22. AvD-Histo-Monte mit zahlreichen Neuerungen
(Frankfurt am Main) - Mittlerweile zum 22. Mal startet Mitte Februar mit der AvD-Histo-Monte (12. - 16. Februar 2019) eine der traditionsreichsten Winterrallyes für klassische Fahrzeuge in Europa und eines der ältesten Oldtimer-Events in Deutschland. Nach 2012 führt die Strecke in diesem Jahr auch wieder durch Italien, wo die Teilnehmer am Finaltag einen überaus prominenten Mitstreiter werden begrüßen können: Miki Biasion, zweimaliger Rallye-Weltmeister, reiht sich ins Feld der AvD-Histo-Monte ein und fährt im seiner eigenen klassischen Lancia Fulvia, die Schlussetappe mit. Am Abend dann überreicht er den Siegern die Pokale. Biasion genießt bei italienischen Fans einen ähnlich legendären Ruf, wie ihn Walter Röhrl in Deutschland hat. Der inzwischen 61 jährige Italiener ist begeisterter Oldtimer-Fan, startet regelmäßig bei Rallyes mit historischen Fahrzeugen und besitzt selbst eine Lancia Fulvia. Während seiner Profikarriere war der aus dem norditalienischen Bassano del Grappa stammende Biasion einer der besten Rallyefahrer der Welt. Er gewann 1983 die Europameisterschaft, feierte 17 Siege bei WM-Läufen und holte als Werkspilot auf Lancia Delta Integrale 1988 und '89 den Weltmeistertitel. Später bestritt er unter anderem die Wüsten-Rallye Dakar und gewann zweimal die Truck-Wertung des Cross-Country-Weltcups.
Die 1993 erstmals veranstaltete AvD-Histo-Monte ist eine der anspruchsvollsten und faszinierendsten Gleichmäßigkeitsrallyes Europas für Oldtimer. Die viertägige Tour mit Ziel im Hafen von Monaco steht in der Tradition der 1911 gegründeten Rallye Monte Carlo. Auftakt, zu der von Fans kurz "Monte" genannten Veranstaltung, war früher eine Sternfahrt, ausgehend von verschiedenen Startorten zu einem Sammelpunkt in den Alpen. Die AvD-Histo-Monte folgt diesem Muster. Allerdings geht es nicht um Höchstgeschwindigkeit, die sportliche Entscheidung fällt auf sogenannten Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP). Die Teilnehmer legen insgesamt rund 1.800 Kilometer durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Italien und Monaco zurück, zum Teil über Wertungsprüfungen der originalen Rallye Monte Carlo und häufig bei winterlichen Bedingungen. Startberechtigt sind Old- und Youngtimer bis Baujahr 1995.
AvD-Histo-Monte 2019: Neuer Startort, neuer Prolog, neue Strecken
Für dieses Jahr hat das Organisatoren-Team eine komplett neue Strecke ausgearbeitet. Ebenfalls ganz neu: der Startort Rothenburg ob der Tauber. Mit ihrer weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Altstadt zählt die mittelfränkische Kleinstadt zu den weltweit bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Ihre Offiziellen haben aber offenbar auch ein großes Herz für klassische Automobile. Denn zum Check von Führerscheinen und Fahrzeugpapieren, der sogenannten Dokumentenkontrolle am 12. Februar, treffen sich die Teilnehmer im mittelalterlichen Rathaus. Die technische Kontrolle der Oldtimer führt der TÜV Süd auf dem Marktplatz durch, der die rund 80 Rallyeklassiker aus den Baujahren bis 1995 auch während der ersten Nacht beherbergen wird. Vor die Ruhe hat die AvD-Histo-Monte in diesem Jahr mit dem Prolog eine weitere Neuerung gesetzt. Die Startflagge dazu fällt am Abend ebenfalls mitten auf dem von prunkvollen Patrizierhäusern gesäumten Marktplatz. Auf dieser ersten, rund 100 Kilometer langen Schleife rund um Rothenburg, entlang der Tauber und durch die Weinberge bei Bullenheim, haben die Teilnehmer Gelegenheit, Fahrzeug und Equipment einer letzten Funktionskontrolle zu unterziehen, bevor es am nächsten Morgen auf die rund 1.800 Kilometer lange Tour nach Monaco geht.
Diese Neuerungen sind offenbar auch bei prominenten "Wiederholungstätern" auf wohlwollendes Interesse gestoßen: Als einer der Ersten hat sich Kabarettist Urban Priol angemeldet. Der scharfzüngige Mainfranke, bekannt unter anderem aus der Satiresendung "Neues aus der Anstalt", ist bei der AvD-Histo-Monte praktisch schon eine Institution. Er startet mit dem BMW 2000 tilux, mit dem er bei der zurückliegenden AvD-Histo-Monte den 17. Gesamtrang belegte.
