Pressemitteilung | Verband deutscher Pfandbriefbanken e.V. (vdp)

2001 wichtige Weichenstellungen für die Zukunft

(Berlin) - Die Hypothekenbanken sind gut für die Zukunft gerüstet - so der Präsident des Verbandes deutscher Hypothekenbanken, Karsten von Köller, auf der Jahrespressekonferenz am 16. April in Frankfurt am Main. Zwar werde 2002 erneut kein leichtes Jahr für die Branche, gleichwohl seien in 2001 wichtige Weichenstellungen für die Zukunft der Branche erfolgt.

Novelle des HBG

Allen voran nannte von Köller die für Mai erwartete Verabschiedung der Novelle des Hypothekenbankgesetzes (HBG) im Rahmen des 4. Finanzmarktförderungsgesetzes. Die Novelle des HBG stelle einen Meilenstein für die Hypothekenbanken dar. Erstmals werde es den Hypothekenbanken sowohl im Staats- als auch im Hypothekarkreditgeschäft möglich sein, außerhalb Europas, d.h. in den USA, Kanada und Japan zu agieren. Das Auslandsgeschäft, das insbesondere in der gewerblichen Immobilienfinanzierung aber auch im Staatskredit für manche Institute bereits heute eine maßgebliche Rolle spiele, werde damit einen weiteren Schub erhalten. Sowohl für die Schaffung neuer Ertragspotenziale als auch für die Diversifizierung von Risiko und Einnahmequellen sei dies ein bedeutender Schritt.

Aber auch die Qualität des Pfandbriefs werde durch die Eröffnung der Möglichkeit, Derivate in begrenztem Maße in Deckung nehmen zu können und der Einführung der barwertigen Deckungsrechnung, erneut gesteigert. Nach der Novelle werde das HBG - so der Verbandspräsident - in mancher Hinsicht wieder zu den fortschrittlichsten Hypotheken- und Pfandbriefgesetzen Europas zählen. Von Köller gab sich überzeugt, dass das HBG-basierte Pfandbriefsystem der Hypothekenbanken sowohl für die Bedeutung des Finanzplatzes Deutschland als auch für die im Vergleich zu anderen Ländern relative Stabilität des deutschen Immobilienmarktes gar nicht hoch genug geschätzt werden könne.


Basel II

Auch die Anpassung des regulatorischen Eigenkapitals an das wirtschaftlich notwendige Eigenkapital als Ziel der Neuordnung des Baseler Eigenkapitalakkords (Basel II) werde sich positiv auf die Branche auswirken. Basel II sei zu begrüßen, auch wenn aus Sicht der Hypothekenbanken noch wichtige Themen, wie insbesondere die Behandlung der Laufzeit von Krediten und die konsistente, adäquate Berücksichtigung von grundpfandrechtlichen Sicherheiten, offen seien.


Einbeziehung der Immobilie in den "Riester-Katalog"

Auch bei dem Ziel, die Immobilie als gleichwertiges Anlageprodukt neben anderen Anlageformen in der gesetzlich geregelten privaten Altersvorsorge zu etablieren, sei im Berichtsjahr ein bedeutender Schritt gelungen. Die eigengenutzte Immobilie sei über das sogenannte Entnahmemodell in den Anlagekatalog der Riesterrente aufgenommen worden. Auch wenn es gelte dieses Modell noch zu verbessern, so dürfe dies nicht den Blick darüber versperren, dass es gelungen sei, die in den Augen der Mehrheit der Bürger als wichtigste Vorsorge im Rentenalter geltende Anlageform in der gesetzlich geregelten privaten Altersvorsorge zu verankern.

Geschäftszahlen Januar bis Dezember 2001

Das schwierige Kapitalmarktumfeld sowie der unerwartet starke weltweite Konjunktureinbruch in 2001 seien - so von Köller - auch für das Geschäft der Hypothekenbanken nicht ohne Auswirkungen geblieben. Nach Jahren kontinuierlichen Wachstums sei das Neugeschäft zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen. Konkret seien mit 137,5 (154,8) Mrd. Euro 11,2% weniger Hypothekar- und Staatskredite zugesagt worden als in 2000.

