2. Tarifverhandlungsrunde am Freitag (16. Juli) in Berlin / Beschäftigungssicherung statt mehr Lohn
(Frankfurt am Main) - Die rund 800.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sollen sich künftig auf eine ganzjährige Beschäftigung bei durchgehender Bezahlung verlassen können. Das hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt gefordert und im Gegenzug einen Verzicht auf höhere Löhne in Aussicht gestellt. Mit einem entsprechenden Angebot geht die Gewerkschaft am Freitag (16. Juli) in die zweite Tarifverhandlungsrunde für das Bauhauptgewerbe. "Wir wollen verhindern, dass die Beschäftigten je nach Witterung und Konjunktur eingestellt und wieder gefeuert werden", erklärte der IG BAU-Bundesvorsitzende Klaus Wiesehügel am 15. Juli in Frankfurt.
Zu diesem Zweck will die Gewerkschaft den Betrieben mehr Spielraum bei der Arbeitszeitverteilung geben. Einem Jahresarbeitszeitkonto sollen die geleisteten Überstunden gutgeschrieben werden, die dann bei schlechter Auftragslage oder im Winter "abgefeiert" werden können. Angesichts des hohen Konkursrisikos in der Baubranche müssen diese Arbeitszeitkonten nach Auffassung der IG BAU felsenfest gegen Insolvenz abgesichert werden.
Betriebe, die ihre Mitarbeiter in der kalten Jahreszeit nicht entlassen, sollen künftig einen Ausgleich bekommen. Statt höherer Löhne für die Beschäftigten sollen in diesem Jahr 2,2 Prozent der Bruttolohnsumme in einen Beschäftigungssicherungsfonds fließen. Ein Teil davon - 0,2 Prozent - wird benötigt für eine verbesserte Bekämpfung der illegalen Beschäftigung.
"Die Bauwirtschaft wird nur aus der Krise kommen, wenn wir neue Modelle wagen. Verlässliche Einkommen für die Arbeitnehmer stehen flexiblen Arbeitszeitmodellen nicht entgegen", erklärte Wiesehügel. Eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden ohne Lohnausgleich, wie sie die Arbeitgeber forderten, würde hingegen die Krise der Branche nur weiter verschärfen.
"Mit Forderungen nach längeren Arbeitszeiten und Verschlechterungen bei den Urlaubsbedingungen wird es zu keiner Einigung kommen", betonte Wiesehügel. Das Angebot der Gewerkschaft sei eine einmalige Chance, die krisengeschüttelte Branche zu stabilisieren. Der IG BAU-Vorsitzende bekräftigte seine Erwartung, dass diese Chance nicht vertan werden dürfe.
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