Tag 2: Über die Ostalb und durch den Schwarzwald ins Breisgau
Tags drauf geht es für die Teilnehmer von Rothenburg ob der Tauber zur Mittagspause nach Freudenstadt und von dort zur Übernachtung nach Freiburg. Dazwischen überquert Deutschlands größte Winterrallye für Oldtimer den Schwarzwald - und schraubt sich in bis zu 1.241 Meter Höhe mit guten Chancen auf verschneite Straßen. Die Nacht wird für Teilnehmer der AvD-Histo-Monte 2019 nach dem Prolog am Vorabend kurz gewesen sein, wenn auf dem Marktplatz von Rothenburg die Startflagge zur ersten langen Tagesetappe fällt. Nachdem sie am frühen Vormittag des Mittwoch (13. Februar) die historischen Patrizierhäuser hinter sich lassen, richten die rund 80 Oldtimer ihre Motorhauben - je nach Modell auch Kofferraumhauben - zunächst Richtung Süden.
Nach einem Abstecher über Adelmannsfelden auf der Ostalb, steht nach knapp 300 Kilometern die Mittagspause zum ersten Mal in Freudenstadt auf dem Programm. Hier parken die mindestens 24 Jahre alten Klassiker auf dem größten Marktplatz Deutschlands, während sich Fahrer und Copiloten im benachbarten Turmbräu stärken. Anschließend klettert die Strecke in den Ausläufern des Schwarzwalds erstmals auf über 1.200 Meter Höhe. Verschneite Straßen könnten hier das Tagesklassement erstmals durcheinander wirbeln. Und auch gegen Ende der etwa 160 Kilometer langen Nachmittagsetappe nach Freiburg geht es wieder hoch hinaus. Eine Prüfung verläuft über den 1.241 Meter hohen Berg Kandel, in der Szene in Anlehnung die berühmteste Passstraße der Rallye Monte Carlo gerne "Deutschlands Col de Turini" genannt. Nur rund 100 Höhenmeter weniger misst die Passhöhe am Schauinsland. Die Passstraße galt bis 1984 als kurvenreichste Bergrennstrecke Deutschlands, auf der bis 1984 zeitweise sogar Europameisterschaftsläufe ausgetragen wurden. Vom Freiburger Hausberg ist das Tagesziel an den Thermen der Breisgau-Metropole, nur noch wenige Kilometer entfernt.
Tag 3: Von Deutschland nach Frankreich - mit schweizer Schlenker
Jeweils zu Beginn und am Ende der Donnerstag-Etappe (14. Februar) stehen jeweils zwei schmale Brücken über zwei der größten Flüsse Europas und 540 Kilometer Rallyestrecke. Kurz nach dem Start überqueren die Teilnehmer auf der normalerweise für Fahrzeuge gesperrten "Alten Brücke" den Rhein und gelangen ins schweizerische Rheinfelden. Vorbei am historischen Rathaus erreichen die Old- und Youngtimer Frankreich, wo die weitgehend neu gestaltete Strecke unter anderem am Fluss Doubs entlang nach Malbuisson führt. Am Nachmittag streift die Route Mouthe tief im Jura-Gebiet auf knapp 1.000 Meter Höhe den laut Statistik kältesten Ort Frankreichs. Da klingt die Aussicht auf ein Heißgetränk in der legendären "Tram Bar" in Confort wie eine verlockende Erlösung. Das kleine Restaurant in einem umgebauten Eisenbahnwaggon gehört schon seit Jahren zu den Fixpunkten der AvD-Histo-Monte als Wärmetankstelle. Das ist auch gut so, da das Roadbook für den weiteren Tagesverlauf noch zwei weitere Pässe mit hoher Schneewahrscheinlichkeit ins aufweist: den 1.144 Meter hohen Col de Bérentin und den nochmals rund 50 Meter höheren Col de Cuvery.
Der Rest der 220 Kilometer langen Nachmittagsstrecke bis ins Etappenziel Aix-les-Bains ist dagegen beinahe schon eine Spazierfahrt. Noch einmal fahrerische Präzision ist höchstens auf der sehr schmalen Brücke über die Rhone gefragt, die planmäßig bereits im Dunkeln und ohne die bei Tageslicht beeindruckende Sicht auf die umliegenden Berge passiert wird. Und wie schon bei den zurückliegenden Ausgaben der AvD-Histo-Monte werden die Vertreter der Stadt Aix-les-Bains die erschöpften Rallye-Teilnehmer offiziell willkommen heißen.
