29. HESSENFORUM "Zukunft der Mobilität" / Hessen und die hessische M+E-Industrie auf neue Mobilitätstrends und parallele Antriebskonzepte vorbereitet
(Frankfurt am Main/Offenbach) - "Mobile Zukunft: selbstfahrend, vernetzt, geteilt, elektrisch" war das Thema des diesjährigen Hessenforums, der Großveranstaltung des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL. 240 hochrangige Gäste aus Hessens größter Industrie kamen zum Erfahrungsaustausch in die Alten Schlosserei nach Offenbach. Neue Mobilitätstrends und vier parallel laufende Antriebskonzepte fordern die Unternehmen der hessischen Metall- und Elektro-Industrie heraus. Gefragt sind Strategien für die umweltfreundliche Weiterentwicklung der Benzin- und Dieselmotoren, die Entwicklung neuer Komponenten für Elektromobile und zum Umbau von Strukturen und Arbeitsbedingungen. "Das Automobilzulieferland Hessen und unsere hessischen M+E-Unternehmen sind gut auf diesen Wandel und die Mobilität der Zukunft vorbereitet", waren sich Vorstandsvorsitzender Wolf Matthias Mang und Ministerpräsident Volker Bouffier einig.
Für den hessischen Arbeitgeberpräsidenten Mang sind im Auto-und Mobilitätsmarkt eher "evolutionäre Weiterentwicklungen und Optimierungen an den Märkten notwendig als Disruption wie bei der digitalen Transformation. Der Internationalisierungsprozess wird sich beschleunigen, die Vielfalt der Antriebskonzepte wachsen und parallel existieren, die Mobilitätsbedürfnisse werden die Grenzen zwischen Individualverkehr und ÖPNV lockern.
Technologieoffenheit und multiple strategische Szenarios sind das Gebot der Stunde. Alle Technologien sind ja schon seit langem vorhanden. Am Anfang hat sowieso das Elektro-Auto gestanden: 1881 vorgestellt von Gustav Trouvé auf der Elektrizitätsausstellung in Paris."
"Das Thema Elektromobilität ist einer der Schwerpunkte der politischen Arbeit der Hessischen Landesregierung", sagte Ministerpräsident Volker Bouffier. "So haben wir eine Geschäftsstelle Elektromobilität bei der Hessen Agentur etabliert. Wir fördern Maßnahmen, die die Praxis- und Alltagstauglichkeit von Elektromobilität nachweisen und die Attraktivität von E-Fahrzeugen unterstreichen. Der Strom für diese Projekte soll nach Möglichkeit aus erneuerbaren Energien stammen. Damit schaffen wir eine Form der Mobilität, die nahezu klimaneutral ist. Die Fördergrundsätze haben wir dabei bewusst offen gehalten, da wir in Hessen zwar schon heute stolz darauf sind, was wir im Bereich der Elektromobilität vorzuweisen haben, aber auch weiterhin großes Potenzial sehen. Dabei denke ich vor allem an den Ausbau der Lade-Infrastruktur. Beim automatisierten und vernetzten Fahren sind die Automobilhersteller gefragt, Vertrauen in ihre Technologien zu schaffen - damit die Bürgerinnen und Bürger später einmal einen Computer ans Lenkrad lassen. Innovation und Sicherheit müssen dabei Hand in Hand gehen", sagte der Ministerpräsident.
Wie das Technologieunternehmen Continental mit Human Relations die Chancen der Digitalisierung optimal nutzt und sie sogar ermöglicht, erläuterte Dr. Ariane Reinhart, Mitglied des Vorstands, Arbeitsdirektorin, verantwortlich für Personal und Nachhaltigkeit: "Human Relations ist ein entscheidender Treiber der Digitalen Transformation von Unternehmen. Denn die wichtigsten Voraussetzungen, um die Chancen des digitalen Wandels vollständig nutzen zu können, sind offene, lernbereite Mitarbeiter mit digitalen Kenntnissen und kombiniert mit einer agilen Organisation. Unternehmen müssen ein Umfeld schaffen, in dem ihre Mitarbeiter kreativ und innovativ sein können. Dazu bedarf es netzwerkartiger Organisationsstrukturen, flacher Hierarchien, Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen und einer inspirierenden Unternehmens- und Führungskultur, die menschliche Vielfalt wertschätzt und fördert. So können Unternehmen ihr Image als attraktive und innovative Arbeitgeber steigern und sind in einem sich verschärfenden Arbeitnehmermarkt interessant für Bewerber."
