Pressemitteilung | Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE)

2001 ein erfolgreiches Jahr für die Ernährungsindustrie

(Bonn) - Die Ernährungsindustrie blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2001 zurück, in dem sie ihren Umsatz um nominal 5,1 Prozent auf 247,5 Mrd. DM (126,6 Mrd. Euro) steigern konnte. Allerdings geht der weitaus größte Teil des Umsatzplus nicht auf ein reales Nachfragewachstum, sondern auf höhere Erzeugerpreise zurück. Zudem waren reale Umsatzsteigerungen nur im Exportgeschäft zu verzeichnen.

Die Stagnation der mengenmäßigen Nachfrage im deutschen Markt war 2001 besonders deutlich spürbar. Der nominale Umsatz der Ernährungsindustrie im Inland stieg um 4,2 Prozent, real ergab sich ein Minus von 0,1 Prozent.


Kein Euro-Effekt bei der Preisentwicklung

Für den Preisanstieg bei Lebensmitteln im Jahr 2001 sind eine Reihe von Sonderfaktoren im Zusammenhang mit der BSE-Krise verantwortlich: stärkere Nachfrage nach höherwertigem Fleisch und Fleischwaren, nach Alternativen wie Fisch, Milchprodukten, Obst und Gemüse sorgte für den Preisanstieg. Zusätzlich haben Kostensteigerungen im Bereich Energie und Transport Preiserhöhungen erforderlich gemacht. Produktions- und Transportkostenerhöhungen durch die 4. Stufe der Ökosteuer haben sich auch im Preisindex für Januar 2002 mit +5,2Prozent niedergeschlagen – ebenso wie gestiegene Gemüsepreise aufgrund des Wintereinbruchs in Südeuropa.

Das Statistische Bundesamt hat zu Beginn dieses Monats nur bei wenigen Waren überhaupt Anhaltspunkte für den sogenannten „Euro-Effekt“ gefunden. Der intensive Wettbewerb bei Lebensmitteln hat im Zuge der Euro-Einführung vielmehr eine Reihe von Händlern veranlasst, auf breiter Front die Preise zu senken. Die Lebensmittelindustrie ist in Sorge, dass die Preisabwärtsspirale den desaströsen Preiswettbewerb des Handels wie in den Jahren 1999 und 2000 erneut in Gang setzen könnte. Das damals deutlich abgesenkte Verbraucherpreisniveau für Lebensmittel ist durch die Preisaufwärtsbewegung 2001 bisher noch nicht ausgeglichen worden.


Arbeitsplatzabbau fortgesetzt

Schleppende Nachfrageentwicklung auf dem Inlandsmarkt, intensiver Preiswettbewerb und weitere Belastungen der Produktionskosten zwingen die Unternehmen ständig zu weiteren Rationalisierungsprogrammen und Unternehmenskonsolidierungen. Auch 2001 ist in Folge des Strukturwandels der Branche die Zahl der Betriebe um 1,6 Prozent auf 6.035 zurückgegangen. Dies ging mit einem Arbeitsplatzabbau von 1,1 Prozent auf 547.885 Beschäftigte einher. In den vergangenen 10 Jahren sind so rund 75.000 Arbeitsplätze in der mittelständischen Ernährungsindustrie – von Politik und Öffentlichkeit kaum bemerkt - verlorengegangen.

Erfolg im Export

Dass die Ernährungsindustrie trotz dieser Entwicklungen auf ein insgesamt positives Jahr 2001 zurückblicken kann, liegt vor allem am weiter sehr erfreulichen Exportgeschäft. Der Auslandsumsatz stieg im zweiten Jahr in Folge um nominal 9,8 Prozent auf 47,3 Mrd. DM (24,2 Mrd. Euro). Selbst bei Berücksichtigung der gestiegenen Erzeugerpreise bleibt damit ein stattliches reales Wachstum von 6,2Prozent. Fast jeder fünfte Arbeitsplatz hängt heute vom Export der Branche ab. Die Partnerländer der EU sind weiter der wichtigste Absatzmarkt der Ernährungsindustrie. Drei Viertel aller Exporte gehen in den gemeinsamen Binnenmarkt, vor allem in die Niederlande, Frankreich und Italien. Mit einem Plus von 9,2 Prozent auf 35,5 Mrd. DM (18,2 Mrd. Euro) stiegen die Ausfuhren in die EU-Länder im vergangenen Jahr sehr dynamisch.

