Weinerzeuger vorstellen. Ziel der Aktion ist es, auf breiter Ebene, u.a. im Internet, auf einen moderaten und genussvollen Weinkonsum hinzuwirken. Konkret wird bereits in den Ausbildungsgängen für weinbezogene Berufe dem Alkoholmissbrauch und seinen Gefahren der Kultur- und Gesundheitswert eines maßvollen Weingenusses gegenüber gestellt.
Den krönenden Abschluss der 63. Pfälzer Weinbautage bildet die inzwischen zur Tradition gewordene Fachweinprobe, die dieses Jahr Rotweine internationaler Rebsorten aus der Pfalz und ihren eigentlichen Herkunftsländern in den Fokus stellt. Bernd Weik und Prof. Dr. Ulrich Fischer gehen der Frage nach, welches Potenzial Pfälzer Cabernet, Syrah & Co im internationalen Wettbewerb entfalten können.
Abgerundet wird der Pfälzer Weinbautag durch das reichhaltige Angebot von rund 70 Ausstellern, die aktuelle Informationen zu ihren Produkten und Dienstleistungen für die Weinwirtschaft in den Ausstellungsräumen des Saalbaues und im Außenbereich anbieten.
Quelle und Kontaktadresse:
Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V.
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