Die Autozulieferer werden der Verlagerung von Produktionsstätten aus Westeuropa und Deutschland in Weltregionen mit stark wachsender Bevölkerung teilweise folgen und sich auch technologisch diversifizieren müssen, erklärte Bernd Diepenseifen, KPMG AG bei der Erläuterung des aktuellen Global Automotive Executive Surveys, der die Zeit bis 2030 in den Blick nimmt. "Konnektivität wird die Standardausstattung von Fahrzeugen neu definieren. Autos werden stärker zu Datenkonsumenten und -produzenten. Die Bedeutung klassischer Zulieferer wird wachsen, wenn sie eine Vertrauensposition im Bereich Data & Cyber-Sicherheit halten oder ausbauen können." Es werde auf Sicht weniger Händler, aber mehr Servicebetriebe und Flottenbetreiber geben. Persönliche Mobilität und Logistik wüchsen zusammen. "Es wird weiterhin Verbrennungsmotoren geben, aber langfristig ist von einem etwa gleichgewichtigen nebeneinander der vier wesentlichen Antriebstechnologien auszugehen. Neben dem reinen Batteriebetrieb wird sich insbesondere auch die Brennstoffzelle etablieren."
Von der Kohlebürste zum Thermomanagement zeichnete Dr. Arno Roth, Vorsitzender der Unternehmensleitung, das Spektrum für die Schunk Group in Heuchelheim: "Wir sind ein Technologiekonzern mit großem Know-how. Die Automobilindustrie ist mit einem Umsatzanteil von etwa 40 Prozent unser wichtigster Kunde. Für sie produzieren wir technologisch anspruchsvolle Komponenten von der Kohlebürste und Bauteilen für das Thermomanagement von E-Motoren bis zur Klimakammer. Für Schunk sind die beiden Trends selbstfahrende Autos und E-Mobilität relevant. Speziell für unsere Division Sonosystems ist das selbstfahrende Auto ein Riesenthema, weil ein Fahrzeug dadurch viel mehr Sensoren und Aktuatoren benötigt. Sonosystems ist der weltweit führende Spezialist mit Systemlösungen für das Ultraschall-Metallschweißen. Und solche Systemlösungen braucht auch die Auto-Industrie. Im elektrischen Nervensystem des Autos, dem Kabelbaum, sorgen wir so für perfekte Verbindungen, millionenfach, weltweit. Auch bei der Elektrifizierung von Bussen ist Schunk stark involviert, zum Beispiel mit Smart Charging, unserer Ladeinfrastruktur für Elektrobusse. Das ist ein Wachstumsmarkt für uns. Bei jedem Halt bekommt das Fahrzeug über einen automatischen Stromabnehmer Strom zugeführt. So kann man in Städten Emissionen drastisch reduzieren. Der Bereich ist schon jetzt ein kleiner Umsatzbringer, der sich jedes Jahr verdoppelt, weil wir die Technik in Städte in der ganzen Welt liefern."
Dank VDE-Denkfabrik immer nah an den neuesten Technologien sieht sich Wolfgang Niedziella, Geschäftsführer VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut GmbH, Offenbach.
"Elektrische Sicherheit ist das Geschäft des VDE. Wir prüfen und zertifizieren, und zwar elektrotechnische Geräte, Komponenten und Systeme. Dabei sind wir ein Komplettanbieter und betreuen unsere Kunden von den Vor-Tests und Sicherheitsprüfungen für Genehmigungsverfahren zur Einführung neuer Produkte am Markt bis hin zu Lebensdauer-Tests. Dadurch sind wir eng eingebunden in alle neuen Entwicklungen am Markt, die mit Elektrotechnik und Informatik zu tun haben. Wir prüfen unter anderem auch E-Bikes und E-Roller. Und wir betreiben Batterieprüfzentren, die alles testen von der Zelle bis zu den großen Fahrzeugbatterien. Natürlich sind wir auch beim Thema Lade-Infrastruktur gut unterwegs. Da haben wir eine hohe Expertise. Schließlich muss man sicher sein, dass beim Andocken an einer Ladesäule niemand einen Schlag bekommt, auch wenn die Geräte, je nachdem wo sie installiert sind, rauen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind - von Regen und Frost bis zu üblen Remplern beim Einparken."
"Die Elektrifizierung unseres Produktportfolios ist ein wichtiger Teil unseres Strategie-Plans PACE", erklärte Christian Müller, Geschäftsführer Engineering der Opel Automobile GmbH. " Eines der zentralen Ziele ist es, das CO2-Ziel der EU von 95 Gramm für 2020 zu erreichen. Dabei wird die Elektrifizierung einen wesentlichen Beitrag leisten. Bis 2020 werden wir bei Opel vier elektrifizierte Baureihen auf dem Markt haben, dazu zählen der Grandland X als Plug-in-Hybrid-Fahrzeug und die nächste Corsa-Generation mit einer rein batteriegetriebenen Variante. Niemand kann momentan konkret vorhersagen, wie sich die Anteile der Antriebe entwickeln werden. Deshalb müssen wir flexibel bleiben. Und genau das tun wir mit unseren neuen, gemeinsamen Groupe PSA-Plattformen. Wir beschäftigen uns auch intensiv mit der Brennstoffzellentechnologie. Zuletzt hatten wir bis 2013 eine Testflotte von 30 Brennstoffzellenfahrzeugen auf deutschen Straßen bei Kunden im Einsatz. Es zeigte sich, dass sie genauso zuverlässig waren wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Die heute noch verbleibenden Herausforderungen für Brennstoffzellenautos sind die Kosten des Systems sowie die flächendeckende Infrastruktur mit Wasserstofftankstellen."
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