Positiver Trend aus Mittel- und Osteuropa

Besonders erfreulich ist, dass die Exporte in die Staaten Mittel- und Osteuropas nach einer Absatzflaute 2001 wieder um 15,3 Prozent anstiegen. In die zehn Beitrittsländer liefern deutsche Hersteller inzwischen Lebensmittel und Getränke im Wert von fast 3 Mrd. DM (1,5 Mrd. ) – das sind 6,2Prozent der Gesamtausfuhren der Branche. Aber auch die deutschen Lebensmittelimporte aus den Beitrittsländern sind im vergangenen Jahr stark auf rd. 3 Mrd. DM gestiegen. Das zeigt schon jetzt den hohen Wettbewerbsdruck, der in einer erweiterten EU auf die Ernährungsindustrie zukommt. Deshalb muss die Politik strikt auf die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen achten, dazu gehört insbesondere die kompromisslose Übertragung des Gemeinschaftsrechtes auf dem Gebiet der Lebensmittelsicherheit, der Hygiene und des Verbraucherschutzes.

Für die Ernährungsindustrie ist es überlebenswichtig, dass die Osterweiterung die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungsindustrie nicht verschlechtert. Bedrohungen gibt es, weil die EU-Kommission in der Vorbeitrittsphase als Gegenleistung für den Zollabbau in den Beitrittsländern auf Ausfuhrerstattungen bei verarbeiteten Lebensmitteln verzichten will. Die höhere EU-Rohstoffpreise würden sich so direkt in der Kalkulation niederschlagen und damit direkt zu Exporteinbrüchen führen.

Handelsstreit mit den USA lösen

Gefahren für den Export der Ernährungsindustrie liegen auch in einer möglichen Eskalation der Handelsstreitigkeiten zwischen EU und USA. Nach dem Schiedsspruch der WTO im Verfahren um die Steuererleichterungen, die die USA ihren Exporteuren (Foreign Sales Corporations, FSC) gewährt, kann die EU Strafzölle gegen die USA im Gesamtwert von bis zu 4 Mrd. US-Dollar verhängen. Die Ernährungsindustrie befürchtet, dass die EU insbesondere auch Lebensmittel und landwirtschaftliche Rohstoffe mit Strafzöllen belegen wird.

Rohstoffe aus den USA werden für eine große Vielzahl von Lebensmitteln dringend benötigt. Die Strafzölle würden zu einer gravierenden Rohstoffverknappung und -verteuerung führen, mit der Folge von Versorgungsengpässen und Preissteigerungen für die Verbraucher. Die Ernährungsindustrie mahnt die EU daher zu handelspolitischer Vernunft. Die EU sollte Geduld aufbringen und auf die USA weiter Druck ausüben, ihre FSCGesetzgebung WTO-konform umzugestalten.
Perspektiven 2002

Die Ernährungsindustrie stellt sich dem Jahr 2002 dennoch mit Optimismus. Die Hoffnungen für ein weiteres erfolgreiches Jahr ruhen in großem Maße auf dem Auslandsgeschäft. Die Produktpalette deutscher Anbieter bietet die besten Voraussetzungen für weiteres Wachstum, vorausgesetzt, die Politik gewährleistet die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen durch vernünftige Rahmenbedingungen.

Für einen Aufschwung auf dem deutschen Markt wären Impulse für die Binnenkonjunktur dringend erforderlich, um wieder reales Wachstum zu erzielen. Risiken gibt es auf der Preisseite, wenn der Handel sich von einer vernünftigen Preispolitik abwenden sollte. Um die Chancen unserer leistungsfähigen mittelständischen Unternehmen zu wahren, erwartet die Ernährungsindustrie von der Steuer-, Wirtschaftsund Arbeitsmarktpolitik klare Signale zur Verbesserung der unternehmerischen Rahmenbedingungen. Für mittelstandsgerechte Lösungen gilt es insbesondere, die Gesamtsteuerlast der Unternehmen im europäischen Vergleich schnell weiter zu senken und den Betriebsparteien mehr Spielraum bei Lohn- und Arbeitszeitfragen zuzugestehen. Dies würde zur Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen. Neue Impulse kann es aber - auch im Bündnis für Arbeit - nur geben, wenn die Lohnpolitik zur bewährten Formel der produktivitätsorientierten Lohnsteigerungen zurückfindet.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Telefon: 0228/308290 Telefax: 0228/3082999

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