Pressemitteilung | Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e.V. (VDB)

6. Nachfolgemonitor in Stuttgart vorgestellt, Durchschnittsalter der Übergebenden noch einmal deutlich gestiegen

(Stuttgart/Berlin) - Die Unternehmensnachfolge bleibt eine der größten Herausforderungen für den deutschen Mittelstand. Dies belegt die 6. Ausgabe des Nachfolgemonitors, herausgegeben von der FOM Hochschule, dem Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB) und der Creditreform Rating AG.

Der Bericht bietet fundierte Erkenntnisse auf Basis realer Unternehmensübernahmen und liefert Einblicke in die wichtigsten Trends und Herausforderungen, die den Nachfolgeprozess prägen. Für den Nachfolgemonitor wurden insgesamt über 9.000 Unternehmensnachfolgen aus den Jahren 2014 bis 2023 untersucht.

Demografischer Wandel verschärft Nachfolgeproblematik
Der Nachfolgemonitor zeigt zudem, dass der demografische Wandel die Unternehmensnachfolge weiterhin erschwert. Die wachsende Zahl von Unternehmerinnen und Unternehmern, die das 55. Lebensjahr überschritten haben und einen Nachfolger suchen, steht einer geringeren Anzahl potenzieller Übernehmer gegenüber, insbesondere in ländlichen Regionen. Die Mehrheit der Unternehmensübergaben findet in einem Alter von 60 bis 69 Jahren statt. Ein signifikanter Teil von 22 Prozent übergibt bereits im Alter von 50 bis 59 Jahren, 13 Prozent allerdings erst, wenn sie 70 Jahre oder älter sind. Insgesamt ist das Durchschnittsalter der Übergebenden noch einmal deutlich von 61,5 auf 63,0 Jahre gestiegen.

Unternehmensnachfolge nach Übergabealter: IT-Branche übergibt früher
IT-Unternehmen zählen zu den Branchen, in denen Unternehmen relativ früh (zwischen 50 und 59 Jahren) übergeben werden. Die Gastronomie, der Großhandel und der Gartenbau folgen. Bei mehr als 20 Prozent der Industrieunternehmen ist der/die Übergebende älter als 70 Jahre. Die jüngsten Übernehmenden, mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren, stellt das Baugewerbe, gefolgt vom Gastgewerbe (37 Jahre) und dem Dienstleistungsbereich (38,3 Jahre). Die Studie belegt weiterhin, dass Nachfolgeregelungen vor allem in bestimmten Branchen stark ausgeprägt sind, z. B. im Handwerk und Einzelhandel. Rund 65 Prozent aller übernommenen Unternehmen erreichen und übertreffen nach der Übernahme das ursprüngliche Umsatzniveau. Standort und Größe der Unternehmen spielen dabei keine Rolle.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Unternehmensnachfolge
Nach wie vor dominieren Männer bei der Übernahme von Unternehmen: 78 Prozent der Nachfolger sind männlich, während Frauen mit 22 Prozent unterrepräsentiert sind. Der Anteil der Frauen, die sich mit einer Unternehmensnachfolge selbstständig machen, ist zwar über die vergangenen Jahre konstant geblieben, aber deutlich geringer als die Zahl der Frauen in Führungspositionen in Deutschland. Frauen gründen immer noch verstärkt im Gesundheitssektor oder im Handel. Bei Männern dominiert das verarbeitende Gewerbe sowie das Baugewerbe. Besonders aktiv sind Nachfolgerinnen unter anderem in Hamburg, wo ihr Anteil 29 Prozent beträgt. Tendenziell ist der Frauenanteil in den neuen Bundesländern höher als in den alten. Frauen übernehmen tendenziell die kleineren, aber profitableren Unternehmen, während es Männern eher gelingt, nach der Übernahme Umsatz und Ertrag zu steigern.

„Sowohl männliche als auch weibliche Übernehmende investieren spürbar nach der Übernahme. Das unterstreicht das große Interesse der Übernehmenden, das Unternehmen nach ihren Vorstellungen auszustatten und zu prägen“, erläutert Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG.

Die übergebenen Unternehmen werden kleiner
Gemessen an der Mitarbeiterzahl wurden die in den Jahren 2021 bis 2023 übergebenen Unternehmen zunehmend kleiner. 2023 betrafen etwa zwei Drittel der Übernahmen Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern. Eine große Inhaberabhängigkeit ist ein typischer Grund dafür, dass kein/e passende/r Nachfolger/in gefunden wird. Mit zunehmender Unternehmensgröße sinkt üblicherweise das aus einer Abhängigkeit vom Übergebenden resultierende Risiko.

Fundierte Datenbasis für nachhaltige Lösungen
„Der Nachfolgemonitor basiert auf der Verwendung realer Daten aus tatsächlich durchgeführten Unternehmensübernahmen. Das erlaubt einen unverfälschten Blick auf die Realität der Unternehmensnachfolge und hilft, maßgeschneiderte Finanzierungs- und Beratungsangebote zu entwickeln. Der Monitor liefert wertvolle Erkenntnisse für Politik, Wirtschaft und Finanzinstitute, um die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe weiter zu verbessern“, sagt Guy Selbherr, Vorstand des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e.V. (VDB), Rico Bigelmann, Pressesprecher(in), Schützenstr. 6a, 10117 Berlin, Telefon: 030 2639654-0

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