52. DGPs-Kongress: Hot Topic zu Chancen und Risiken des Einsatzes von Smart Devices in der Psychologischen Diagnostik
(Berlin) - Digitale Technologien werden heute genutzt, um die Persönlichkeit zu erforschen, unsere Gesundheit zu fördern, Belastungen am Arbeitsplatz zu ermitteln oder auch Personal auszuwählen. Welche Chancen und Risiken der Einsatz digitaler Technologien in der Psychologischen Diagnostik mit sich bringt, diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen des Hot Topics "New Technologies in Psychological Assessment" auf dem 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, der vom 10. bis 15. September 2022 an der Universität Hildesheim stattfindet.
Smartphones, Smart Watches und andere sogenannte "Wearables" wie Fitnessarmbänder sind aus dem Alltag der meisten Menschen gar nicht mehr wegzudenken. In den letzten Jahren sind sie daher auch für die Wissenschaft zunehmend interessant geworden: Sie eröffnen neue Möglichkeiten, um im Alltag von Menschen kontinuierlich Verhaltensdaten wie deren Bewegung, Nutzung von Apps oder Kommunikation und auch biologische Parameter wie die Herzfrequenz oder die Schlafqualität zu erfassen. Diese Verhaltensdaten lassen sich wiederum mit Daten aus Selbsteinschätzungsfragebögen verknüpfen. "Wir können dadurch viel differenzierter und umfassender das Erleben und Verhalten und die biologischen Parameter untersuchen", erklärt John Rauthmann, Professor für Persönlichkeitspsychologie an der Universität Bielefeld. "Die gewonnenen Informationen können zum Beispiel genutzt werden, um personalisierte und maßgeschneiderte Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsförderung, der Therapie und Persönlichkeitsentwicklung einzusetzen."
Neben den Vorteilen werden auf dem DGPs-Kongress auch mögliche Risiken des Einsatzes von Smart Devices in der Forschung diskutiert, wie zum Beispiel noch ungeklärte Fragen zur Messgenauigkeit und Validität der Daten. Karl-Heinz Renner, Professor für Persönlichkeitspsychologie an der Universität der Bundeswehr München, ergänzt: "Auch ethische und datenschutzbezogene Herausforderungen müssen bewältigt werden, um die Gefahr einzudämmen, dass Daten missbraucht werden, um kommerzielle und machtpolitische Interessen ohne Wissen der Betroffenen manipulativ durchzusetzen."
Keynote von Sandra Matz, Symposien und Vorführungen
In verschiedenen Symposien werden die vielfältigen Einsatzbereiche digitaler Technologien vorgestellt. Die Bandbreite reicht von der Persönlichkeitsforschung über die Eignungsdiagnostik und Personalauswahl bis hin zur Bestimmung von Belastungen am Arbeitsplatz. Sandra Matz von der Columbia Business School präsentiert in ihrer Keynote die aktuelle Befundlage dazu, inwieweit Big Data einen Einblick in die menschliche Psyche erlauben. Zusätzlich vermitteln Vorführungen, wie zum Beispiel zum Einsatz von Avataren in Experimenten oder eine Software, mit der digitale Technologien als Forschungsinstrument nutzbar gemacht werden können, einen anschaulichen Eindruck davon, wie an dem Thema geforscht wird.
Der DGPs-Kongress in Hildesheim
"Das Motto des diesjährigen Kongresses in Hildesheim ist 'View on│of Science' und steht für unsere hohen wissenschaftlichen Standards in den verschiedensten Bereichen unserer Grundlagen- und Anwendungsforschung", sagt Markus Bühner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. "Dabei richten wir den Blick sowohl auf uns als Wissenschaftsdisziplin als auch auf den Transfer psychologischen Wissens in die Gesellschaft, um ein besseres Miteinander zu gestalten." Über 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentieren und diskutieren vom 10. bis 15. September 2022 aktuelle Forschung und fachpolitische Themen.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V.
Dr. Anne Klostermann, Pressesprecherin
Marienstr. 30, 10117 Berlin
Telefon: (030) 28047717, Fax: (030) 28047719