Tag 4: Königsetappe auf originalen Strecken
Am Freitag (15. Februar) folgt die 22. AvD-Histo-Monte über weite Strecken ihrem historischen Vorbild. Nach dem Restart in Aix-les-Bains steht so etwas wie die Königsetappe auf dem Programm. Auf ihr haben die Oldtimer in den französischen Seealpen einige der berühmten Wertungsprüfungen der Rallye Monte Carlo zu bewältigen. Schnee und Eis dürfte die anspruchsvolle, 530 Kilometer lange und über zahlreiche Pässe führende Tagesetappe für die Teams zusätzlich zu einer besonders großen Herausforderung machen. Bereits kurz nach dem Start geht es über den etwa 1.500 Meter hohen Mont Revard und den kaum niedrigeren Col de Marocaz. Es folgen Grenoble und Gap, die Rallye-Enthusiasten einen besonders klangvollen Namen haben sowie als besonderes Highlight eine GLP auf einer originalen Wertungsprüfung der Rallye Monte Carlo 2019. Vorbei am Lac de Serre Ponçon winkt nach 270 Kilometern die wohlverdiente Mittagspause in der Nähe von Crot. Anders als den beiden vorangegangenen Tagen können die Teilnehmer ab hier ihre dicken Jacken zumindest während der Fahrt ablegen. Denn allzu oft sind bei den zumeist mehr als 30 Jahre alten Oldtimern die Innen- und Außentemperatur nahezu identisch.
Die Nachmittagsetappe hat es mit rund 260 Kilometern also noch einmal in sich und führt erneut über ehemalige Wertungsprüfungen der Rallye Monte Carlo sowie durch die von der "Mutter aller Rallyes" bekannten Ortschaften Digne und Castellane. Die hereinbrechende Nacht erschwert den Teams die Bewältigung der letzten Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP). Entspannung verspricht erst das Tagesziel - Cannes-Mandelieu am Mittelmeer.
Tag 5: Finale
Am Schlusstag besucht die AvD-Histo-Monte Italien, zuletzt 2012 Bestandteil der Strecke von Deutschlands großer Winterrallye für Old- und Youngtimer. Von Cannes am Mittelmeer geht es durch die Seealpen unter anderem über den berühmten Col de Turini in die Region San Remo, wo in den 1970er Jahren Wertungsprüfungen der legendären Rallye Monte Carlo stattfanden. Nach insgesamt rund 1.800 Kilometern erreichen die Teilnehmer am Nachmittag schließlich das Ziel am prunkvollen Yachthafen Hafen von Monaco. Den feierlichen Abschluss bildet am Abend die Gala mit Siegerehrung. Sicherlich hat eine Klassikrallye durch Frankreich auch mit Genuss zu tun, doch die beiden Restaurants, die im Verlauf Schlussetappe am Samstag (16. Februar) angefahren werden, stehen nicht so sehr wegen ihrer kulinarischen Genüsse auf dem Streckenplan, sie genießen vielmehr in Rallyekreisen Kultstatus. Das erste heißt "Les Trois Vallées" und liegt exakt auf dem 1.607 Meter hohen Col de Turini, einem durch die Rallye Monte Carlo weltberühmt gewordenen Pass in den Seealpen nördlich von Nizza. Das zweite Restaurant ist unter dem Namen seiner Besitzer bekannt: Dall'Ava in San Romolo. In den Bergen oberhalb von San Remo gelegen.
Vor das zweite Frühstück bei Wirtin Laetitia vom "Les Trois Vallées" hat das Roadbook jedoch eine Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP) gepackt. Direkt nach der Pause wartet die nächste Prüfung, dieses Mal bergab in Richtung Le Moulinet. Die komplette Passstraße gehört als Teil der Rallye Monte Carlo zu den bekanntesten Wertungsprüfungen der gesamten Rallye-Weltmeisterschaft. Kurz darauf passieren die Teams auf dem wenig befahrenen Col de Vescavo die Grenze nach Italien. Noch vor der Mittagspause lauern zwei weitere Prüfungen mit großen Namen: Apricale-Bajardo und San Romolo. Im Zentrum dieses Rallye-Mekka: das Restaurant von Orlando und Davide Dall'Ava in San Romolo. Hier haben sich früher die Größen des Rallyesports die Klinke in die Hand gegeben. Unzählige Fotos, Andenken und Autogramme an den Wänden zeugen davon. Nach den rund 180 Kilometern der Vormittagsetappe genießen an diesem Samstag die Teilnehmer der AvD-Histo-Monte exklusiv die ausgezeichnete lokale Küche.
Da kommt es manchem Teilnehmer vielleicht gelegen, dass am Nachmittag nur noch der rund 60 Kilometer kurze Schlussspurt nach Monaco zu bewältigen ist. Zum Ausklang steht allerdings noch eine letzte GLP auf dem Programm, bevor es mit herrlichem Blick auf San Remo zurück an die Küste geht. Traditionell steht das Ziel der AvD-Histo-Monte am Yachthafen von Monaco - genau wie beim historischen Vorbild. Nach rund 1.800 Kilometern anspruchsvoller Rallyestrecke haben sich die Teilnehmer das Glas (alkoholfreien) Sekt zum Empfang redlich verdient. Den offiziellen Abschluss der 22. AvD-Histo-Monte bilden Galaabend und Siegerehrung im Hotel Pullman Casino Royal in Cannes-Mandelieu. Und wie gewohnt ist bei diesem Anlass mit der ein oder anderen Überraschung zu rechnen.
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