Während das Wohnungsbau- und Gewerbekreditgeschäft (45,9 Mrd. Euro) um 1,8% zurückgegangen sei, hätte das Kreditgeschäft mit dem Staat und seinen Institutionen (91,6 Mrd. Euro) einen Rückgang um 15,3% verzeichnet.


Wachsende Bedeutung des Auslandsgeschäfts

Einziger Wachstumsmotor im Hypothekarkredit sei im abgelaufenen Jahr das Auslandsgeschäft gewesen. Während im Inland (31,6 Mrd. Euro) 5,8% weniger Hypothekarkredite zugesagt worden wären, hätten die grenzüberschreitenden Beleihungen (14,3 Mrd. Euro) um 8,5% gesteigert werden können. Im Gewerbekreditgeschäft fließe mittlerweile jeder zweite Euro ins europäische Ausland. Hauptzielländer der Mitgliedsinstitute des VDH seien Großbritannien, die Niederlande, Frankreich sowie Spanien. Alles in allem würde mittlerweile annähernd ein Drittel des Hypothekenneugeschäfts im Ausland generiert. Betrachte man die Darlehensbestände so entfielen rund 10% auf ausländische Beleihungen.

Die zunehmende Internationalisierung des Gewerbekreditgeschäfts der Hypothekenbanken in den vergangenen zehn Jahren habe dazu geführt, dass gewerbliche Beleihungen im Vergleich zu Wohnungsfinanzierungen - dem traditionellen Geschäft der Hypothekenbanken - an Bedeutung gewonnen hätten. So habe das Verhältnis Gewerbezusagen zu Wohnungsfinanzierungen im Berichtsjahr bei 57% zu 43% gelegen. Zum Vergleich: In den Jahren 1995 bis 1998 lagen die Wohnungskredite rund doppelt so hoch wie die gewerblichen Zusagen. Konkret seien im Berichtsjahr 26,2 (25,1) Mrd. Euro Gewerbekredite und 19,7 (21,6) Mrd. Euro Wohnungskredite zugesagt worden.

Im Wohnungsfinanzierungsgeschäft habe 2001 das im langfristigen Vergleich niedrige Zinsniveau eine Stütze gebildet. Belastet habe die schwache Wirtschafts- und Wohnungsbaukonjunktur, insbesondere die ansteigende Arbeitslosigkeit. Auch hätten wohl die in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechterten rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen wie das geänderte Mietrecht, die erhöhte Grunderwerbsteuer oder die auf 10 Jahre verlängerte Spekulationsfrist, nachgewirkt.

Der kräftige Rückgang (-15,3%) im äußerst margenschwachen Kreditgeschäft mit dem Staat und seinen Institutionen gründe nicht zuletzt darin, dass sich viele Institute hier angesichts eines schwierigen Kapitalmarktumfeldes bewusst zurückhielten.

Refinanziert worden sei das Kreditgeschäft der Hypothekenbanken im Berichtsjahr vor allem durch die Ausgabe von Hypothekenpfandbriefen (30,2 Mrd. Euro) und Öffentlichen Pfandbriefen (65,9 Mrd. Euro). Aktuell seien Pfandbriefe der Hypothekenbanken in Höhe von gut 660 Mrd. Euro in Umlauf - das sind drei Fünftel aller umlaufenden Pfandbriefe.

Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten - so der Verbandspräsident - zeigten sich die Vorzüge des Pfandbriefs als safe haven für die Investoren. Der Pfandbrief sei das größte Segment des deutschen Rentenmarktes. Auch in Europa sei der Pfandbriefmarkt der größte Bondmarkt, weltweit stünde er an sechster Stelle.


Bedeutende Marktanteile

Nicht nur was den Pfandbrief anlangt, auch in ihren sonstigen Kerngeschäftsfeldern könnten die Hypothekenbanken beachtliche Marktanteile vorweisen. So seien die Hypothekenbanken mit einem Marktanteil von 22,5% nach den Sparkassen der wichtigste Wohnungsfinanzierer in Deutschland. Im Gewerbekreditgeschäft liege der Marktanteil bei 45,1% und bei der Kreditvergabe an inländische öffentliche Haushalte würden die Hypothekenbanken mit einem Anteil von 55% dominieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband deutscher Hypothekenbanken e.V. Georgenstr. 21 10117 Berlin Telefon: 030/20915100 Telefax: 030/20915101

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