Pressemitteilung | Interdisziplinäre Studiengesellschaft für praktische Psychologie e.V.

58. Jahrestagung der ISGfPP: „Kunst, Religion und Alltag“

(Weiler-Simmerberg) - Die Interdisziplinäre Studiengesellschaft bemüht sich seit 1947 um die Stärkung von Toleranz und Humanität, um kritisches und reflexives Denken, damit sich die Greueltaten des 2. Weltkriegs nicht wiederholen. Erst im letzten Jahr sind in Konstanz „Entwürfe für eine bessere Welt“ diskutiert worden, die jetzt unter dem Titel „Das schöne, neue Leben“ im ISL-Verlag/Hagen veröffentlicht wurden.

In diesem Jahr wird an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel vom 5.-7.10. der Zusammenhang von Kunst, Religion und Alltag diskutiert. Es werden die Symbole und Bilder thematisiert, die die Menschen seit Anbeginn ihrer Geschichte bis heute begleiten und in ihrem Handeln prägen und steuern. Als Nonnen gekleidete Modells, die für Handy‘s werben, sind heute weder Tabu noch Rarität. Die Sinn-Umdeutung religiöser Motive und Symbole durch Marketing und Werbung vernebelt in hohem Maße die Identitätsarbeit, die Suche nach Lebenszielen und das Sinn-Verstehen. Der Pädagoge Eckart Gottwald fordert daher gerade für freiheitlich-plurale Gesellschaften eine möglichst vielseitige religiöse, weltanschauliche und ethische Bildung.

Statt dessen haben die Tempel der Banken, die Paläste der Versicherungen, die babylonischen Türme der Großkonzerne als Meinungsführer die transzendierenden Gotteshäuser abgelöst (Horst Schwebel).‘Pseudo-Altäre‘ werden in deutschen Wohn- und Schlafzimmern aufgebaut und mit individuellen Ritualen belebt. Ganz anders dagegen afro-amerikanische Altäre, die zwar nicht unserem gewohnten Altarbild entsprechen, aber immer noch Stätten der Sammlung und Andacht sind, an denen sich das Alltägliche und die Welt der Geister begegnen, wie die Religionsethnologin Christiane Pantke zeigen kann. Im Judentum ist sogar die Ernährung eingebettet in das Alltagsleben und zentraler Bestandteil der Religion (Nathan Peter Levinson).

Die Altäre der christlichen Kirchen sehen dagegen Woche für Woche weniger Gläubige, die Pilgerreisen zu heiligen Stätten (z.B. St. Jacobs-Weg) oder besondere religiöse Erfahrungen an besonderen Orten haben jedoch Konjunktur. Von diesem Sakraltourismus hebt sich die Mystik als Religion der Zukunft ab.

Hartmut Rosenau, Leiter des Instituts für Systematische Theologie und Sozialethik, sieht ihre Stärke darin, mit den Ambivalenzen des alltäglichen Lebens produktiv umgehen zu können, ohne sich selbst unter Erfolgszwang stellen zu müssen. Ästhetik wie Religion bedarf der inneren Zustimmung. Der Philosoph Ulrich Baumgarten betont deshalb, dass jedes ästhetische Urteil mehr Auskunft über den Urteilenden als über das Beurteilungsobjekt liefert. Auch Rache sagt uns mehr über den Rächer als über das Opfer, die Aufforderung zum Kreuzzug mehr über die Kriegsfürsten als über den Anlass und die Toten.

Quelle und Kontaktadresse:
Interdisziplinäre Studiengesellschaft für praktische Psychologie e.V. Alois-von-Brinz-Str. 8 88171 Weiler-Simmerberg Telefon: 08387/92210 Telefax: 08387/

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