6. Ordentlicher Gewerkschaftskongress / Wahlen zum geschäftsführenden Hauptvorstand / Neues Führungsteam will mehr Freiheiten für Beschäftigte bei der Arbeitszeit
(Hannover) - Nach den Wahlen zum geschäftsführenden Hauptvorstand stellt sich das Führungsteam der IG BCE neu auf. Die Herausforderungen der Digitalisierung rücken künftig noch stärker in den Fokus der Gewerkschaft. Das spiegelt sich wider in einem eigenen Vorstandsbereich, den Francesco Grioli übernehmen soll. Der bisherige Landesbezirksleiter Rheinland-Pfalz/Saarland ist heute in den geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE gewählt worden. Er folgt auf Peter Hausmann, der altersbedingt aus dem Gremium ausgeschieden ist. Hausmanns Verantwortung für die Tarifpolitik übernimmt Ralf Sikorski, bislang für Arbeitspolitik verantwortlich.
"Die Delegierten haben die neue Mannschaft mit einem großen Vertrauensvorschuss ausgestattet. Wir versprechen: Wir werden sie nicht enttäuschen", sagte der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis, der ebenso wie seine Stellvertreterin Edeltraud Glänzer und Vorstandsmitglied Petra Reinbold-Knape wiedergewählt wurde. "Das neue Führungsteam wird alles daran setzen, unsere Gewerkschaft bei der Tarif-, Arbeits- und Industriepolitik an der Tabellenspitze zu halten."
Die Digitalisierung bezeichnete Vassiliadis als "eine der größten industrie- und tarifpolitischen Herausforderungen unserer Zeit". Sie berge aber auch große Chancen - wenn die Tarifpartner vernünftige Lösungen zur Konditionierung flexiblen und mobilen Arbeitens finden. "Das wollen wir in den nächsten Jahren durchsetzen."
Die Zeit sei reif für eine Arbeitszeit-Flexibilisierung, von der auch die Belegschaften profitierten. "Die Beschäftigten wünschen sich eine Arbeitszeit, die sich an ihren Lebensumständen orientiert - und nicht umgekehrt", sagte Vassiliadis. Die Arbeitgeber könnten nicht nur in Sonntagsreden über "Work-Life-Balance" fabulieren. "Wir werden in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass den Worten Taten folgen - und zwar bundesweit."
Den Startschuss hat die IG BCE bereits abgegeben - mit dem Potsdamer Modell für die ostdeutsche Chemieindustrie. "Das ist der bundesweit erste Manteltarifvertrag mit Wunsch-Arbeitszeit", so der IG-BCE-Vorsitzende. "Wir sind Vorreiter bei Arbeitszeit 4.0."
Das Potsdamer Modell ermöglicht eine variable Festlegung der Arbeitszeit zwischen 32 und 40 Wochenstunden - für Betriebe, unterschiedliche Abteilungen eines Betriebs und sogar auf individueller Ebene. Dazu müssen mindestens auf ein Jahr befristete Betriebsvereinbarungen abgeschlossen werden. Bei Arbeitszeitreduzierung aufgrund von persönlichen Herausforderungen wie Qualifizierung, Pflege oder Gesundheit soll ein Entgeltausgleich durch bestehende Fonds zu lebenszeitorientiertem Arbeiten und Demografie möglich sein. Die Umsetzung im Detail wird nun in einer Reihe von Sozialpartnertagungen vorbereitet. "Schließlich ist das echtes Neuland, das wir hier betreten", so Vassiliadis.
Über uns
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ist mit rund 645.000 Mitgliedern die drittgrößte Gewerkschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund. Zum Organisationsbereich gehören die Branchen Bergbau, Chemie, Energie, Erdöl und Erdgas, Glas, Kautschuk, Keramik, Kunststoffe und nichtmetallische Werkstoffe, Leder, Papier, Umwelt, Wasser und Ver- und Entsorgungsbetriebe. Vorsitzender seit 2009 ist Michael Vassiliadis. Hervorgegangen ist die IG BCE 1997 aus einer Fusion der IG Chemie-Papier-Keramik, der IG Bergbau und Energie und der Gewerkschaft Leder.
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